Im Buch „Besucherritze“ schlägt die Autorin Eva Solmaz ihren Lesern einen „kleinen Selbstversuch“ vor (Text als PDF gibt es hier). Ein schräge Idee, denn dafür soll ein erwachsener Mensch an einem abgelegenen Ort aus Leibeskräften schreien, am besten 3 Tage lang. Nichts essen, nichts trinken – nur schreien und natürlich alleine bleiben. Um die Sache auf die Spitze zu treiben, fordert Eva nun ihre Leser in einem Gewinnspiel auf, ein Video von diesem Selbstversuch zu drehen.
Gesagt – getan. Hier unser Ergebnis:
Bei den Dreharbeiten ließ mich eine Frage nicht los:
Warum ist es so lustig, wenn sich ein gestandener Mann schreiend auf dem Boden rollt? Wahrscheinlich, weil wir genau wissen wie absurd und unreal solch eine Situation ist! Erwachsene können sehr gut alleine einschlafen. Babys nicht. Wir können einfach aufstehen und aufhören, wenn wir genug haben. Babys nicht. Ein Selbstversuch ist für uns nicht mehr als ein amüsantes Schauspiel. Für Kinder ist Schreien kein Spiel – es ist bitterer Ernst!
Schlafprogramme sind grausam!
„Denn für ein kleines Kind, dessen Überleben von der liebevollen Zuwendung einer Bezugsperson abhängig ist, sind diese Erfahrungen traumatisch. Für Babys ist schreien die einzige Möglichkeit, sich in einer schwierigen Lage zu helfen. Wird auf das Schreien nicht reagiert, führt das bei den Kindern zu massivem Stress. Das Kind erlebt große Angstzustände und fühlt sich verlassen. Es macht die Erfahrung, mit seinem Tun nichts bewirken zu können und keine Hilfe zu erfahren.
Durch Körperkontakt, liebevolle Zuwendung und Nähe können Kinder sich beruhigen, Stress abbauen und die Welt als gut erfahren. Sie spüren, dass sie geliebt und beschützt werden und dass sie Vertrauen in sich und in die Welt haben können. Schenke deinem Kind diese Erfahrung und höre auf dein Herz.“ (Eva Solmaz)
Einen ausführlichen Artikel zum Thema Schreien lassen und Schlaf-Lern-Programme findet ihr hier:
„Schlaflernprogramme – ein Blick hinter die Schreikulisse„
Comments 30
Liebe Kathrin!
Danke für dieses Video!! Ich bin schon in meiner Schwangerschaft auf Deinen Blog gestoßen…
Nun ist mein Sohn 10 Wochen alt und schläft bei mir im Bett…Ich stille ihn dann auch im Liegen, teilweise will er wirklich stündlich „ran“..
Stillkissen, er, dann komme ich.. Mein Mann fühlt sich nicht gestört.. Selten, dass er mal wach wird, weil unser Sohn weint..
Nun haben ihm andere Väter (-.-) den Floh ins Ohr gesetzt, dass es ja sonst wie schlecht ist, dass der Kleine bei uns schläft… Er müsse doch im eigenen Bettchen am besten im eigenen Zimmer schlafen… Sonst würde er ja verwöhnt…
Immer dieses „Sonst wird das Kind verwöhnt“ – ehrlich, da geht mir die Hutschnurr hoch!!! Als ob so ein kleiner Mensch schon wüßte, was verwöhnen ist…
„Ja aber wie soll denn das später werden?“ fragte mich mein Mann… „die anderen Väter meinten, es ist zwar 3-4 Nächte anstrengend, aber danach gehts..“
-.- er hört was von anderen und denkt, das ist das Ultimative.. Werd ihm mal das Video zeigen… hoffentlich kommt er zur Einsicht, dass das nicht der Weg sein kann…
Frohe Weihnachten wünsche ich Dir und Deiner Familie
Liebe Grüße Jannie
Ich hab mir gerade das Video angesehen. Mir fließen gerade die Tränen über die Wangen. Das ist so furchtbar! Wenn man an die ganzen Babys denkt, die das durchstehen müssen… Bei dem Gedanken kamen mir die Tränen. So hilflos das Baby und ich als Erwachsene, weil ich diese Kinder nicht davor bewahren bzw. helfen kann.
Meine Kleine (18 Monate) ist immer in meinem Arm eingeschlafen. Jetzt steh ich solange bei ihr am Bett bis sie eingeschlafen ist. Und das alles in Ruhe und Frieden und vor allem ohne Tränen. Und nachts kommt sie bisher jedesmal zu mir ins Bett gekrochen, kuschelt sich an mich und schläft weiter ohne mich zu wecken. Sie liegt jeden morgen so neben mir.
Author
Liebe Yvonne, als ich unser fertiges Video zum ersten Mal bis zum Ende sah, hatte ich auch Tränen in den Augen. Ein sehr emotionales Thema…
Euch wünsche ich weiterhin kuschelige Nächte. Schön, dass Du Deine Kleine nicht alleine lässt.
LG
Kathrin
Ich stehe diesem Thema im Moment recht zwiespältig gegenüber. Meine Zwillinge sind mittlerweile 15 Monate alt und wir hatten bis jetzt eine wechselhafte Einschlaf-Geschichte. Als Neugeborene haben sie aus praktischen Gründen nicht bei mir mit im Bett geschlafen, da habe ich sie entweder, wenn sie nach dem Stillen eingeschlafen waren, ins Bett gelegt und ggf. noch so weit beruhigt, dass sie wieder eingeschlafen sind. Mit zwei Monaten haben die beiden dauerhaft durchgeschlafen, mit vier Monaten war das leider von einem Tag auf den anderen wieder vorbei und ab Sommer, als es richtig heiß war, konnte ich sie auch nicht mehr bewegen, im eigenen Bett zu schlafen. Mittlerweile, ein dreiviertel Jahr später, ist mir mein Bett aber einfach zu klein geworden für drei Personen. Die beiden sind leider oft auch sehr quengelig, sodass ich als Notlösung sehr viel gestillt habe (15-20x am Tag war das Normale) und die beiden bei mir nur noch mit Stillen oder im Kinderwagen eingeschlafen sind. Vor einigen Tagen nun hatte ich die Nase mal voll und habe beschlossen, dass tagsüber nicht meht gestillt wird und die beiden ohne Brust in den Mittagsschlaf finden sollen. Das schöne daran ist, dass sie jetzt nicht mehr bei jeder Gelegenheit meine Brust wollen, aber beim ersten Mal hatten die beiden einen beachtlichen Wutanfall und mein Sohn hat stolze 1h20min geschrieen und erst in den letzten 15min hat er dann bei mir Trost und Nähe gesucht – vorher ist er immer wieder weg.
Als die beiden noch jünger waren, hätte ich so etwas nie gemacht, da wäre ich genauso fertig gewesen, wie die beiden, aber jetzt ist es anders für mich. Ich weiß, dass die beiden bei anderen (die ja nicht stillen können… 😉 ) manchmal ohne weiteres auf dem Schoß einschlafen und sie können jederzeit zu mir, aber ich lasse sie eben doch auch schreien; manchmal brauche ich nur „Schlaf, Kindlein schlaf…“ anzufangen und sie legen den Kopf auf meinen Bauch und schlafen fast sofort ein (so wie gerade eben), manchmal schreien sie aber auch so lange (glücklicherweise nicht mehr länger als 15min…), bis ihnen im Schreien schon die Augen zufallen… (so, wie heute Mittag).
Ich finde es erleichternd, wie es jetzt ist, weil sie oft viel schneller einschlafen, als an der Brust ( wo man ja nicht sein „nuckel“ aufgeben will 😉 ) und das Frustrationspotential meines Alltags deutlich gesunken ist, aber ich betrachte es nur als Notlösung.
Vielleicht ein bisschen wirr, was ich hier geschrieben habe, aber das wollte mir gerade von der Seele… Ich muss auch dazu sagen, dass ich alleinerziehend bin und deswegen eben niemand da ist, der mir beimSchlafengehen helfen könnte. Schon allein dadurch sind viele Tipps, wie man es sanfter machen könnte, schwer bis gar nicht umsetzbar für mich.
Fazit aus dieser neuen Situation ist für mich jedenfalls, dass es beim Thema Schreien lassen sehr auf das Alter des Kindes, das Wie und die Gesamtsituation ankommt – pauschal ablehnen tue ich es jetzt nicht mehr.
Author
Liebe Sarah,
ich unterstreiche Dein Fazit voll und ganz.
Herzlichen Dank für Deinen Beitrag!!
Liebe Grüße
Kathrin
Ihr denkt aber schon daran, dass ein Kind durch das Schreien auch seinen Körper wahrnimmt und seine Aktivität spüren kann. Schreien ist schließlich auch eine enorme Leistung, die als diese auch wahrgenommen werden kann. Das Schreien für ein Kind „bitterer Ernst“ ist, ist eine typische Interpretation der Erwachsenenwelt in der durch Schreien Aggressionen ausgedrückt werden. Aber wer schon mal vor Freude geschrien hat weiß wie stark der Körper sich darüber freut. Natürlich darf ein Kind nicht vor Einsamkeit schreien, aber hört doch mal auf es einseitig zu bewerten.
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Hallo,
Ich finde das Video richtig klasse! Ich bin grundsätzlich auch total gegen schreien lassen. Meine Tochter ist 8 Monate alt und lässt mich immer mehr zweifeln, sie schläft nicht viel in 24h schläft sie insgesamt 9h! Sobald sie weint bin ich bei ihr, nimm sie in den Arm, singe, Summe, laufe durch die Wohnung, klopfe auf den Po sanft, egal was ich mache, egal welche Tipps ich bekomme, nichts hilft. Ich bin fertig mit den Nerven und am Ende meiner Kräfte. Mein Mann unterstützt mich wo er nur kann, auch nachts. Wir sind beide echt fertig. Unsere Tochter ist ein sehr aktives Baby und am Tag zuckersüß! Sie schläft am Tag 2 Stunden insgesamt. Diese 2 Stunden teilt sie ein in eine Stunde vormittags und eine Stunde nachmittags. Alles kein Problem, doch kaum wird es abends, bekomme ich die Panik. Sie schläft früh ein um 19:00 und schläft exakt 2 Stunden, dann ist sie wach, bekommt nochmal Milch, schläft ein Extrakt 2 stunden, dann bleibt sie wach bis morgens um 8/9uhr. Sie hat ständig augenringe, im Kinderwagen schläft sie nicht, waren beim Arzt, alles super. Jeden Abend das gleiche Spiel, oft geht das sogar 12h lang! Dann ist sie immer übermüdet. Wir achten auf alles, dass sie genug Liebe und Zuwendung bekommt, viel draußen ist, wir lassen sie nicht schreien, lesen viele Ratgeber, reden mit Ärzten und Freunde, wir sind so verzweifelt. Wir versuchen sie so zu akzeptieren wie sie ist, aber mittlerweile schaffen wir es nicht mehr. Sie ist so ein tolles Kind und viel am lachen, aber wie gesagt sobald es abends wird.. Wir wissen nicht mehr weiter. Wir erwarten nicht, dass sie 12/13h schläft, wir erwarten auch nicht, dass sie abends 19:00 bis morgens 8:00 schläft. Wir erwarten, dass sie wenigstens abends und nachts 3-4 Stunden am Stück schläft. Wir wissen nicht, was wir falsch machen. Egal welche anderen Eltern wir fragen, hilfreich ist es nicht, denn wir bekommen sofort Beleidigungen oder Vorwürfe zu hören. Dabei wollen wir nach 5 Monaten endlich wieder 3-4 Stunden am Stück schlafen. Unsere Tochter hatte schon die ersten Monate mal gut geschlafen, nicht jede Nacht, aber immer wenn wir richtig fertig waren, hat sie zwei Nächte hinter einander gut geschlafen. Da konnten wir Kraft tanken. Das macht sie seit 5 Monaten nicht mehr. Können Sie uns einen hilfreichen Tipp geben? Wir wollen unsere Tochter nicht schreien lassen und nicht abgeben um schlafen zu können.
Liebe Grüße
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Hallo Kathrin, gerade erzählt mir eine Freundin von einem Telefonat mit ihrem Kinderarzt.
Der Grund des Telefonates: Sie hat Zwillinge im Alter von 11 Monaten. Die Beiden haben bisher nachts gut geschlafen. Zur Zeit sind beide aber sehr erkältet und eine der Beiden macht seit drei Nächten die Nacht zum Tag. Dann kam heute besagter Anruf beim Kinderarzt. Sie wollte Tipps haben, wie und ob das Schlafen wieder besser klappen würde. Der Kinderarzt antwortete Folgendes: „Drei Nächte schreien lassen und Oropax kaufen. Dann ist das Thema durch.“
Ich war erschüttert darüber, dass solche Tipps von einem Kinderarzt kommen. Ich habe meiner Freundin direkt den Link zu deinen Schlaf-Themen geschickt. Ich hoffe für die Kinder, dass sie sie auch liest und beherzigt.
Schlimm, und sowas von einem Kinderarzt.
Ganz gruselig, oder ?