Bloggerin Susanna Gotsch (Babyplausch.de) zeigt in ihrem Erfahrungsbericht, dass es mit etwas Mut und einer zuverlässigen und liebevollen Betreuungsperson problemlos klappen kann.
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Kathrin
Zwei Jahre können wie im Flug vergehen und ich hätte nie gedacht, dass ich “so lange” stillen und mein Kind zum Einschlafen nichts anderes akzeptieren würde. Jedenfalls war ich der Annahme, es ginge nicht anders. Dann stand eines abends ein Termin an und es musste plötzlich ein neues Einschlafritual her.
Ich blickte diesem neuen Abschnitt mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Denn für mich und sicher auch für mein Kind war es ein schönes Ritual, sich abends gemeinsam in die Kissen zu kuscheln und so nah beieinander zu sein. Den Rest der Welt draußen vor der Tür zu lassen. Kein Lärm, kein Geschrei, nur ein gleichmäßiges Schluckgeräusch. Augenlider, die immer schwerer wurden, bis sie langsam zufielen. Regelmäßiger Atem. Und weg waren wir (denn oft bin ich gleich neben ihm eingeschlafen). Das ging fast zwei Jahre lang so, Abend für Abend.
Allerdings hatte ich allmählich das Gefühl, den sozialen Anschluss zu verlieren. Freunde zu treffen, war unter der Woche meist nur nach 20 Uhr möglich. Sport zu machen auch. Ich wollte endlich wieder etwas für mich tun und außerdem musste der besagte Termin von Berufs wegen wahrgenommen werden. Zeit also, dem Papa das Zubettbringen zu übertragen. An den Wochenenden klappte das mittags bisher ganz gut: Seit etwa vier Monaten wird Junior nach dem Mittagessen nicht mehr von mir, sondern von seinem Vater hingelegt, warum also nicht auch am Abend?!
Abend ist nicht gleich Mittag
Unsere Tagesmutter warnte mich jedoch: Abends sei das noch mal “eine ganz andere Hausnummer”. Da würde ihre Tochter heute noch – und sie ist sieben – Theater machen, wenn der Papa sie ins Bett bringt. Und auch unsere Nachbarin schilderte mir Horrorszenarien, in denen ihre Tochter mehrere Abende wild um sich und den Vater schlug, der versuchte, sie in den Schlaf zu begleiten. Ich stellte mich also auf das Schlimmste ein und überlegte, wie ich uns Eltern und unserem Kind den Übergang so angenehm wie möglich gestalten könnte.
Langsam beginnen
Wir entschlossen uns, bereits ein paar Tage vor dem Termin mit dem “Experiment” zu beginnen. Dem Kleinen von heute auf morgen unser abendliches Kuschelprogramm inklusive „Nuckeleinheit“ vorzuenthalten, erschien mir grausam – ich wollte anfangs lieber für den Notfall zur Stelle sein. Doch dann kam es ganz anders, als ich dachte, denn bei uns gestaltete sich das Zubettbringen durch den Papa vom ersten Abend an sehr unkompliziert.
Vorbereitung ist alles
Das einzige, was unser Kind anfangs brauchte: Ich musste mich von ihm verabschieden und die Wohnung durch die Wohnungstür verlassen. Das mag sich vielleicht seltsam anhören, doch unser Sohn ist extrem Mama-fixiert und hängt an mir wie eine Klette. Wenn wir zu dritt sind, ist Papa abgeschrieben und sobald ich außer Sichtweite bin, geht das große Geschrei los. Er rennt durch die Wohnung, sucht mich und wenn er mich entdeckt, will er sofort auf meinen Arm. Morgens, wenn ich zu Arbeit muss, ist es besonders schlimm. Doch sobald ich die Wohnung verlasse, kann er sich komplett auf Papa einstellen und ist die Ausgeglichenheit in Person. Das müsste am Abend doch auch funktionieren?! Gedacht, getan.
Am ersten Tag unseres Experiments versuchte ich Junior schon morgens klar zu machen, dass er abends mit Papa “Heia machen” würde. Er nahm es gelassen zu Kenntnis und widmete sich seinem Spiel. Am Nachmittag sprach ich das Thema erneut an, was wieder mit Stillschweigen kommentiert wurde. Hatte er mich nicht verstanden? Wollte er mich nicht verstehen? Keine Ahnung! Abends gab es dann eine seiner Lieblingsspeisen: Pfannkuchen mit Apfel-Mango-Mus. Schließlich wollte ich auf Nummer sicher gehen und ein sattes Kind zurücklassen.
Tschüss Mama!
Als die Schlafenszeit gekommen war, schnappte ich mir den Windeleimer und verabschiedete mich von meinen beiden Jungs mit „Mama bringt die Windeln weg und geht dann zum Sport“. Einmal dolle umarmen, einmal winken und zurück winken und die Tür fiel ins Schloss. Glücklicherweise erstreckt sich unsere Wohnung über zwei Etagen und ist auch über den Keller begehbar. Also schlich ich mich von unten wieder hoch und war erstaunt, wie ruhig es in der Wohnung war. Aus dem Kinderzimmer erklang leises Gebrabbel und Gekicher. Und auf einmal war Ruhe. Ohne Brust! Ich war baff. Gleichzeitig schossen mir viele Gedanken durch den Kopf. War alles nur Gewöhnung? Hätten wir schon früher damit beginnen sollen? Schnell schob ich alles wieder beiseite. Denn: So wie wir es gemacht hatten, war es für uns der beste Weg!
Wovon ich allerdings überzeugt bin: Wenn ich mich nicht verabschiedet hätte und einfach nur ins Wohnzimmer gegangen wäre, hätte Junior mit Protestgeschrei reagiert. Doch wenn er weiß, dass ich nicht mehr da bin, dann gibt es keine Tränen. Klare Ansagen und klare Verhältnisse sind also auch in punkto Schlafengehen wichtig!
Rituale sind wichtig, gerade beim Schlafengehen
Wir behielten den üblichen abendlichen Ablauf bei, schließlich sind Rituale gerade wenn es ums Schlafen geht besonders wichtig. Klar, dass Papa nicht alles haargenau so macht wie ich, das ist aber auch nicht nötig.
Nach dem Abendbrot folgt in der Regel eine kleine Spieleinheit, dann werden die Zähne geputzt. Anschließend ist Wickeln dran, Schlafanzug und Schlafsack anziehen. Dann gibt es eine kleine Gute-Nacht-Geschichte und das Licht geht langsam aus. Je nachdem, wie müde unser Kind ist, braucht es zwischen 10 und 30 Minuten zum Einschlafen. Dass es sich dabei an uns kuscheln möchte, stört weder mich noch den Papa.
Und das Beste zum Schluss: Als ich nach drei Tagen wieder mit dem Zubettbringen an der Reihe war, konnte auch ich unser Kind hinlegen, OHNE ihm die Brust zu geben, jedenfalls nicht zum Einschlafen. Abpumpen war auch nicht nötig. Kein Spannen, kein Ziehen und auch keine Hormonschwankungen. Die Milchproduktion hat sich von ganz allein reguliert. Jetzt gibt es nur noch einmal nachts etwas zu trinken. Und inzwischen muss ich auch nicht mehr die Wohnung verlassen – es reicht, wenn wir die Ansage machen, dass Papa heute dran ist, Mama zum Sport oder ins Kino geht und gleich wiederkommt…
Und ihr lieben Stillmamis da draußen, wann war es euch möglich das erste Mal abends wegzugehen? Erst nach dem Abstillen oder bereits früher? Wer hat euch unterstützt und wie habt ihr euch dabei gefühlt?
Ich freue mich auf regen Erfahrungsaustausch!
Eure Kathrin