Heute in vier Wochen startet unsere Reise nach New York. Wir stecken in den letzten Zügen unserer Vorbereitungen und es fühlt sich ähnlich an wie bei meinen Schwangerschaften: Ich freue mich und bin gespannt, was uns erwartet. Gleichzeitig breiten sich allmählich leise Zweifel in mir aus, weil ich ahne wie extrem dieser Schritt unser Familienleben auf den Kopf stellen wird.
Lass jetzt los!
Was mir erstaunlich gut gelingt, ist das Loslassen von materiellen Sachen. Seit Wochen schon miste ich beharrlich aus und das fühlt sich überraschend gut an.
Die wertvollen Dinge haben wir bis auf wenige große Stücke (wie die Couch, Kleiderschränke oder unseren Standkühlschrank) verkauft. Jetzt kommt der „Augen-zu-und-durch-Part“, weil ich den Rest entweder verschenken oder zur Mülldeponie bringen muss.
In etwa drei Wochen muss das Haus nämlich komplett leer sein, damit der Maler an dem letzten Wochenende im Mai freie Bahn zum Streichen hat. Uns bleiben also wirklich nur noch wenige Tage zum Entrümpeln, weswegen wir jetzt ordentlich ranklotzen müssen.
Kann das weg oder sollen wir es noch behalten?
Das einzige, was mich gerade ausbremst, ist die Tatsache, dass wir es den Kindern noch nicht so extrem ungemütlich machen wollen und dass wir etwas Equipment für den Alltag, wie Küchenutensilien zum Kochen oder Schränke für unsere Sachen benötigen.
Ich fange also erst ab nächste Woche an, mich von den Küchenschränken (schon verkauft) und Küchenutensilien zu trennen. Die Woche darauf ist wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt, um alle Kleiderschränke zu verkaufen und aus Koffern zu leben. Wir haben ja jetzt schließlich vier.
Abschied und Trauer
Wesentlich schmerzhafter gestaltet sich das Loslassen von lieben Menschen für mich. Das Osterwochenende verbrachten wir bei meiner Familie im Osten und dann folgte der erste, sehr emotionale Abschied auf unbestimmte Zeit. Ich weiß nicht, wann und wie ich meine Mutter, meine Schwestern, meinen Bruder, meine Nichten und meine Neffen das nächste Mal sehen werde. Auf der Fahrt zurück nach Krefeld war mir übel vor Traurigkeit und ich ließ das erste Mal meinen Tränen so richtig freien Lauf.
Das wiederum bewegte das Mädchen sehr. Statt zu schlafen (wir fuhren nach dem Abendbrot los), wischte sie sich unentwegt die Augen. Da holte ich sie kurzerhand zu mir auf die Rücksitzbank und wir weinten gemeinsam. Ich hielt sie ganz fest und erklärte ihr, dass wir das schaffen. Weil wir uns haben und weil wir zwei mutige und starke Mädchen sind. Das schien sie etwas zu beruhigen. Zumindest schlief sie nach einer Weile fest an mich gekuschelt ein.
Lästiger Papierkram
Wer mich kennt, weiß, dass ich Papierkram lieber übermorgen als heute erledige. Deswegen kann ich mir stolz auf die Schulter klopfen, weil ich nahezu alle Kündigungen geschrieben und alle Papiere besorgt habe.
Damit mir nichts durch die Lappen geht, habe ich alle möglichen Checklisten fürs Auswandern im Internet durchforstet. Kann ich jedem in ähnlicher Situation empfehlen, weil mir sonst beispielsweise entgangen wäre, dass es ratsam ist übersetzte, beglaubigte Dokumente (wie Geburtsurkunden, Eheurkunde usw.) mitzunehmen.
Leider kann ich noch nicht hinter jeden Punkt auf meiner Papierkram-To-do-Liste ein Häkchen setzen, weil einige Behörden und Versicherungen zum Abschluss gerne eine Kopie der Abmeldebescheinigung hätten. Diese kann ich allerdings erst in der letzten Maiwoche einreichen (ich kann mich frühestens eine Woche vor Abreise abmelden), so dass ich leider durch die äußeren Umstände gezwungen bin, einige Dinge auf den letzten Drücker zu erledigen.
Andere Zwischenfälle
Zu allem Übel musste Thomas letzte Woche noch auf eine Messe nach Las Vegas, so dass ich mit den Kindern alleine war. Das hindert mich an sich schon am Arbeiten, aber um die Woche so richtig abzurunden, haben das Mädchen und ich uns eine Magen-Darm-Grippe eingefangen. Uns ging es unfassbar schlecht und ich war dankbar, dass ich den Bub einen Tag lang einer guten Freundin in die Hände geben konnte. Er spielte und war glücklich, während ich mich mit dem Mädchen ordentlich ausschlief und erholte. Wie gerne würde ich meine lieben Freundinnen mit in die Koffer packen…
Und was macht die neue Heimat?
Was New York beziehungsweise Larchmont anbelangt, gibt es derzeit keine Neuigkeiten.
Noch keine Bleibe
Wir haben noch keine Unterkunft, noch nicht mal eine temporäre. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Wohnungsmarkt in Larchmont recht übersichtlich ist.
Der Immobilienmakler, mit dem ich im Kontakt stehe, hat eine Liste mit 2- 3 Wohnungen, die für uns eventuell in Frage kommen könnten. Statt meine „Internetbekanntschaft“ mit den Wohnungsbesichtigungen zu beauftragen, haben wir uns entschieden sie selbst durchzuführen. Nur so bekommen wir ein Gefühl für die Größe, die Atmosphäre und die Umgebung. Und das ist uns wichtig, da wir für mindestens 12 Monate mieten müssen.
Für die ersten beiden Wochen nehmen wir uns wieder ein Airbnb. Wahrscheinlich irgendwo in Manhattan, weil es in Larchmont nix in unserer Preisspanne gibt und das Angebot in Manhattan deutlich üppiger ausfällt (durch die Hochhäuser gibt es dort wesentlich mehr Wohnungen pro Quadratmeter). Von da aus begeben wir uns dann auf Wohnungssuche in Larchmont. Keine Ahnung warum ich diesbezüglich nicht in Panik ausbreche, aber irgendwas in mir sagt: „Nor worries! Everything will be alright!“
Noch keine Schulanmeldung oder sonstiges
Dementsprechend bin ich mit dem Thema Schule auch noch nicht weiter. Aber da die Anmeldungen an den Schulen jederzeit problemlos – quasi auch einen Tag vor Schulbeginn – möglich ist, bereitet mir das ebenfalls keine Sorgen. Sobald wir eine Wohnung haben, ergibt sich der Rest von ganz allein.
Allerdings versuche ich in Kürze zumindest einen Platz in einem Sommercamp für das Mädchen zu reservieren. Das ist eine Art Ferienbetreuung in Larchmont von Anfang Juli bis Mitte August von 9 Uhr bis 15 Uhr und das fände ich großartig, damit sie sich ein paar Basics aneignet, bevor die Schule losgeht. Entspanntes Englischlernen bei Spiel und Spaß sozusagen.
Schlussgedanke
Hier bleibt es also spannend. Und wie Ihr wahrscheinlich mitbekommen habt, streckenweise sehr ruhig. Falls es in mir zu unruhig wird, schnappe ich mir das Rad und drehe mit dem Bub eine Runde. Frische Luft. Atmen. Mir für ein paar Minuten den Weg weisen lassen 🙂
Eure Kathrin