Viele Eltern machen sich schon viel zu früh Gedanken um den ersten Schuh. Warum barfuss laufen das Beste ist und worauf ihr beim Kauf der ersten Schuhe für euren Sprössling achten solltet, erfahrt ihr in diesem Artikel:
Inhalt
Warum barfuss?
Stabiles, schützendes Schuhwerk ist zwar angenehm und wichtig, barfuss laufen jedoch wesentlich gesünder. Es ermöglicht einen freien, natürlichen Bewegungsablauf und trainiert die Fußmuskulatur optimal. Das gilt für Erwachsene und für Kinder.
Kinderfüße sind allerdings noch empfindlicher, da sie weich und verformbar sind. Im Erwachsenenalter besteht das Fußskelett aus „26 Knochen, 31 Gelenken und einem Gewirr von Bändern und Sehnen.“ [1] Kinderfüße sind noch knorpelig und verknöchern erst im Laufe der Jahre. Erhalten sie nicht die Möglichkeit „in Freiheit zu trainieren“, können Fußfehlstellungen oder Muskelschwäche die Folge sein.
Warum barfuss laufen gut ist:
1. Es ist das Natürlichste
2. Ermöglicht eine freie, aktive Bewegung der Zehen
Laufanfänger klammern sich oft noch mit den Zehen am Untergrund fest.
3. Ermöglicht direkten Bodenkontakt:
„Das Ertasten der Umwelt über die Haut ist unter anderem für die Entwicklung der Feinmotorik von immenser Bedeutung.“[2] Kinder „begreifen“ die Welt auch mit ihren Füßen…
4. Fördert richtiges Abrollen
5. Fördert eine gesunde, optimale Entwicklung des Fußes
6. Massiert die Fußsohlen
Jeder Schritt regt andere Nervenpunkte an.
7. Schult den Gleichgewichtssinn
Beim Laufen auf Gras, Sand, anderen Unebenheiten…
Wann brauche ich die ersten Schuhe?
Heutzutage bekommt man als Mutter fast das Gefühl, dass Kinder es ohne Lauflernhilfe oder Lauflernschühchen nie in den aufrechten Gang schaffen. Dem ist zum Glück nicht so. Ganz im Gegenteil: nur barfuss laufend lernen Kinder, richtig abzurollen.[3] Vom ersten Hochziehen an Schrank und Tisch bis zu den ersten, selbstständigen Schritten vergehen oft Wochen, manchmal Monate. In dieser Zeit sind Schuhe mit fester Sohle unnötig.
Was ist mit Stoppersocken/ Lederschläppchen?
Für das Laufen zu Hause eignen sich Stoppersocken* oder dünne Lederschläppchen (z.B. Krabbelschuhe von HEBA-Germany*
). Diese halten die Füße warm, ohne sie in ihrer Beweglichkeit einzuschränken. Normale Socken sind auf glatten Böden eher ungeeignet wegen der Rutschgefahr. Lasst euer Kind aber auch ruhig zu Hause so oft wie möglich barfuss laufen.
Wie finde ich die richtige Größe heraus?
Auf die Größenangaben der Hersteller ist oft kein Verlass: ich stellte 2-3 Größen Unterschied fest, als ich die ersten Schuhe für unser Mädchen kaufen wollte. Das Schlimmste ist: Kleine Kinder machen sich nicht bemerkbar, wenn der Schuh drückt, da sich die Schmerzempfindlichkeit erst noch entwickelt.
Deshalb folgende Tipps:
1. Daumen-Druck-Test
Da kleine Kinder ihre Zehen beim Anprobieren oft einrollen, liefert der einhändige Daumendrucktest an der Schuhspitze nicht immer ein verlässliches Ergebnis. Drücke lieber mit einer Hand den Fuß auf den Boden und fühle mit der anderen die Zehe (siehe Bild). Leider nützt das nichts bei Schuhen mit verstärkter Spitze.
2. Fußlänge messen
Um beispielsweise Schuhe online zu bestellen, ist es sinnvoll die exakte Länge der Füße zu ermitteln. Die meisten online Händler suchen anhand dieser Angaben die richtige Größe heraus.
Stelle dafür dein Kind am besten auf ein Stück Papier oder Pappe. Drücke den Fuß fest auf die Unterlage und umfahre die Umrisse der Ferse und der Zehen mit einem Stift. Miss den Abstand zwischen der Ferse und dem längsten Zeh. Achtung: der längste ist nicht unbedingt der große Zeh!
3. Papp-Schablone anfertigen
Für einen Schuhkauf im Laden, kann eine Pappschablone sehr hilfreich sein.
Stelle dein Kind ebenfalls auf ein Stück Pappe (z.B. die Rückseite eines Blocks). Drücke wie oben den Fuß fest auf die Unterlage und umfahre die Umrisse der Ferse und der Zehen mit einem Stift. Gib an der längsten Stelle 12 mm dazu und schneide die Schablone aus (siehe Bild).
Lege den Streifen in den Schuh. Wenn er ohne Probleme hinein passt, ist der Schuh lang genug.
4. Einlagesohle herausnehmen
Gute Schuhe haben eine herausnehmbare Einlegesohle. Kind draufstellen, fertig.
5. Plus 12
Wem das ständige Schablone basteln zu umständlich ist, kann sich dieses geniale Fußmessgerät* kaufen. Es misst die Länge des Fußes und gibt automatisch 12mm dazu. Somit findest du beim Schuhkauf mit Sicherheit die richtige Größe und kannst jederzeit ganz schnell prüfen (am besten 1mal / Woche), ob alte Schuhe noch passen.
Worauf sollte ich beim Schuhkauf achten?
Der optimale Schuh ist:
- leicht & bequem
- aus einem luftdurchlässigen Material
(Auch Kinder können Schweißfüße bekommen!) - mit einer weichen, biegsamen Sohle versehen
- durch Schnürsenkel, Klettverschlüsse oder Schnallen zu verschließen
(Halt & Weite des Schuhs können somit individuell reguliert werden.) - ohne Fußbett/ Polster
(Fußmuskeln wollen trainiert nicht gestützt werden.) - nicht zu klein und nicht zu groß
(zur Fußlänge 12 mm – 17 mm dazu geben)
Kann ich getragene Schuhe kaufen?
Es spricht nichts gegen getragene Schuhe, z.B. von Geschwisterkindern oder Bekannten zu nehmen, wenn sie nicht einseitig (oder komplett) abgelaufen sind und gut passen. Second Hand Schuhe sind ökonomisch und ökologisch sinnvoll!
Meine Empfehlung?
Jochie Lauflernschuh
Die Jochie Babyschuhe* waren die ersten Schuhe unseres Mädchens. Ich finde sie perfekt, obwohl mir die knapp 50 Euro ziemlich teuer für ein bisschen Wildleder erschienen, dass nur wenige Wochen getragen werden sollte. Wir probierten damals einige (auch preisgünstige) Schuhe aus, doch nur auf den Jochies lief unser Mädchen fast wie auf nackten Füßchen. Sie sind wirklich jeden Cent wert!

Dieses Paar Jochie Schuhe trug unser Mädchen fast 3 Monate täglich – wie man sieht. Gut imprägniert, bleibt er auch bei Regen trocken.
Es gibt den Jochie Schuh übrigens auch gefüttert für die kalte Jahreszeit (z.B. hier: Jochie® Babyschuhe MIT WINTERFUTTER*), aber leider nur in kleinen Größen.
Behrens Lederschuhe
Für den Winter haben wir den gefütterten Lederschuh Lana von Behrens gekauft, weil die Füße unserer Tochter zu groß für die Jochies mit Winterfutter waren. Es ist ein super weicher Kleinkinderschuh aus vegetabilem Ziegen/Rindleder, gefüllt mit plüschigem Baumwollfutter.
Der einzige Nachteil ist die glatte Sohle, die kleine Racker v.a. Dingen auf polierten Fliesen (z.B. in Supermärkten) ins Schleudern bringt. Die Sohle wird nach mehrmaligem Tragen zwar von alleine rauer, es ist aber ratsam, die Schuhe zusätzlich und zwar regelmäßig, mit Lederfett einzureiben. Das schützt den Schuh außerdem gegen Nässe – man kann förmlich sehen, wie die Regentropfen abperlen.
Es gibt übrigens auch Behrens Sommerschuhe (natürlich ohne Fell) und Behrens Sandalen für Laufanfänger.
Überzieher
Unsere Jochie und Behrens Schuhe fand ich prima, jedoch sind die nix für Pfützenwetter oder Tiefschnee. Gummistiefel oder richtige Winterstiefel sind allerdings nichts für Laufanfänger. Unser Mädchen bewegte sich in Stiefeln wie auf Betonplatten. Das war einerseits kein schöner Anblick, andererseits verging ihr so schnell das Laufen.
Leider kannte ich letztes Jahr die „Überzieher“ noch nicht und somit habe ich sie nicht persönlich getestet. Aber die Amazon-Rezensionen sprechen für sie 😉
Es gibt spezielle Herbst-Winter Stiefel Überzieher*, wie diese hier von Sterntaler:
Oder einfache Regenfüßlinge*, wie diese von Playshoes:
Die habe ich übrigens in der Krabbelzeit mit dem Bub (2014) getestet und für gut befunden.
Weiterführende Links
Kinderfüße – Kinderschuhe – Wissenschaft für den Alltag:
Viel wissenswertes über kleine Füße und Schuhe!
Oekotest:
„Kinderschuhe, Krabbelschuhe, Lauflernschuhe – Was für eine Schlappe!“
Zeit online: „Kleine Füße, große Sorgen“ (Kinderfüße stecken oft in viel zu kleinen Schuhen und werden verformt. Es fehlt eine verbindliche Größennorm.)
Rund ums Baby:
„Barfuß laufen – das beste für Kinderfüße“
Werbelinks
Mit einem * gekennzeichnete Links sind Amazon Affiliate Links.- Informationen für den Kinderarzt zu den Themen „Fußentwicklung, Fußgesundheit, Kinderschuhe, Motorik“: http://www.elefanten.de/Elefanten/de/pdf/Teil_1.pdf ↵
- Oekotest: Kinderschuhe, Krabbelschuhe, Lauflernschuhe: http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=97214;bernr=07;co= ↵
- Oekotest: Kinderschuhe, Krabbelschuhe, Lauflernschuhe: http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=97214;bernr=07;co= ↵
Comments 64
Hallo Kathrin,
erstmal vielen Dank für deine Mühe, du hast mir mit deinem Artikel sehr geholfen. Eine Frage hätte ich da: Ich habe mich nun für meine Tochter für den gefütterten Behrens entschieden und ihn auch schon zweimal gut gefettet. Als wir heute auf feuchter aber nicht nasser Strasse spazieren gingen, war nach 15 Min. ( in denen wir gerade mal die Straße runter waren :-)) schon die Sohle durchfeuchtet. Bis zur Unterseite der Filzeinlage und es fühlte sich schon sehr kühl innen an. Ich frage mich nun, was mach ich da falsch? Ich hoffe du findest irgendwann Zeit mir zu antworten und wünsche dir und deiner Familie ein wunderbares 2015!
Author
Liebe Bianca,
das it sehr seltsam und auf Anhieb fällt mir nicht ein, woran es liegen könnte. Vielleicht wendest Du Dich direkt an Behrens (info@lederhandwerkbehrens.de), die haben sicherlich eine hilfreiche Antwort für Dich!
LG
Kathrin
Hallo,
ich habe auch vor einer Weile die gefütterten Behrens gekauft und bei feuchten Straßen oder Wiesen bisher keine Probleme gehabt. Ich hatte sie zuvor mit Lederbalsam eingefettet.
Allerdings bei richtigem Regenwetter halten sie nicht mehr dicht. Ich habe dann Matschfüßlinge drüber gezogen, aber das ist auf Dauer keine Lösung.
Mein Sohn stolpert dann ganz schön herum und irgendwann waren sie auch nicht mehr richtig dicht (vermutlich durchgeschubbert). Zumindest waren sie bei der letzten Pfützendurchquerung innen nass. Nach einigem Hadern sind wir nun in ein richtiges Kinderschuhfachgeschäft gegangen, haben die Füße vermessen lassen und haben nun Primigis. Damit kann er durch jede Pfütze, in den Matsch oder durch den Schnee. Klar, wäre mir barfuß am Liebsten, aber was soll man machen, wenn das Kind im Winter zu laufen beginnt. Und mein Sohn ist am liebsten den ganzen Tag draußen…wir gehen in den Wald, spielen auf Wiesen etc.. Da komme ich mit den Behrens einfach an eine Grenze. Für trockene Tage und spazieren an der Strasse sind sie gut, aber zum Rumräubern in der Natur taugen sie uns nicht so.
Die Anna und Paul-Schuhe finde ich auch sehr gut, aber leider gibt es sie nirgends bei uns zu kaufen und übers Internet finde ich es zu heikel als ersten Schuh. Füße sind so individuell und nicht jeder Schuh passt an jeden Fuß.
Author
Liebe Nadja,
das kann ich gut verstehen. Nestling Nr. 2 wird vermutlich auch bei Schmuddelwetter das Laufen lernen (November geboren) und ich werde vermutlich die gefütterten Jochies kaufen. Die halten (gut imprägniert) auf jeden Fall dicht!
LG
Kathrin
Hallo,
meine Tochter ist 13 Monate alt und macht gerade die ersten Schritte an der Hand bzw. an ihrem Lauflernwagen. Auch draußen gibt es fast kein Halten mehr…sie will krabbeln, laufen, sich bewegen. Da muss ich ihr schon Schuhe anziehen, oder?! Sie kann ja draußen nicht barfuß zu dieser Jahreszeit und auf der Straße würde ich mein Kind auch nicht unbedingt barfuß laufen lassen. Die Überzieher taugen draußen nur für’s Krabbeln, gehen kann sie damit nicht wirklich. Insofern finde ich Deine Empfehlung „wenn das Kind 2-3 Wochen gut läuft“ etwas spät. Ansonsten: Toller Artikel, danke für die vielen Tipps!
Viele Grüße, Liz.
Author
Liebe Liz,
bei den aktuellen Temperaturen würde ich auch Schuhe anziehen. Die Jochies finde ich übrigens nach wie vor super!
LG
Kathrin
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Hallo an die, die es lesen, gibt es geeignete Gummistiefel für Kleinkinder? Danke für die Hilfe!
Ich war sehr zufrieden mit den Kurzschaft-Gummistiefeln von Playshoes. Die sind sehr weich und flexibel, allerdings nur bis Gr. 23 oder 24. Seither haben wir Aigle-Gummistiefel, ebenfalls aus ganz weichem Naturkautschuk.
Ja, schau mal hier: http://www.freizehn.de/mymayu/
Auch wenn der Artikel ja schon älter ist, wird hier ja ständig nachgelesen, auch deshalb, weil er ja ständig weiterempfohlen wird.
Ich habe noch ein paar Empfehlungen zu Kinderschuhen mit flexiblen Sohlen in größeren Größen (im Anschluss zu den Lauflernen:
Erstmal gibt es (auch noch nicht so lange) die Marke Filii- Barfußschuhe für Kinder. Bisher bis Gr. 26, ab nächsten Jahr soll bis Gr. 32 erweitert werden. Die gibt es für jede Jahreszeit und sie erfüllen wirklich den Anspruch an eine ganz flexible und durchgehend flache Sohle und ausreichend Zehenfreheit.
Auch die Leguanitos (von Leguano) sind sehr zu empfehlen. Die sind so wie Stoppersocken, nur für draußen, (natürlich eher nicht im Winter) und fühlen sich echt an wie barfuß. Super für auf dem Spielplatz, wenn es nicht mehr warm genug für barfuß ist, oder in berliner Parks, in welchen man nicht davon ausgehen kann, dass nirgendwo Scherben+Hundekacke rumliegt, auch zum Schwimmen gut geeignet oder einfach auf der Straße (abgesehen von Laufrad/Bobbycar-Fahrten).
Ab Dezember kommt eine neue, sehr vielversprechende (Kinder-)Schuhmarke heraus, namens Wildling. Die haben sich gerade per Crowdfunding finanziert und ich bin super gespannt, ob die sich etablieren. Bestimmt, der Bedarf ist ja da.
Sonst bietet auch die Barfuß-Schuhmarke Vivobarefoot Kinderschuhe ab Gr. 25 an. Ich hatte bisher noch keine in der Hand, aber ich gehe davon aus, dass die auch nicht schlecht sind.
Author
Vielen Dank!
Danke für den tollen Bericht! Wie sieht sieht denn jedoch mit Kinder aus die bei den momentane Temperaturen noch nicht laufen aber schon ständig stehen wollen (Spielplatz zb). Barfuß geht ja nicht mehr und Krabbelschuhe sind ja auch schon zu wenig. Dankeschön!
gesunde Entwicklung der Füßen ihrer Kinder 🙂
http://www.lepetitclown.eu
Meine fast 13 Monate alte Tochter läuft seit einigen Wochen, mittlerweile eigentlich ausschließlich und sicher (also krabbeln interessiert sie kaum mehr). Nun möchte sie auch draußen laufen, so dass ich mich seit ein paar Tagen auf der schon fast verzeifelten Suche nach geeigneter Besohlung befinde. Deinen Artikel, liebe Kathrin, kenn ich schon fast auswendig 😉 Danke dafür und allgemein großes Lob für deinen Blog!
Bin von den gefütterten Jochies sehr überzeugt (auch von Preis-Leistung) und möchte diese jedenfalls behalten. Allerdings sind die ja definitiv nichts für Schnee, wofür wir aber auch was brauchen. Die Stonz Booties wären wohl perfekt, aber mit dem Linerz sind mir die zusätzlich zu den Jochies fast zu teuer, und selbst als bloße Überzieher ohne Linerz über die Jochies ist der Preis noch hoch.
Die Playshoes Überzieher wirken sehr rutschig (va für Schnee). Die Sterntaler Überzieher statt den Jochies kann ich mir aufgrund der zahlreichen Rezensionen schwer vorstellen (runterrutschen, nicht ganz dicht) und für über die Jochies wird das wohl auch nichts sein, oder?
Hast du zwischenzeitig für euch eine Lösung für Schnee und Matsch gefunden? Nestling Nr 2 läuft ja auch schon länger…
Wäre dir sehr dankbar über einen Tipp!
LG aus Österreich,
Daniela
Guck mal die sind auch für Schnee geeignet: http://www.freizehn.de/mymayu/