Es gibt eine Sache beim Thema Kindererziehung, die mir schwer zu schaffen macht und zwar, wenn Eltern ihre Babys bewusst stunden-, ja nächtelang schreien lassen, damit sie das selbstständige Ein- und Durchschlafen lernen. Das ist grausam und unmenschlich, doch der vermeintliche Erfolg sorgt dafür, dass diese radikale Methode dennoch beliebt bleibt.
Ich frage mich, ob Mütter auch so handelten, wenn sie wüssten, dass ihre Kinder dabei gar nicht das Schlafen, sondern das Schweigen lernen. Kinder, die erkennen, dass ihr Schreien bedeutungslos ist, lernen irgendwann ihre ausweglose Situation stillschweigend zu ertragen. Nur damit sie nachts ruhig sind, lassen wir sie weinend zurück. Warum tun wir das unseren Kindern an?
Inhalt
Warum Babys Schreien
Babys müssen rufen, wenn sie etwas brauchen oder stört, denn ihr Überleben hängt von der Hilfe anderer Menschen ab.
Bevor ein Baby richtig laut schreit, sendet es mehrere, kleine Signale. Wenn es beispielsweise hungrig ist, wird es unruhig, dreht den Kopf hin und her, beginnt zu schmatzen oder auf seinen Fingerchen zu kauen. Werden all diese Signale übersehen, schreit das Baby, damit jemand unverzüglich reagiert – damit es nicht verhungert.
Das Schreien ist also die einzige Möglichkeit für ein Baby sich unmissverständlich bemerkbar zu machen und dabei so kräftezehrend für den kleinen Körper, dass es zweifellos nicht aus Langeweile geschieht oder weil es Mama an der Nase herumführen will. Schreit ein Baby hat es IMMER einen Grund.
Warum Schreien lassen so schrecklich ist
Für Mütter
Fangen wir bei den Müttern an. 95% der Mütter haben kein gutes Gefühl, wenn sie ihr Kind schreien lassen sollen.[1] Das ist verständlich, denn die Natur hat es so eingerichtet, dass wir bei intensivem Kinderschreien in Stress geraten. Es löst in uns den starken Impuls aus, das Kind auf den Arm zu nehmen und zu beruhigen (zu stillen).[2] Dieser natürliche Instinkt mobilisiert uns augenblicklich und sichert so schon seit Urzeiten das Überleben unserer Kinder.
Lassen wir ein Kind vorsätzlich schreien, handeln wir wider die Natur. Das passiert entweder, wenn Mütter schlichtweg überfordert sind – in dem Fall ist Schreien lassen wohl besser, als aus dem Fenster werfen oder zu Tode schütteln. Oder aber, „wenn sie – aus irgendeinem Grund – daran glauben, es sei von Vorteil, es schreien zu lassen.“[3] Trifft letzteres zu, leiden Mütter oft so stark mit, dass sie aufgeben und ihr Kind doch trösten. Manche bezwingen allerdings ihren Instinkt hartnäckig, indem sie sich beispielsweise vom Partner einschließen lassen.[4]
Für Kinder
Schreien lassen schädigt das Gehirn des Kindes
Beim Schreien wird u.a. das Stresshormon Cortisol freigesetzt, das toxische Werte erreichen kann, wenn ein Kind lange Zeit schreien muss und dabei auch noch alleine gelassen wird.[5] Anhaltendes, ungetröstetes Weinen, wie bei Schlafprogrammen üblich, erhöht die Cortisolwerte dauerhaft. „Die Liste der längerfristigen Auswirkungen von zu viel Cortisol auf den Körper ist lang“ (siehe auch: „Wenn Babys schreien gelassen werden„). Es kann beispielsweise die Entwicklung des Gehirnes beeinträchtigen und zu „einer Anfälligkeit für Depressionen, Angststörungen und stressbedingten körperlichen Erkrankungen“ führen.[6]
Schreien lassen tut weh!
Ganz davon abgesehen, dass ein Kind nach einer durchbrüllten Nacht völlig geschafft ist, aktiviert intensives Schreien Schmerzschaltkreise im Gehirn, so dass es tatsächlich körperliche Schmerzen erfährt.[7] Außerdem verursacht Verlassensein großen, seelischen Schmerz. Diese zum Teil traumatischen Erfahrungen können sich immens auf das emotionale Empfinden eines Kindes auswirken.
Schreien lassen erschüttert das Urvertrauen
„Das Urvertrauen ist notwendig, damit das Kind […] Nähe zulassen und sich geborgen fühlen kann“ (siehe auch: „Urvertrauen„). Vertrauen kann allerdings nur entstehen, wenn eine oder mehrere Bezugspersonen schnell und zuverlässig auf die Bedürfnisse eines Kindes reagieren – wenn das Kind erfährt, dass ihm und seinen Gefühlen Beachtung geschenkt wird. Wird sein Schreien permanent ignoriert, verliert es nicht nur das Vertrauen in sich und seine Kommunikationsfähigkeit, sondern auch in seine Umwelt.
Schreien lassen gefährdet die Bindungsfähigkeit
Ist das Vertrauen eines Kindes erschüttert, kann sich das negativ auf die Beziehung zu seinen Eltern auswirken. Der britische Bindungsforscher John Bowlby betont in diesem Zusammenhang, dass die Art der Bindung, die ein Kind zu seinen Eltern eingeht, Einfluss hat auf alle Beziehungen, die es im späteren Leben knüpft.
Bowlbys Theorie besagt, dass das Bindungsverhalten im ersten Lebensjahr ausgeprägt wird. […] Tritt hier bereits ein schwereres Problem auf, so kann es auch in zukünftigen Bindungen zu Schwierigkeiten kommen“ (siehe auch: „Gefahr für die Mutter-Kind-Bindung“).
Schreien lassen verhindert einen gesunden Umgang mit Stress
Babys sind äußerst stressanfällig und kaum in der Lage sich selbst zu beruhigen – diese Fähigkeit entwickelt sich erst mit zunehmendem Alter.[8] Sie brauchen Mitgefühl und körperlich spürbaren Trost, denn dieser bewirkt u.a. die Ausschüttung des Hormons Oxytocin, welches wiederum hilft die überschüssigen Stresshormone abzubauen. Ständige, emotionale Zuwendung in Angst- und Stresssituationen hilft dem kindlichen Gehirn langfristig wirksame Stressregulationssysteme auszubilden.[9]
Bleibt dieser Trost jedoch aus, lernt das Kind nicht angemessen mit negativen Gefühlen umzugehen. „Das kann bedeuten, dass es später oft überreagiert, „sich bei jeder Kleinigkeit aufregt“, sein Leben in ständiger Sorge verbringt und/ oder die meiste Zeit ärgerlich oder aufbrausend ist.“[10]
Warum werden Babys ruhig, wenn man sie lange schreien lässt?
Weil die Natur für Notfälle dieser Art einen Schutzmechanismus parat hält.
Reagiert absolut niemand auf das Schreien eines Babys, „erlebt das Baby Gefühle von Todesangst und Panik.“ Es weiß nicht, dass es sich an einem sicheren Ort befindet – dass es heute keine Gefahr mehr (z.B. durch Fressfeinde) gibt. Durch diese vehemente Angst wird „das Nervensystem, das für Kampf und Flucht zuständig ist, erregt. Da der Säugling aber weder kämpfen noch fliehen kann, reagiert das Gehirn mit einer Art Notlösung.“[11] Das Kind erstarrt (ähnlich dem Totstellreflex bei Tieren) und wird ganz still oder es schläft vor Erschöpfung ein. „Es fällt dann in einen depressiven und traumlosen Schlaf.“
Warum empfehlen so viele Menschen das Schreien lassen?
Dafür muss ich ein ganzes Stück zurück in die Vergangenheit, denn aktuelle Aussagen wie „Schreien kräftigt die Lunge“, „Schreien lassen hat noch keinem geschadet“ oder „Lass dich nicht von deinem Kind tyrannisieren!“ sind Relikte früherer Zeit, die sich bis heute in die Köpfe eingebrannt haben.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (Zeit der Industrialisierung) änderten sich die Lebensumstände der Menschen massiv und im Zuge dessen auch die Erziehungsphilosophie. „Die Erziehung diente damals in erster Linie der körperlichen und geistigen Gesundheit der Kinder [und] die Regeln für die Kindererziehung wurden immer strenger. […] Im Deutschen Kaiserreich (1871-1918) kam dann der endgültige Umschwung. Der Ton in den Erziehungsratgebern änderte sich drastisch. Er wurde gebieterisch und distanziert“ (siehe „Die Haarer ist Schuld„).
Dieser harte Erziehungsstil wurde von den Nationalsozialisten aufgegriffen und verbreitet. Zu den bekanntesten Büchern dieser Zeit zählt der damals führende Erziehungsratgeber „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ (J. Haarer). Die höchste Wertschätzung galt „einwandfreier Ernährung und tadelloser Reinlichkeit,“ ansonsten sollte ein Kind „vollkommen in Ruhe gelassen“ werden.[12] Gefühlsduseleien und Nähe waren absolut verpönt, Strenge und harte Führung gefragt.
Diese lieblose Behandlung galt selbstverständlich auch nachts und so finden wir klare Handlungsanweisungen für (laute) Nächte:
„Jeder Säugling soll von Anfang an nachts allein sein. Nun macht ja Kindergeschrei vor Mauern und Türen nicht halt. Die Eltern müssen dann eben alle Willenskraft zusammennehmen und […] sich die Nacht über nicht sehen lassen. Nach wenigen Nächten, vielfach schon nach der ersten, hat das Kind begriffen, dass ihm sein Schreien nichts nützt und ist still.“[13]
Es gibt zwei Dinge, die mich daran erschüttern. Erstens, dass bereits Neugeborene zu einer 8-stündigen Nachtruhe und zur Isolation gezwungen wurden. Zweitens, dass sich dieses Buch auch nach 1945 unter dem Titel „Die Mutter und ihr erstes Kind“ in fast jedem Haushalt der Bundesrepublik befand. „Die Publikation erreichte bis 1987 eine Gesamtauflage von ca. 1,2 Millionen“ (siehe auch „Johanna Haarer„). Dieser aus heutiger Sicht fürchterliche Pflege- und Erziehungsstil prägte demzufolge das Denken mehrerer Generationen (auch unserer) nachhaltig.
„Es mag schwer zu glauben sein, doch wollten auch die damaligen Eltern nur das Beste für ihre Kinder. Wir sind heute in der Position, dieses „Beste“ als inhuman und inakzeptabel erkannt zu haben. Im Nachhinein lässt es sich leicht (ver-)urteilen, doch damals war das hochmodern und wissenschaftlich“ (siehe „Die Haarer ist Schuld„). Höchste Zeit diesen Irrtum richtig zu stellen.
Was ist ein Schlaflernprogramm?
Schlaflernprogramme oder auch Schlaftrainings sind verhaltenstherapeutische Maßnahmen, die Kinder das selbstständige Ein- und Durchschlafen lehren sollen.
Wenn man so will, sind Schlafprogramme eine Fortsetzung der Vorgehensweisen früherer Tage. Doch anstatt das Kind von der ersten Stunde an einfach abzuschieben, setzte man nun auf „kontrolliertes Schreien lassen“ nach Stoppuhr.
Ferber-Methode
Das Ursprungsmodell, die sogenannte Ferber-Methode, wurde von Dr. Richard Ferber, einem amerikanischen Kinderarzt, in den 80iger Jahren vorgestellt. Seine Theorie besagt, dass Kleinkinder besser schlafen, wenn sie ohne elterliche Hilfsmittel wie Stillen, Tragen o.ä. alleine wieder einschlafen.
Um diese Einschlafhilfen abzugewöhnen sieht er vor, das Kind nach einem Abendritual wach in sein Bett zu legen und das Zimmer zu verlassen. Beginnt es zu weinen, darf nicht sofort darauf reagiert werden. Ein festgelegter Zeitplan gibt den Eltern vor, wie oft und wie lange sie sich dem Kind nähern dürfen. Erlaubt sind beruhigende Worte und Streicheln. Füttern oder aus dem Bett heben ist untersagt. Die Zeitintervalle, in denen die Eltern nicht beim Kind sind, werden schrittweise verlängert (auf max. 30 Minuten), bis das Kind aufgibt und schläft. Das Programm wird an den darauf folgenden Tagen so lange fortgesetzt, bis das Kind ohne Protest von alleine ein- und durchschläft.
„Jedes Kind kann schlafen lernen“
So lautet das grandiose Versprechen des wohl bekanntesten Schlaf-Lern-Buches im deutsprachigen Raum von Kast-Zahn und Morgenroth (1995). Es greift die Ferber-Methode mit einem abgewandelten Zeitplan auf (max. 10 Minuten schreien) und versichert verunsicherten Eltern, dass ihre „Kinder mit 6 Monaten elf Stunden hintereinander schlafen können und nachts nicht mehr zu trinken brauchen.“[14] Bei solch verlockenden Äußerungen wundert es kaum, dass dieses Buch es binnen kürzester Zeit zum Bestseller schaffte.
Das irreführende an dieser Lektüre ist die Vermischung von richtigen Erkenntnissen über den Schlaf und unhaltbaren Behauptungen, z.B. dass späte und sättigende Mahlzeiten das Durchschlafen fördern. Die Theorien überzeugen, schließlich haben ein Kinderarzt und eine Diplom Psychologin „wissenschaftliche“ Beobachtungen zusammengetragen und der Leser bekommt durchweg das gute Gefühl vermittelt: „Sobald Ihr Kind die neue Schlafgewohnheit gelernt hat, geht es Ihnen und Ihrem Kind besser.“[15] Letzteres lässt sich kaum prüfen.
Ich bekomme allerdings ein wahnsinnig schlechtes Gefühl an den Stellen, an denen krasse Reaktionen auf das Schlafprogramm lapidar abgetan werden. Da ist z.B. Pascal, der sich mit 12 Monaten „fünfmal hintereinander den Finger in den Hals steckte und erbrach“. Laut Autoren benutze er „das Erbrechen als Mittel, um seinen Willen zu bekommen“ und so war es wichtig ihm dieses Verhalten schnell abzugewöhnen. Denn „hätte er damit Erfolg gehabt, wäre die Versuchung groß gewesen, es auch in Zukunft auf diese Weise zu versuchen.“[16] Wenn ich so etwas lese, wird mir richtig übel.
Gudrun von der Ohe fast treffend zusammen: „Dieses Buch ist eine traurige Widerspiegelung unserer Gesellschaft im Umgang mit den Kindern“.[17]
Die Kehrseite der Schlaflernprogramme
Warum sollten sich Eltern gegen ein Schlaflernprogramm entscheiden, wenn ihr Kind doch innerhalb kürzester Zeit friedlich alleine schlummern kann? Ganz einfach, weil diese Methode Kindern eben nicht das Schlafen beibringt. „Kinder wachen nachts nach wie vor auf, sie machen sich nur nicht mehr bemerkbar. Resignation ist kein Durchschlafen und aus psychologischer Sicht mindestens bedenklich“ (siehe auch „Babys schreien lassen zum Durchschlafen“).
Babys schlafen nicht durch!
Kinder haben wie Erwachsene im Laufe einer Nacht mehrere Schlafzyklen, in denen sich Tief- und Traumschlafphasen (REM-Schlaf) abwechseln. Alle Menschen, ob groß oder klein, wachen also mehrmals in der Nacht auf, nur bemerken wir Erwachsenen das kaum.
Kleinstkinder wachen allerdings leichter und zudem häufiger auf, denn der Leichtschlafanteil beträgt bei Babys zwischen 0-3 Monaten 45 – 50% (bei Erwachsenen 20 – 25%) und „erst im Alter von 2-3 Jahren sinkt der hohe Anteil an REM-Schlaf auf das Niveau eines Erwachsenen.“[18]

Mit wachsender Reife sinkt der Bedarf an REM-Schlaf.
Bildquelle: http://www.jameda.de/gesundheits-lexikon/schlaf/
Dieses kindliche Schlafmuster ist also naturgegeben und nicht das Ergebnis schlechter Gewohnheiten (Tragen, Stillen, o.ä.), wie Schlafratgeber uns vermitteln wollen. Es lässt sich demzufolge nicht durch Schlafprogramme beeinflussen und das geben selbst die Experten der Schlaf-Lern-Bücher zu: „Ihr Kind wird zwar nach wie vor nachts wach. Es kann nun aber ohne Ihre Hilfe wieder alleine einschlafen.“[19] Ob ein Baby das tatsächlich kann, bleibt fraglich. Fakt ist, dass es alleine wieder einschlafen muss, denn Hilfe wird es wohl keine erhalten.
Kinder müssen das Schlafen nicht lernen
Bücher wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“ vermitteln den Eindruck, dass sich Kinder unnormal verhalten, wenn sie mit 6 Monaten noch nicht durchschlafen und nachts die Anwesenheit ihrer Eltern wünschen. Das Kind müsse dann nur mit etwas Willenskraft von seinen Marotten befreit werden – es müsse das Schlafen nur lernen – und schon seien alle „Schlafprobleme“ passé.
In dem Artikel „Warum Babys nicht durchschlafen“ habe ich bereits ausführlich erläutert, dass nicht unsere Kinder ein Problem haben, sondern wir Erwachsenen bzw. unsere Gesellschaft. Unsere Kinder können schlafen, sofern wir ihnen die Rahmenbedingungen zugestehen, die sie für ein gutes Einschlafgefühl brauchen. Und dazu gehört nun mal körperliche Nähe. Zum einen, weil es genau wie Essen ein Grundbedürfnis ist und zum anderen, weil es unseren Sprösslingen spürbare Sicherheit verleiht, wenn sie aufwachen.
Weinende Babys sich selbst zu überlassen ist nicht artgerecht und führt deshalb zu unerbittlichen Kämpfen. „Wenn wir fordern, dass sie alleine schlafen, dann verlangen wir etwas, was ihren grundlegensten Instinkten widerspricht.“[20] Nur unter Tränen – wenn überhaupt – erreichen sie das Ziel. Das traurige dabei ist, dass „ihnen nicht bei etwas geholfen wird, das sie lernen wollen, weil sie dazu bereit sind: sie haben einfach keine andere Wahl.“[21]
Schweigen ist nicht immer gold
Das Schreien eines Babys verstummt, wenn seine Bedürfnisse erfüllt werden oder es aufgibt. Auf letzteres zielen Schlafprogramme ab: solange durchzuhalten bis das Kind sich seinem Schicksal beugt. Doch ist es wirklich ein Erfolg, wenn ein Kind aufhört seine Bedürfnisse zu äußern? Wenn es schweigt, anstatt seinem natürlichen Instinkt zu folgen und nach seinen Eltern zu rufen?
Ein Baby, das nach einem erfolgreichen Schlaftraining nachts alleine in seinem Zimmer erwacht, hat nach wie vor Ängste und Bedürfnisse. Möglicherweise sogar noch viel mehr als vorher. Bestenfalls wird es erneut versuchen sich bemerkbar zu machen. Vielleicht wird es ihm aber auch gelingen, seine Gefühle (zumindest nachts) nicht mehr zu äußern. Ist es das, was wir wollen?
Es gibt keine Erfolgsgarantie
Besonders willensstarke Kinder können über sehr langen Zeitraum ausdauernd schreien, ohne dass der gewünschte Schlaferfolg eintritt. Sie lassen sich einfach nicht „ferbern“, sondern protestieren jedes Mal erneut und heftig(er). In diversen Foren gibt es Erfahrungsberichte von Müttern, die das Schreien irgendwann nicht mehr ertrugen und aufhörten. Ich fand allerdings auch viele Kommentare von Frauen, die sich gegenseitig mit ganz bizarren Tipps und Tricks (gegen Erbrechen oder Ohnmachten) ermutigten am Ball zu bleiben. Laut Kast-Zahn/ Morgenroth dauert es „nur in Ausnahmefällen länger als zwei Wochen“ bis Kinder „die neue Gewohnheit“ lernen.[22] Diese Aussage bestätigt, dass es Kinder gibt (wie viele bleibt unklar), die lange und verbissen kämpfen und das ist schlimm genug.
Erfolgreich „behandelte“ Kinder werden nicht selten in schwierigen Phasen (wie Zahnen, Krankheit, Umzug o.ä.) wieder „rückfällig“. Wer den Kurs beibehalten möchte, muss das Schlaftraining also immer wieder aufs Neue starten.
Jedes Kind ist einzigartig
Schlaf-Lern-Bücher sind keine Allheilmittel! Kinder sind zu individuell, als dass wir sie nach einer universellen Bedienungsanleitungen programmieren könnten. Manche Kinder brauchen extrem viel Nähe, andere bevorzugen ein eigenes Bett. Manche Babys schlafen schon von Geburt an durch, andere wachen jahrelang regelmäßig auf. Ob schneller Durchschläfer oder hibbeliger Daueraufwacher – Kinder sind gut so wie sie sind!
Es ist außerdem nicht vorhersehbar, wie Kinder auf Schlaflernprogramme reagieren. Was, wenn ausgerechnet dein Kind sehr stark unter dieser Methode leidet?
Hätten Schlafprogramme bei jedem Kind schnell und unkompliziert angeschlagen, gäbe es diese hitzigen Debatten um dieses Thema nicht! Warum also eine Schlaftherapie riskieren, wenn nicht klar ist, welche Konsequenzen zu erwarten sind und ob sie überhaupt wirkt?
Ich kenne Schlafmangel
Ich weiß genau wie anstrengend und nervenaufreibend Schlafmangel sein kann, denn mit unserem Mädchen habe ich schon unzählige, schlaflose Nächte durchlitten und heute (mit zwei Jahren) schläft sie immer noch nicht durch. Manchmal war ich total frustriert und hab sie (und Thomas) genervt angemault. Ab und zu habe ich probiert, sie nicht durch die Wohnung zu tragen (etwas, wonach sie ausdrücklich verlangt, wenn es ihr richtig schlecht geht) und habe sie stattdessen einige Minuten auf meinem Schoß weinen lassen. Doch dann weinte sie nur noch heftiger.
Und wenn sich dieses kleine, wimmernde Häufchen Elend dann erleichtert an mich klammerte und schnell beruhigte, wenn ich sie fest in meinen Armen hielt und trug, wusste ich genau, sie macht es nicht um mich zu ärgern, sondern weil sie wirklich etwas plagt.
Ich sehe es als meine Aufgabe Zeit und Geduld aufzubringen, damit sich unsere Tochter ganz in ihrem eigenen Tempo entwickeln kann. Damit sie sich auch nachts sicher und geborgen fühlt. Das ist je nach Arbeitspensum und Anzahl an schlaflosen Nächten nicht immer einfach, aber eben auch nicht unmöglich.
Schlussgedanke
Ich gehe davon aus, dass Schlaflernprogramme nicht angewendet werden, um Kindern bewusst Leid zuzufügen. Vielmehr ist es die Verzweiflung, die langanhaltender Schlafmangel mit sich bringt oder der Glaube, es sei das beste für alle Beteiligten.
Es wird einem Baby sicherlich nicht schaden, wenn es ein paar Minuten meckern muss, weil Mami noch essen oder sich einfach mal kurz ausruhen möchte. Weinend allein gelassen zu werden und zwar über längeren Zeitraum, wirkt sich jedoch negativ auf die Entwicklung und seelische Gesundheit aus – in diesem Punkt ist die Forschung einig.
Es ist sehr verlockend Kinder zum „selbstständigen Schlafen“ zu erziehen, schließlich scheint es oft zu klappen. Doch warum dem Kinde etwas unter Tränen und Stress (für alle Beteiligten) abverlangen, was es mit etwas Ausdauer und Gelassenheit ganz von alleine schafft?
Eine Antwort darauf habe ich nicht. Bei meiner Recherche zu diesem traurigen Thema bin ich jedoch auf diese wundervollen Worte von William Sears gestossen, die viel mehr als nur eine Antwort sind:
„Vertraue deinem Kind – vertraue darauf, dass es schreit, weil es ein Bedürfnis hat. Vertraue dir selbst, wenn du fühlst, dass Du auf das Schreien eingehen musst. Vergiss nicht, dass es eine Person ist, die weint.“[23]
Weitere Links
Bergsterman.de: „Seit wann müssen Kinder das Schlafen lernen?“
(Es geht um die Entstehung von Schlaftrainings.)
Geborgen Wachsen: „Wenn Babys Schreien gelassen werden – was passiert in Babys Körper“
Geborgen Wachsen: „Familienschlaf: darauf kann ich achten um mit Baby Schlaf zu finden“
Rabeneltern: „Die Hauptkritikpunkte am Bestseller „Jedes Kind kann schlafen lernen“ und am sogenannten „Ferbern““
Lüpold Sibylle: „Kinder brauchen uns auch nachts – Warum Schlafprogramme nicht empfehlenswert sind“
Und hier noch unser Video „Ein kleiner Selbstversuch“ nach Eva Solmaz‘ „Besucheritze“:
- Sears, William: Schlafen und Wachen (2005), S. 77.↵
- Lüpold, Sibylle: Ich will bei Euch schlafen(2007), S. 24.↵
- Lüpold, Sibylle: Ich will bei Euch schlafen(2007), S. 25.↵
- Kast-Zahn/ Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen (2003), S. 102.↵
- Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 40.↵
- Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 42.↵
- Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 38.↵
- Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 45.↵
- Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 27.↵
- Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 27.↵
- Solmaz, Eva: Besucherritze (2013), S. 29.↵
- Haarer, Johanna: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind (1934), S. 160.↵
- Haarer, Johanna: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind (1934), S. 166.↵
- Kast-Zahn/ Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen (2003), S. 103.↵
- Kast-Zahn/ Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen (2003), S. 163.↵
- Kast-Zahn/ Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen (2003), S. 99.↵
- Dr. med. Gudrun von der Ohe, Ärztin, Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Hamburg↵
- Sears, William: Schlafen und Wachen (2005), S. 20.↵
- Kast-Zahn/ Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen (2003), S. 21.↵
- Lüpold, Sibylle: Ich will bei Euch schlafen(2007), S. 11.↵
- González, Carlos: In Liebe wachsen (2005), S. 163.↵
- Kast-Zahn/ Morgenroth: Jedes Kind kann schlafen lernen (2003), S. 93.↵
- Sears, William: Schlafen und Wachen (2005), S. 81.↵
Comments 111
Also beim Schlaflernprogramm nach Kast Zahn werden Kranke oder zahnende Kinder auch nicht schreien gelassen. Ich halte es auch für fahrlässig sein Kind schreien zu lassen, aber es gibt definitiv grenzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Kinder bis sie drei sind oder länger bei uns im Bett schlafen oder in unsrem Zimmer. Unsere Partnerschaft würde drunter Leiden. Sex neben den Kinder ist bei uns nicht drin.
Außerdem empfinde ich gewisse Regeln und Grenzen auch im Kleinkindalter als angemessen und diese Programme helfen nun mal verzweifelten Eltern, die seit langem keine ruhige Nacht mehr hatten. Ist die Bindungsperson über den Tag hinweg für das Kind ansprechbar, erreichbar und erfüllt seine Bedürfnisse angemessen und promt sollte das Bindungsverhalten durch Schreiprogramme auch nicht gestört werden. Meine Meinung.
Author
Das ist richtig und ich habe auch nicht das Gegenteil behauptet, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass viele Kinder nach Krankheiten o.ä. Ausnahmesituationen wieder rückfällig werden und das Schlafprogramm erneut gestartet werden muss.
Es ist nicht wichtig ein Kind im eigenen Bett schlafen zu lassen, ich kann verstehen, dass das nicht jeder möchte. Meiner Meinung nach ist es aber wichtig, ein Kind nicht über langen Zeitraum alleine schreien zu lassen und nach anderen Lösungen zu suchen. Anregungen gibt es bald in einem neuen Artikel.
Wie und in welchem Ausmaß das Bindungsverhalten gestört wird, ist von vielen Faktoren abhängig. Da gibt es keine mathematische Gleichung nach der wir berechnen können, wie viel oder wenig Zuwendung gut oder schlecht ist. Fakt ist, dass Kinder in den ersten Lebensjahren eine zuverlässige Bezugsperson brauchen – am Tage wie in der Nacht.
Den Eltern wird vielleicht „geholfen“, doch was ist mit den Kindern? Warum heißt es immer „die armen Eltern“, warum nicht „die armen Kinder“? Wir sind als Eltern stärker und gefestigter und können viel mehr aushalten. Wir reden hier von einem Zeitraum des Babyalters, der im Verhältnis zum restlichen Leben kurz ist, jedoch starke Prägungen für das ganze Leben setzt.
Wir haben unsere Kinder nie schreien lassen.
Für uns war eine tolle Lösung, unseren beiden älteren Kindern (2 und 4) ein großes Bett 180×200 ins Zimmer zu stellen (im Hinblick auf unseren Jüngsten (4 Monate) wäre jetzt ein noch breiteres Bett gut…):
So können wir uns zum ins Bett bringen zu den Kindern legen, haben aber auch unser Bett für uns (also, sobald der Kleene – mit etwa einem Jahr – nicht mehr gestillt wird und bei den anderen im Zimmer schläft).
So schlafen wir alle besser.
Wenn eins der Kinder nachts aufwacht, hören wir das durch die offenen Türen und sind sofort da. Es ist ganz selten, dass sie nachts zu uns rüber kommen, aber wenn, ist das völlig in Ordnung.
Da ich unter der Woche allein mit den Kindern bin, bin ich sehr dankbar, wieder deutlich tiefer schlafen zu können.
P.S. Wir haben anfangs ein Dinkelspreu-Stillkissen (schwer) zwischen den beiden gehabt, damit mein Ältester (damals 2 1/2) nachts nicht auf seine Schwester (damals 1) draufgerollt ist. Aber mittlerweile ist sie groß genug, um ihn ggf. wieder wegzurollen und oft kuscheln die beiden sich im Schlaf aneinander.
Ich frage mich immer,wie die Eltern beurteilen können,dass das Kind vom Schlafprogramm „keinen Schaden “ bekommen hat?
Ganz oft wird dies erst viel später sichtbar .
Die Kinder werden rückfällig,das Programm ,muss immer wieder durchgeführt werden-hat es dann gewirkt?
Mich würden wirklich mal Langzeitstudien zu diesem Thema interessieren.
Außerdem kann man es doch wohl kaum als hilfreich bezeichnen,wenn mein Kind über Stunden schreit und dann plötzlich verstummt.
Wie entspannt kann ich denn dann schlafen?
Zum Thema Sex,kann ich nur sagen:es gibt doch wohl nicht nur das Bett ?wäre ja auf Dauer auch ziemlich langweilig.
Eltern sollten versuchen für sich Lösungen zu finden,um entspannt und ausgeglichen zu sein.ich bin gespannt auf deinen Artikel,Kathrin!
Mein Chefin meinte mal zu mir:“Es sind nur 10Jahre wenig schlafen,dann wird es besser!“
10 Jahre?da war ich doch etwas erschrocken!
Aber sie hat recht,ich erinnere mich noch gut,dass ich auch noch ab und zu im grundschulalter das Bett meiner Eltern besucht habe oder durch kranksein,meine Eltern vom schlafen abgehalten habe!
Schön und tröstlich ist es zu wissen,dass es allen Eltern und Kindern mal so geht!
Was hältst du hier von?
http://www.rabeneltern.org/index.php/wissenswertes/schlafen-wissenswertes/1221-besser-schlafen-im-familienbett
Author
Im Prinzip ist Gordon’s Programm ja ein nächtliches Abstillprogramm (bzw. Entwöhnen von nächtlicher Nahrung), wenn ich das richtig verstehe!? Ich finde gut, dass Gordon nächtliches Stillen & das Familienbett auch über das 1. Lebensjahr hinaus gut heisst und nur empfiehlt etwas zu ändern, wenn die Eltern das wirklich wollen. Ich finde gut, dass er darauf hinweist: „es ist nicht einfach, es ist nicht in kürzester Zeit getan und es wird für einige Nächte laut und herzzerreißend sein… oder auch für ein paar Nächte mehr.“ Und mir gefällt an seinem Programm, dass Kinder in der Zeit der Veränderung nicht alleine gelassen werden. Dass sie weiterhin durch die Anwesenheit der Eltern (streicheln, erzählen etc.) beruhigt werden sollen.
Als Stillberaterin, kann ich der Aussage „Einjährige können ohne weiteres sieben Stunden (oder mehr) ohne Nahrung auskommen“ allerdings nicht zustimmen. Das lässt sich so nicht verallgemeinern. Manche Kinder lassen sich sehr viel Zeit mit der Beikost und bevorzugen auch nach dem 1. Lebensjahr Muttermilch als Sattmacher. In Phasen, in denen unser Mädchen feste Nahrung verweigerte und dafür (auch nachts) viel stillte, war ich sehr froh darüber, da ich mich nie sorgen musste, ob sie genug Nahrung erhält…
Ich würde dieses Programm nur empfehlen, wenn die Eltern am Rande der Verzweiflung sind und der Leidensdruck so stark ist, dass sie ein schreiendes Kind im Arm gut aushalten können Es liest sich zwar gut, aber aus eigener Erfahrung weiß ich wie heftig der Protest eines Stillkindes sein kann, wenn die Milchbar ganz plötzlich geschlossen bleibt.
ich finds schlimm wenn schlafprogramme schon so zeitig angefangen werden.
Das Kind wurde gerade frisch aus dem wohlbehüteten Bauch der Mama gerissen. Die große Welt drischt auf das kleine zarte Baby ein. Es weiss garnicht wie ihm geschieht. Und dann schreit es nach Mama … Mama kommt nicht, weil Mama ein Baby will das 12h schläft. Also steht Mama vor der Tür, gegen ihren Instinkt. Das Kind schreit und schreit, es fühlt sich wie in einem schwarzen Loch. Ganz ehrlich, dann sollen sie die Babys lieber pucken!
Ich habe das Buch von der Kast-Zahn gelesen und in die Ecke geworfen. Ich fand es unglaublich kalt und herzlos. Mein Kind war damals ein Schreikind, das lange, laut und ausdauernd gebrüllt hat und sich nur mit Stillen hat beruhigen lassen. Die Zeit hat unglaublich geschlaucht. Aber es geht vorbei! Mit einem Jahr hat Sohnemann von einem Tag auf den anderen geschlafen, mit etwa zwei Jahren hat er die ganze Nacht geschafft. Mit vier hat er alleine geschlafen – und zwar auf eigenes Verlangen.
Und wie gefährlich das Schreienlassen ist, haben wir am eigenen Leib erfahren: Das Kind hat gebrüllt und wir haben vergessen, das Babyfon einzuschalten. Als wir es endlich gehört haben und raufgegangen sind, haben wir festgestellt, dass der Kleine krebsrot und glühendheiß war und kurz vor dem Kollaps stand, weil sich sein Schlafsack zu sehr aufgeheizt hat (Ich habe die Temperatur falsch eingeschätzt, da ich immer sehr friere, Sohnemann aber nicht.) Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir uns angewöhnt hätten, ihn schreien zu lassen!
Und an Papa Andy: Ich kenne eine, die hatte DREI(!) schlaflose Kinder. Die Kleine ist mittlerweile zweieinhalb und schläft nicht durch. Die Ärmste hat seit gut sechs, sieben Jahren nicht mehr richtig geschlafen, aber sie käme nie auf den Gedanken, auch nur eines der Kinder schreien zu lassen. Da krebst man sich lieber durch den Alltag.
Author
Oh, krasse Geschichte! Vielen Dank, dass Du Deine Erfahrungen hier teilst!
Nachdem viele meiner Bekannten auf Facebook diesen Artikel geteilt haben, will ich mich direkt hier dazu äußern.
Schade, dass dieser Artikel fast ausschließlich von den Befürwortern gelesen wurde. Meiner Meinung nach ist er sehr sehr subjektiv. Viele Seiten des Lernprogrammes oder nicht werden gar nicht betrachtet. Aber dazu später…
Unser Sohn ist jetzt 11 Monate alt. Als er nach der Geburt nach zwei Wochen die berüchtigten Koliken bekam, fingen wir an, ihn Tag und Nacht herumzutragen, zu wiegen und in den Schlaf zu singen. Er schrie und wimmerte und krümmte sich vor Schmerzen. Ich weinte mit, weil er mir so leid tat und ich völlig ratlos war. Bis dahin las ich in keinem Ratgeber, denn schließlich habe ich als Mutter einen Instinkt, dem ich folgen kann. Da mein Mann wieder die Schulbank drückte und einen sehr leichten Schlaf hat, schlief ich im Zimmer meines Kindes. Mal legte ich ihn in sein Bettchen, mal zu mir, je nach dem, wieviel Kraft ich noch aufbringen konnte. Am Tag war er oft das liebste Kind und machte gut mit, in der Nacht konnte ich ihn nach dem Stillen gar nicht erst ablegen. Er musste in den Schlaf gewiegt werden. Wehe ich legte ihn ab und er wachte dabei auf, dann durfte ich ihn 1,5 Stunden beruhigen und gerumschaukeln. Wenn ich endlich vor Erschöpfung eingeschlafen bin, wachte er bereits eine halbe Stunde später schreiend wieder auf und das ganze ging von vorne los. Als ich am Ende meiner Kraft war und er mittlerweile jede Stunde aufwachte und ich mich gar nicht ausruhen konnte, was zur Folge hatte, dass ich auch Tagsüber so geschlaucht war, dass ich ihn noch nicht einmal heben konnte, um ihn zu stillen, besorgte ich mir ein Buch „Schlaf schön, mein kleiner Schatz“.
Dieses Buch sagt nicht, dass man von Anfang an das Kind schreien lassen muss, sondern, dass jedes Kind, wenn es nicht von alleine schafft, einen Rhytmus braucht. Ein Kind schreit auch oft, weil es sich unsicher fühlt. Es hatte ja vorher eine geborgene und sichere Umgebung gehabt. Diese ist nun mal nicht mehr so da. Daher braucht ein Baby Sicherheiten in Form von Rhytmus und Grenzen. Da wir aber unser Baby nicht danach behandelt haben, mussten wir umstellen. Und da beführwortete das Buch das Schreien lassen.
Wir ließen unser Baby also alleine im Zimmer zurück und warteten erst ab. Ich ging auch immer wieder hin und beruhigte es, legte es aber auch wieder ab und nicht wie sonst mit Wiegen „eingeschläfert“. Als er einschlief, wachte er erst nach vier Stunden vor Hunger auf. Ich stillte es und es schlief sofort weiter. Ich habe vor Freude geheult. Denn darauf folgten Wochen, wo dieser Rhytmus sich hielt und ich nachts am Stück drei bis vier Stunden schlafen konnte. Mittlerweile kann er durchschlafen. Das hat bei ihm mit einem halben Jahr angefangen. Und ich gehe nicht bei jedem Schreien sofort los, sondern warte paar Minuten ab. Meistens schläft er sofort weiter, nachdem er seinen Schnuller findet. Wenn nicht, gehe ich hin und gebe ihm diesen. Das passiert immerhin auch nicht mehr so oft.
Doch es gab auch Tage, wo wir ihn wieder schreien ließen, weil wir ihm angewöhnten, dass wir ihn hochnahmen. Das war halt dann und wann auch unser Fehler. Soweit hätte es nicht kommen müssen. Und wenn er zahnte oder krank war, verbrachten wir oft schlaflose, ihn tragende Nächte an seinem Bett. Das war doch selbstverständlich. Doch nach dem alles vorbei war, schlief er wie gewohnt seine 11 Stunden.
Er wacht nachts immer noch auf. Meistens so, dass wir es nicht merken oder gar hören. Und wenn er morgens singend und lallend aufwacht, weiß ich, er ist ausgeschlafen und es geht ihm gut. Übrigens schläft er seit seiner Geburt in seinem Zimmer!!!!!
Ich kann es nicht bestätigen, dass Kinder Nachts vor Angst und Nähelosikeit aufwachen und deshalb schreien. Als Mutter kann ich das Schreien meines Kindes sehr gut unterscheiden. Und ich weiß wohl, ob er gerade einen Alptraum hat und deshalb wie verrückt aufschreit (worauf ich natürlich hineile, um ihn zu beruhigen) oder ob er zu wach geworden ist und sich darüber ärgert und nach uns verlangt. Beim zweiteren warte ich ab, ob er sich nicht von alleine beruhigt, was meistens der Fall ist, sonst gehe ich auch hin und reiche ihm den Schnuller oder nehme ihn auf den Arm, je nach Situation. Denn schließlich muss mein Mann früh aufstehen und das längere Schreien würde auch ihn wieder wecken. Doch ich hatte noch nie das Gefühl, er hat Angst in der Dunkelheit oder weil ich nicht direkt neben ihm liege. Wer erzählt so ein Blödsinn????? Es war ja schließlich vorher auch nur in der Dunkelheit, in der Mutter. Und da hatte es ja auch keine Angst. Einmal hatten wir auch das Erlebnis, dass er Nachts aufwachte und vor sich her sang und lallte. Er war einfach wach, spielte mit den spielsachen im Bett und schlief irgendwann wieder ein. Und er ist noch nicht einmal ein Jahr alt!!! Daher glaube ich nicht, dass wir ihm beigebracht haben zu schweigen!!!!
Ich glaube sogar eher, dass man durch das immer Anwesend sein, dem Kind eher die Angst vermittelt. Denn wenn es plötzlich aufwacht und den geliebten Menschen nicht sofort spürt, der ja sonst immer da ist, dann bekommt es sicherlich auch Panik. Angst, und das ist nachgewiesen, ist etwas, was die Erwachsenen einem beibringen. Man hat nicht von Grund auf Angst!!!!
Unser Sohn weiß, dass wir für ihn da sind. Das vermitteln wir im am Tage und wenn es wirklich notwendig ist, auch nachts. Aber er ist nicht von uns abhängig und er ist am Tag auch viel ausgelassener und ausgeruhter, wenn er die Nacht gut schlief. Das war in der Zeit des Herumwiegens nie der Fall!!!!
Ein Kind kommt in eine Familie hinein und darf mit Liebe und Fürsorge lernen, sich in das Lebensraster der Familie einzufügen ohne dazu gezwungen zu werden. Ein Kind, dass bei jedem Muks, das es macht, weiß, dass die Eltern sofort zur Stelle sind, wächst egozentrisch auf. Es lernt nicht, dass nicht alles sich um es drehen muss. Es verlangt und bekommt sofort. ich glaube nicht, dass das das richtige Stillen von Bedürfnissen ist!!!! Ein Kind kann mehr ab, als wir glauben. Aber da Kinder unterschiedlich sind, muss man halt auch da aufpassen. Denn sehr sensible Kinder müssen auch individuell behandelt werden. Doch alles zu pauschalisieren und schlecht zu reden, weil man nur durch ein Kind, Erfahrung hat, ist sehr …. naja.
Früher hatten die Frauen mehrere Kinder zu betreuen, und dass das Kind mit im Bett schläft, war völlig tabu. Komisch, dass der Tagesablauf der Frau sich nicht nach dem Rhytmus des Kindes anpasste, sondern das Kind in den Tagesablauf integriert war. Daher hatte es bald einen festen Rhytmus und schlief bald auch schon durch. Und wenn es mal schreite, dann ging es nicht anders, als es schrien zu lassen, weil gerade ein anderes Kind versorgt oder der Haushalt gemacht werden musste. Und davon hat keiner Schaden bekommen.
Durch das betudeln und vor jeglichem beschützen wollen, wachsen uneigenständige, egozentrische und unsoziale Kinder auf. Dieses Verhalten setzte ich mit der antiautoritärer Erziehung gleich. Dass heutzutage die Lehrer oder gar Eltern nicht ernst genommen werden, einer dem anderen nicht helfen will oder es auf der Arbeitsstelle kaum sozialkompetente noch teamfähige junge Leute arbeiten, scheint niemand zu interessieren.
Vieles hat mit Erziehung und Beziehung zu tun. Habe ich meinem Kind nur vermittelt, dass es nichts wert ist und sich nicht äußern darf, wird es mit Schaden erwachsen. Das liegt nicht daran, dass es schreien gelassen wurde. Wenn man sonst das Kind auch links liegen lässt, dann ist es auch kein Wunder. Aber wenn ein Baby in einer liebevollen, fürsorglichen Familie aufwächst, wo die Eltern es auch mal schreien ließen, damit es sich auch mal selber beruhigen kann, wird es nicht gleich apatisch!!! Das heißt ja nicht, dass es jede Nacht so abläuft. So ein Blödsinn!!!!
Seit dem ich auch mal ausschlafe, hat ich mehr Elan am Tag. Ich spiele und Tobe mit ihm. Mache meinen Haushalt und wenn er auch meckert. Er muss die Grenzen lernen. Danach bin ich für ihn da. Denn schließlich habe ich ja Elternzeit und keinen Hof und Vieh. Aber mein Partner darf auch nicht zu kurz kommen. Dazu gehört auch, dass das Ehebett nur uns gehört. Und der kleine kommt jeden Tag zur selben Zeit ins Bett, sodass wir dann auch wieder Zeit für uns haben. Demnächst bekommen wir wieder ein Baby und da muss alles einfach laufen. Dann kann ich nicht warten bis der erste endlich gelernt hat durchzuschlafen. Da würde ich ja völlig durchdrehen. Die ersten paar Monate der Unwissenheit haben mir gereicht. Jetzt gebe ich mein Wissen auch weiter. So!
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Ein sehr langer Kommentar! Ich möchte nur auf eine Sache intensiver eingehen, weil mein Standpunkt und meine Argumente weitestgehend dem Artikel zu entnehmen sind. Du sagst: „Doch ich hatte noch nie das Gefühl, er hat Angst in der Dunkelheit oder weil ich nicht direkt neben ihm liege. Wer erzählt so ein Blödsinn?????“
Dazu kann ich eine Geschichte aus meiner Kindheit erzählen: Ich musste immer in den Keller, um Eingewecktes zu holen. Ein muffiger, kalter Gewölbekeller aus Bruchsteinen, den man nur über eine lange, abgetretene Steintreppe erreichte – echt gruselig. Ich hatte immer furchtbare Angst hinunter zu gehen, aber weil meine Mutter mich bat, ging ich ihrer Aufforderung stets brav nach. Jedes mal wenn ich etwas holen musste, raste mein Herz, denn ich musste das Licht im Keller ausmachen, bevor ich die Steintreppe wieder nach oben ging. Dann war es stockfinster hinter mir und ich rannte so schnell ich konnte diese Treppe nach oben. Erst nach Jahren erzählte ich meiner Mutter wie viel Angst ich damals (ich muss wohl 7 oder 8 Jahre alt gewesen sein) hatte und sie war total überrascht und hätte mich natürlich nie in den Keller geschickt, wenn sie nur geahnt hätte wie schlecht es mir dabei ging! Dein Kind wird Dir in ein paar Jahren nicht erzählen können, ob es Angst hatte oder nur gemeckert hat. Es wird sich einfach nicht daran erinnern. Ich jedenfalls, weiß wie es sich anfühlt Angst im Dunkeln zu haben. Ich kann mich auch noch deutlich an die Schatten an der Wand erinnern, während ich allein in meinem Bettchen lag. Dieses Gefühl soll unser Mädchen nicht erleben müssen, was nicht heißt, dass sie kein eigenes Bett bekommt, wenn sie es möchte!
Wir Erwachsenen können einfach nicht wissen, was in unseren Kindern vorgeht. Woher denn? Aber wir können fühlen, ob es ihnen gut oder schlecht geht. Und wenn unser Mädchen schreit (egal aus welchem Grund) und meine Nähe sucht, fühle ich ihr Unwohlsein und bin für sie da!
Ein Kind, das alleine einschläft, wird nicht kompetenter oder teamfähiger sein, als ein Kind, dass sich in seinem eigenen Tempo entwickeln darf.
„Schon in früheren Studien war festgestellt worden, dass die geplant ins gemeinsame Bett aufgenommenen Kinder später die selbstbewusstesten Vorschulkinder sind und auch als Studenten ein höheres Selbstwertgefühl haben. Natürlich können Studien einen ursächlichen Zusammenhang nicht beweisen, aber sie unterstützen ein einleuchtendes Argument: Selbstständige Schläfer, sind selbstständige Schläfer – und dadurch nicht unbedingt selbstständige Menschen.“ (Renz-Polster: Kinder verstehen (2012), S.131).
Ja, es stimmt. Wir können nicht nachempfinden, wie unsere Kinder sich fühlen. Aber wohl uns an unsere Kindheit erinnern. Und die Erinnerung reicht bei mir nur bis zum Kindergartenalter. Ich kann mich nicht erinnern vor Angst und schweißgebadet in meinem Zimmer alleine aufgewacht zu sein. Wenn ich den Eindruck habe, dass mein Sohn vor Angst schreit, weil er schlecht geträumt hat oder etwas sieht, was ihm Angst macht, dann höre ich das.
Ich habe versucht tagsüber ihn mit zu mir ins Bett zu nehmen. Aber da konnte er nicht schlafen. Er braucht sein Bettchen und seine Ruhe. Er hat es sich so angewöhnt. Vieles ist eine Frage der Gewohnheit. Aber wie es jeder letztendlich macht, ist ihm überlassen. Die Hauptsache ist, dass Mama und Kind am nächsten Tag ausgeruht und ausgeschlafen sind. Wer dazu welche Methode anwendet, sei ihr überlassen. Wenn mein Sohn drei Wochen hintereinander 11 Stunden ohne einmal aufwachen durchschläft, kann ich nicht behaupten, dass er vor Angst aufwacht oder zum Schweigen gebracht wurde und sich zwingt schnell wieder einzuschlafen, falls er wach wurde. Wenn er wach wird, schläft er eben genauso friedlich wieder ein und wenn es ihm nicht gelingt, dann gibt er das schon zu erkennen. Aber Nächte lang an seinem Bett sitzen oder ihn in unser Ehebett mitnehmen. NEVER!
Ich finde, dass du bei deinen Recherchen zu ungenau bist. Du hast nur deine Erfahrung und nur das eine Buch und die Hitlerzeit zitiert. Was ist mit all den positiven Auswirkungen des Durchschlafens bereits im frühen Alter? Das Buch, das ich las, wenn man den Rhythmus von Anfang an durchzieht, sagt, dass das Kind bereits nach der Achten Woche durchschlafen kann. Eine Familie mit vier Kindern, die mir das Buch empfiehl, hat es so gemacht und es klappte bei jedem ihrer Kinder ohne dass sie sie haben schreien lassen. Und wenn es doch mal länger braucht, kann man nachhelfen, muss aber nicht. Ich habe nicht nachgeholfen. Mein Mann und ich haben lediglich das „in den Schlaf wiegen“ abgewöhnt. Und das war echt ein krasses Erlebnis. Er wachte bis zu seinem 6 Monat alle drei bis vier Stunden auf und wollte gestillt werden. Was ich auch tat, weil ich schon froh war, dass er die Zeit überhaupt schlief. Das war halt mein Opfer. Und es kann jede Familie für sich entscheiden, was sie von der Methode anwenden und was nicht. Was gut für sie und ihr Kind ist.
Sie pauschalisieren alles und erzählen von Dingen, die nicht nachweisbar sind. Es kann doch nicht sein, dass sich alles NUR um das Kind dreht. Kein wunder, dass wir in Deutschland kein Kinderwachstum mehr haben. Da jeder schon mit einem Kind so überfordert und beschäftig ist. Kinder sind unsere Zukunft und wir müssen die Kraft für sie haben!
Ich hoffe, dass Sie etwas gelassener denen gegenüber stehen, die es anders sehen und tun. Ich für meinen Teil tue das und gebe meine Erfahrung weiter, wem es hilft.
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An den Fussnoten 1-23 lässt sich gut erkennen, dass ich mehr als ein Buch gelesen und zitiert habe. Wie heißt das Buch von dem Du sprichst? Ich werde es mir gerne durchlesen.
Was bringt dir das Lesen, wenn du kaum Erfahrung, als nur dein einziges Kind hast?
Wenn du eine Mutter von vier Kindern wärst, würde ich mehr über das Nachdenken, was du geschrieben hast. Und wenn du mal mehr Kinder haben solltest, dann haben sie so einen großen Abstand untereinander, dass du immer nur Kraft für einen aufbringen musst. Frag mal Mütter mit mehr als drei Kindern und sprich mal mit ihnen über dieses Thema, dann schreib es mal auf. Das wäre wirklich interessant 😉
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Wenn ich es richtig verstehe, hast Du auch nur ein Kind. Wir diskutieren also auf Augenhöhe…
Ich habe heute noch nachts Angst. Als Kind hatte ich mit 7 mein eigenes Zimmer. Und da hatte ich oft Angst das ich entweder zu meiner Mutter und bei meinem Bruder ins Bett gekuschelt habe.
Als ich meine erste eigene Wohnung hatte, hatte ich Meer Angst allein. Ich konnte nur mit TV einschlafen. Und wenn ich mich als Erwachsener schon so fühle, wie fühlt dann erst ein Kind.
Übrigens mein Sohn schläft durch. Ohne schlafprogramm, ich habe ihn noch nie getragen in den Schlaf. Und die ersten 4 Wochen schlief er in seiner Wiege. Weil ich es nicht besser wusste. Beim ersten mal einschlafen beim stillen dürfte er dann auch bei uns schlafen. Wir haben das Familienbett also nicht wegen des weil er besser schlaft sondern weil wir es genießen. Mein Sohn kann auch allein schlafen weil er weiß ich bin immer da.
Ich finde es logischer, dass ein Kind, dass lernt, dass man auf Bedürfnisse anderer Menschen reagiert, gerade eine positive soziale Verhaltensweise erlernt und nicht, dass es egozentrisch wird. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder sozialverantwortliche und liebevolle Jugendliche und Erwachsene werden, dann müssen wir ihnen genau das auch vorleben und nicht ihre Bedürfnisse ignorieren – das produziert nämlich antisoziales und rücksichtsloses Verhalten! Ein Kind für das es selbstverständlich ist, dass man seinen Mitmenschen zuhört (indem man beispielsweise auf Babys Schreien reagiert) und sich gegenüber diesen emphatisch verhält lernt eben nicht das vielgefürchtete „auf der Nase rumtanzen“. Das machen eher die Kinder, die gelernt haben, dass sie KÄMPFEN müssen, um gehört zu werden. Ich frage mich auch, was Geschwisterkinder daraus lernen, wenn sie als „die Großen“ sehen, dass das neue Geschwisterchen mit seinem Schreien allein gelassen wird. Vielleicht dass es in Ordnung ist das Leid anderer Menschen zu ignorieren? DAS ist ein Wahnsinn und nicht, dass man selbstverständlich auf sein Kind reagiert oder vielleicht sogar auf die Idee kommt – wenn man denn mehrere Kinder hat – das Trösten, ebenso wie Essen, Schlafen, Spielen als neuen „Programmpunkt“ in den Tagesablauf zu integrieren.
Mein Kleiner ist 14 Monate, wurde noch nie schreien gelassen, ist selbstbewusst, gelassen, sozial (soweit man das in dem Alter behaupten kann) und tanzt uns NICHT auf der Nase rum, sondern kommuniziert seine Bedürfnisse. Genau so, wie ich ihm morgens sage, dass ich mir erstmal einen Kaffee mache und wir dann zusammen seine Bücher anschauen – währenddessen schreit er übrigens nicht vor Wut!
Liebe Kathrin, ein schöner Artikel, der angesichts des obigen Kommentars offensichtlich sehr wichtig ist. Merci.
„Ein Kind, dass bei jedem Muks, das es macht, weiß, dass die Eltern sofort zur Stelle sind, wächst egozentrisch auf. Es lernt nicht, dass nicht alles sich um es drehen muss. (…)
Durch das betudeln und vor jeglichem beschützen wollen, wachsen uneigenständige, egozentrische und unsoziale Kinder auf. Dieses Verhalten setzte ich mit der antiautoritärer Erziehung gleich. Dass heutzutage die Lehrer oder gar Eltern nicht ernst genommen werden, einer dem anderen nicht helfen will oder es auf der Arbeitsstelle kaum sozialkompetente noch teamfähige junge Leute arbeiten, scheint niemand zu interessieren.“
Wenn ich das lese, kann ich irgendwie nur mit dem Kopf schütteln. Es geht hier um Säuglinge…. Babies… Wie kann man hier nur von egozentrisch, uneigenständig und unsozial werdenden Kindern reden. Hier geht es um Babies, die kein anderes Kommunikationsmittel haben!
Mittlerweile kann man in so viele Literatur nachlesen, dass Babies, deren Bedürfnisse befriedigt wurden und nicht schreien gelassen wurden, später in der Regel sicherere Kinder werden als andere. Aber nicht, dass sie unsozialer oder so werden. Das hat damit zu tun, was wir Kindern mit auf den Weg geben, wenn sie in der Lage sind, bestimmte Dinge auch zu verstehen und wir ihnen einen wertschätzenden, sozialen Umgang mit ihm und anderen vermitteln. Natürlich kann man Kindern irgendwann Grenzen setzen und Werte vermitteln. Aber doch nicht im Säuglingsalter!
Ganz in Ruhe habe ich gerade deinen Artikel gelesen. Mit dem Buch von der Haarer habe ich mich im Studium schon ein wenig beschäftigt. Ich finde es total interessant, wie sich viele Dinge geändert haben, wie bestimmte Verhaltensweisen scheinbar logisch begründet werden. Und hier kommt der Punkt, vor dem ich etwas Angst habe. Wenn ich mich irgendwann mal intensiver mit Erziehung und Co beschäftige, werde ich das sicherlich auch mit Hilfe von Büchern tun. Ich hoffe ganz stark, dass ich dann genauso reflektiert wie du mit den Themen umgehen kann, und mich nicht von den klugen Worten der Autoren einlullen lasse!
Davon abgesehen würde ich ein Kind nie schreien lassen. Ich habe mal einen kleinen Jungen aufgepasst, auch Abends. Seine Mutter sagte immer „So fünf Minuten kannst du ihn ruhig schreien lassen bevor du hochgehst, vielleicht hört er dann wieder auf.“. Ich sagte ja, tat das aber nicht, denn es kam mir einfach falsch vor. Ich glaube, Eltern sollten da viel mehr auf ihre Intuition hören, denn wie du schon schreibst, ist es in der Natur der Eltern, dass sie auf Kinderschreien sofort reagieren. Wenn wir aufs Klo müssen verdrücken wir uns das ja auch nicht ewig, wir gehen einfach.
Hallo – ein schöner Artikel – mit einem wirklich schönen Schlusswort.
Emily hat bis zum 8. Lebensmonat durchgeschlafen und seither nicht mehr. Zwischendurch hat man mir auch öfter die Ferber-Methode empfohlen. Ich fand es aber schon am ersten Abend schlimmer, das Mädchen weinen zu lassen, als sie zu trösten und wieder in den Schlaf zu wiegen. Lange Zeit habe ich versucht sie oft wieder in ihr eigenes Bettchen zu legen… oftmals bis zu 10x pro Nacht. Jedoch ist es mir wichtiger, dass wir beide morgens ausgeschlafen sind… seit vier Monaten hole ich Emily zu mir, wenn sie das erste Mal nachts aufwacht und wir sind morgens ausgeschlafen und gut gelaunt! Manchmal schläft sie auch durch oder sie kommt von allein zu mir. Mir ist es so tausendmal lieber, als jede Methode.
Ich würde diesen Artikel gerne ausdrucken und in meiner Tagesmutterschulung verteilen. Liegt dieser evt. in .doc oder PDF-Form vor? Ich würde mich über eine Mail freuen. LG
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