Das Wetter bleibt noch ein Weilchen kalt und nass – ein guter Zeitpunkt, um ein paar unserer liebsten Kleinkind – Spielideen für drinnen preiszugeben. In den 2,5 Lebensjahren unseres Mädchens schnappte ich einige Anregungen auf – diese präsentiere ich euch nun in einer mehrteiligen Artikelserie.
Ich starte mit der Einheit „Fühlen, Matschen, Sortieren und Umfüllen“, denn mit folgenden, schnell vorzubereitenden Spielen verfliegt Langeweile augenblicklich. Viele der Ideen, kannst du sofort umsetzen, da sie alltägliche (Haushalts-) Gegenstände einbeziehen. Das beste daran: Die Beschäftigungen bereiten nicht nur Freude, sondern sie schulen gleichzeitig die Zusammenarbeit beider Hände, Auge-Hand-Koordination, Feinmotorik und Konzentration.
Fühlen
Tastbad (ab Sitzalter)
Vorbereitung:
Fülle eine Babybadewanne, einen großen, flachen Karton oder ein aufblasbares Planschbecken mit Kastanien, Linsen, Erbsen, Bällen* oder Korken*. So voll, dass die Beine bedeckt sind, wenn dein Kind sich hineinsetzt.
Tipp:
Je nach Zimmertemperatur am besten Strümpfe/ Strumpfhose oder gar die ganze Bekleidung ausziehen.
Spielideen:
- Setze dein Kind zunächst vor die Wanne
Wühlt es nur mit den Armen darin herum oder setzt es sich hinein? - Gib deinem Kind ein kleines Kehrblech, einen Stapelbecher oder ähnliches in die Hand – zum Schaufeln und Schütten
- Verstecke kleine Gegenstände (Legofiguren, Bausteine) in der Wanne – zum Suchen und Finden
Fühlsäckchen (ab 9 Monate)
Vorbereitung:
Socken, Waschlappen oder kleine Baumwollbeutel (hier* erhältlich) mit verschiedenen Materialen (Reis, Erbsen, Murmeln, Knöpfe, Kastanien, Watte, Bohnen…) befüllen. Die Säckchen zuknoten oder zunähen.
Wer hübsche Fühlsäckchen (siehe Foto) selbst nähen möchte, erhält hier eine Anleitung.
Spielideen:
- Ein oder wenige Säckchen zum Tasten/ Hantieren/ Experimentieren in die Hand geben
- Zwei gleiche Säckchen ertasten (Fühlmemory)
- Säckchen ans Ohr halten
Wie hören sich die verschiedenen Materialien an?
Gegenstände erraten (ab 18 Monate)
Ziel der Übung ist, Gegenstände durch Tasten zu erraten. Dieses Spiel ist geeignet für Kinder, die Sachen erkennen und (in ihrer Sprache) benennen können. Zuerst gesehen habe ich es bei der lieben Anna von den Eltern-vom-Mars.
Vorbereitung:
Geh durch die Wohnung und sammle verschiedene Gegenstände ein.
Zum Beispiel:
- Obst (Apfel, Banane)
- Gemüse (Gurke, Kartoffel)
- Besteck (Löffel, Gabel, Kochlöffel)
- Geschirr (Becher, Teller)
- Spielzeug (Ball, Auto, Bausteine)
Anleitung:
Setze dich mit deinem Kind auf den Boden, breite eine Decke aus und verstecke die Sachen darunter. Gib deinem Kind jeweils einen Gegenstand (unter der Decke) in die Hand – lasse es fühlen und raten. Je älter die Kinder, desto umfangreicher und komplizierter kannst du das Spiel gestalten.
Matschen
Rasierschaum (ab 1 Jahr)
Spielvariante 1:
Zieh deinem Kind einen Latz mit Ärmeln an, setze es an einen Tisch, bedecke diesen mit einer wasserfesten Unterlage und sprühe ein bisschen Rasierschaum darauf. Nun kann es nach Herzenslust darin herum matschen, den Schaum verteilen und mit den Fingern Figuren hinein malen. Am lustigsten ist es, wenn mehrere Kinder gemeinsam matschen dürfen. Falls keine anderen Kinder anwesend sind, musst du als Matschpartner herhalten 😉
Spielvariante 2:
Stelle einen kleinen Spiegel in Kinderhöhe auf. Dein Kind darf ihn nun mit Schaum einstreichen. Wie reagiert es wohl, wenn es sich „wieder entdeckt“?
Im Zweifelsfall lieber Sprühsahne verwenden.
Selbst gemachte Knete (ab 1 Jahr)
Vorbereitung:
Verknete 3 Tassen Mehl, 2 Tassen Wasser, 2 EL Öl zu einem weichen Teig. Teile den Teig in mehrere Portionen und färbe diesen mit Lebensmittelfarbe (hier* erhältlich) oder Pflanzensaft.
Spielidee:
- Im Teig wühlen und damit experimentieren
- Zeige deinem Kind wie du aus dem Teig Kugeln, Würste und andere Figuren formst
- Benutze Hilfsmittel, wie Behälter zum Befüllen oder kleine Materialien wie Stöcke oder Kastanien zum Verstecken oder Verzieren
- Biete Knetwerkzeug (hier* erhältlich) an
Eincremen (ab 15 Monate)
Eigentlich gehört Eincremen in die Rubrik Körperpflege, bei unserer Tochter zählt es zu den Matschspielen 😉
Vorbereitung:
Nimm ein kleines Creme-Döschen* und fülle es mit Creme (um die Menge zu begrenzen).
Spielidee:
- Zieh dir Shorts und Tank Top an oder kremple Ärmel und Hosenbeine hoch und lasse dich von deinem Kind eincremen. Zeige ihm zunächst wie es geht, anschließend darf es selbst experimentieren. Eine kleine „Beauty-Session“, die unser Mädchen und ich immer sehr genießen.
- Creme dein Kind ein. Verteile Kleckse auf Armen und Beinen. Wie fühlt sich das an? Ist die Creme kalt oder warm?
- Stelle einen Spiegel in Kinderhöhe auf. Dein Kind darf sich nun selbst eincremen und dabei zuschauen.
Sortieren
Nach Farben
Für dieses Spiel eignen sich folgende Materialien:
- Farbige Knöpfe*
- Bunte Holzbausteine*
- Spielzeugautos
- Farbige Büroklammern*
- Farbige Glassteine*
- und natürlich alles, was ihr sonst noch finden könnt
Spielideen:
- Startet mit wenigen Farben und Gegenständen
- Ordnet Paare zu
- Trennt einen kleinen Berg mit Gegenständen (zum Beispiel rote und blaue Bausteine) farblich
- Später könnt ihr 3-4 verschiedene Farben mischen und in passende Becher einordnen (siehe Foto unten)
Eine Anleitung für die schöne Variation auf dem Foto unten, findest du auf dem Blog Montessori selbst gemacht.
Nach Formen
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten für diese Sortierübung.
Hier ein paar Beispiele:
- Nudeln (Spirelli und Farfalle)
- Bausteine (rund und eckig)
- Linsen und Mais
- Büroklammern und Musterbeutelklammern*
- Glasmurmeln und Steine
Spielidee:
Gib die Spirellis und Farfalle (oder Materialien deiner Wahl) zusammen in ein Schälchen. Nun darf getrennt werden: die Farfalle (bei unserem Mädchen Schmetterlinge) in ein Schälchen und die Spirellis (Raupen) in das andere. Ist das Spiel beendet, darf dein Kind die Nudeln wieder in einer Schale vermischen und von vorne beginnen.
Du kannst später auch drei oder mehrere verschiedene Materialien mischen.
Ganze Früchte – halbe Früchte
Kinder lernen ganze und halbe Früchte zu erkennen und zuzuordnen.
Die Idee für diese Spielidee erhielt ich von MontessoriforEveryone.com. Auf dieser Seite gibt es einen Downloadbereich mit verschiedenen PDF’s zum Ausdrucken.
Die Obstkarten findest du unter „Whole and Half Fruit„. Ich druckte sie aus, klebte sie auf Karton und schnitt sie anschließend aus:
Spielidee:
- „Realität und Abbildung“ – zeige deinem Kind die Fotos und dazu die echten Früchte
(je nach dem, was du im Hause hast) - Bespreche die Früchte: Woran erkennt man sie? Was ist besonders?
- Gehe die einzelnen Karten durch und schau, ob dein Kind alle Früchte benennen kann
- Ordnet die Karten paarweise zu
Tipp:
Die PDF enthält nur eine Auswahl an Früchten. Fotgrafiere Banane, Himbeere (alles, was fehlt und bei euch gegessen wird) auf einem weißen Bettlaken/ Handtuch. So kannst Du das Spiel beliebig (auch um Gemüsesorten) erweitern.
Umfüllen
Packungen leeren (ab 9 Monate)
Das ist keine klassische Spielidee, aber eine gute Beschäftigung, die dir eine längere Ruhepause garantiert.
Rechts im Bild kümmert sich unser Mädchen (damals 16 Monate) gerade um die Schmelzflocken, die sie als Nahrungsmittel verweigerte. Diese Zufriedenheit und absolute Versunkenheit – ein Traum.
Spielidee:
- Reserviere eine Packung (am besten aus Karton) mit Linsen, Bohnen, Reis oder anderen Materialien für dein Kind
- Begrenze einen Spielbereich
(durch ein aufblasbares Planschbecken oder eine Decke – so kannst du die verwendeten Materialien leichter wieder einsammeln) - Gib deinem Kind zusätzlich eine Schüssel oder/ und einen Topf sowie Löffel
- Dann einfach machen lassen 🙂
Tipp:
Schütte die verwendeten Materialien nach dem Spiel wieder in die Packung zurück. So kann dein Kind mehrmals damit spielen.
Schütt- und Gießübungen
Vorbereitung:
Fülle Linsen in eine Schüssel und stelle weitere (unterschiedlich große) Behälter bereit. Lege ein Sieb oder einen großen Löffel, eventuell auch einen Trichter daneben.
Breite eine Decke auf dem Boden aus. Das hilft die Linsen am Ende schnell wieder einzusammeln.
Spielidee:
- Setze dein Kind vor die Schüssel und beobachte zunächst, was es macht
- Fülle die Behälter und benutze dabei den Trichter – dein Kind wird sicherlich gleich mitmachen wollen
- Schüttet die Linsen von Behälter zu Behälter (und wieder zurück in die große Schüssel)
Sie spielt für gewöhnlich länger und ausdauernder, wenn ich daneben sitze. Beteilige ich mich aktiv bei den Übungen hält sie in der Regel noch länger durch – zwischen 30-60 Minuten.
Literaturtipp
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass einige Montessori-Spielanregungen in unseren Alltag einfließen. Ich lebe Montessori nicht, bin beispielsweise ohne Konfession, finde aber viele Erziehungsansätze gut und schlüssig.
„Hilf mir es selbst zu tun“, ist sicherlich der bekannteste Leitspruch und genau darum geht es in:
„Das kann ich schon selber!“: Übungen des praktischen Lebens nach Maria Montessori*
Dieses Buch erklärt die Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik kurz und knapp, es beschreibt welche Materialien warum verwendet werden sollen und erläutert die Ziele der einzelnen Übungen. Darüber hinaus bietet es eine Fülle von Ideen. Sehr empfehlenswert!