Vom Wunsch die Zeit zurückzudrehen…

Kathrin Familie 30 Comments

Der kleine Bub ist nun fast drei Wochen alt und ein recht genügsames Kerlchen. Er schläft viel und wirkt ruhig und zufrieden. Sein Stimmchen erhebt er nur, wenn er bei kälteren Raumtemperaturen gewickelt wird, wenn er Hunger hat, ihn Blähungen quälen oder er nicht einschlafen kann.

Mittlerweile weiß ich zum Glück, dass es unmöglich ist, so ein kleines Menschlein durch Nähe und Körperkontakt zu verwöhnen und so gebe ich ihm davon so viel er möchte. Ich stille ihn nach Bedarf, an manchen Abenden gefühlt stundenlang. Ich halte ihn und trage ihn im Tragetuch, wenn er sich unwohl fühlt. Und er darf nachts neben mir schlafen – entweder eng an mich gekuschelt, oder an meiner Brust bzw. auf meinem Bauch.

Bei unserem Mädchen traute ich mich all das nicht. Es hieß, dass Babys von Beginn an in ihrem eigenen Bettchen schlafen sollten – das sei sicherer und sorge dafür, dass sie früh lernen alleine durchzuschlafen. Mir wurde gesagt das Baby an der Brust einschlafen zu lassen, führe zu schlechten Einschlafgewohnheiten. Es sei besser das Stillen vom Einschlafen zu trennen und stattdessen einen Schnuller oder andere Einschlafhilfen zu benutzen. Mir wurden überhaupt sehr viele seltsame Dinge erzählt und leider glaubte ich an all diese Ammenmärchen statt mich auf mein Gefühl und mein Herz zu verlassen.

Bei unserer Tochter quälten wir uns (und sie) in den ersten Wochen mit Schnuller, Kinderwagen, eigenem Kinderbett und allen möglichen „Mama-Ersatz-Produkten“. Ich sage quälen, weil sie all das nicht wollte, sondern nur meine und Thomas’ Nähe. Sie weinte dementsprechend sehr viel, vor allem in den Abendstunden und uns gelang es kaum, sie zu beruhigen. Bis wir irgendwann auf all die gutgemeinten Ratschläge der Außenstehenden pfiffen und ich sie einfach stillte, trug und sie in unserem Bett schlafen ließ. Von da an war Ruhe.

Dass unser Bub im Vergleich zu unserer Tochter so viel ruhiger und entspannter ist, halte ich für keinen Zufall. Denn er bekommt genau das, was Neugeborene brauchen – Nähe, Wärme, Körperkontakt und Nahrung und zwar rund um die Uhr. Genau so wie er es aus der Zeit in meinem Bauch kennt und ohne seine Grundbedürfnisse immer wieder verzweifelt einfordern zu müssen.

Wie oft dachte ich in den letzten Tagen, dass es hätte auch bei unserer Tochter so einfach sein können. Es ist ja wahrlich nicht viel, was die kleinen Würmchen brauchen, um sich geborgen, versorgt und sicher zu fühlen. Und das Verrückte daran ist, dass wir Mütter instinktiv spüren, was gut ist für unsere Babys – auch wenn sie sich nur eingeschränkt mitteilen können und wir keine „Handlungsanweisung“ für unsere Kinder nach deren Geburt erhalten. Es ist in uns drin, unsere Babys mit Berührung, Zuwendung und Aufmerksamkeit zu überhäufen, weil sie genau das zum Überleben benötigen. Doch leider unterdrücken wir diese Instinkte sehr oft, weil die vielen Stimmen von außen gerne das Gegenteil behaupten.

Einerseits stimmt es mich heute sehr traurig, dass ich bei unserem Mädchen noch wilde Einschlaf- und Beruhigungsexperimente startete, statt sie einfach auf den Arm oder an die Brust zu nehmen – wie viele Tränen hatte ich uns allen doch ersparen können… Andererseits bin ich froh, dass ich wenigstens jetzt beim zweiten Kind, ganz entspannt auf seine Bedürfnisse reagieren und ihm so einen sanften Start ermöglichen kann.

Baby-verwoehnen

Der Bub wohnt am liebsten auf mir 🙂

Der Kleine profitiert von den Erfahrungen, die ich bei seiner Schwester sammelte. Das ist ein großer Vorteil für ihn. Dafür erhält er nur halb so viel Aufmerksamkeit und ungestörte 1:1 Zeit mit mir wie sie. Aber das ist wohl das Los der Zweitgeborenen und ein anderes Thema 😉

Eure Kathrin

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