Warum es gerade in der bedürfnisorientierten Elternschaft Sinn macht, deinem Kind finanzielle Bildung mit auf seinen Weg zu geben

Kathrin Gastartikel Schreib einen Kommentar

Babett Grün ist Bloggerin, Mutter, Volkswirtin und Finanzcoach und wohnt mit ihren zwei Kindern bei Karlsruhe. Sie bloggt auf babettgruen.de über finanzielle Bildung für Familien, nachdem sie es selbst satt hatte, immer von Bankberatern und Versicherungsverkäufern abhängig zu sein.

Babett

Ich bin sehr froh, dass Babett mit diesem Thema auf mich zugekommen ist, denn um die finanzielle Bildung meiner Nestlinge habe ich mir nie Gedanken gemacht. Das ist nun anders. Dank ihr versuche ich beispielsweise die Kreativität meiner Kinder anzuregen, wenn sie ein neues Spielzeug wollen. Statt zu sagen „Das können wir uns nicht einfach zwischendurch leisten!“, frage ich „Was meint ihr, wie können wir uns das leisten?“ Beim letzten Mal kam dem Mädchen die Idee, Limonade zu verkaufen 🙂LimonadenstandIch wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und vor allem beim Umsetzen ihrer Gedanken!
Eure Kathrin

Unsere Kinder schlafen im Familienbett, dürfen nach Bedarf stillen. Wir machen uns über ihre natürlichen Bedürfnisse und gesundes Essen Gedanken.

Wir möchten, dass unsere Kinder seelisch und körperlich gesund aufwachsen, dadurch dass wir sie ernst nehmen und ihnen eine stabile Beziehung als Grundlage für ihren Lebensweg bieten.

Spielt Geld dabei eine Rolle?

Eigentlich nicht! Könnte man meinen!

Im ersten Jahr mit Baby braucht die bedürfnisorientierte Beziehung zu meinem Baby kaum Geld – viel weniger als auf konventionelle Weise: Stillen kostet nicht die Welt, ich muss nur etwas mehr essen. Stoffwindeln oder (Teilzeit-)windelfrei sind günstiger als Wegwerfwindeln. Ein Beistellbettchen ist günstiger als eine neue Kinderzimmereinrichtung.

Ich trage mein Kind im Tragetuch herum, anstatt es von mir weit weg in einer Wiege oder in eine Wippe zu setzen. Und wenn wir spazieren gehen, habe ich ebenso das Tuch oder die Tragehilfe für mein Baby dabei.

Ich spare Babynahrung, Wegwerfwindeln, neue Möbel, Kuscheltiere, Babywiegen und Kinderwagen. Und wenn ich keinen Kinderwagen nutze, muss es auch nicht zwingendermaßen das größere Auto sein.

Wenn das Baby nun aber größer wird und zum Kind heranwächst, dann ändern sich seine Bedürfnisse.
Es hat andere Einflüsse von außen, möchte Spielsachen kaufen, bestimmte Kleidung tragen, bekommt Taschengeld und hat materielle Wünsche.

Mein Kind soll zu einem mündigen, unabhängigen, selbstbestimmten Erwachsenen heranwachsen.
Dabei spielt seine finanzielle Bildung eine entscheidende Rolle.

Was meine ich mit finanzieller Bildung?

Finanzielle Bildung bedeutet finanziell kompetent durch sein Leben gehen zu können. Und alle finanziellen Aspekte des Alltags sinnvoll für sich nutzen zu können.

Das umfasst sich Einkommen aufzubauen, damit umzugehen und es zu vermehren. Die Aufnahme und Tilgung von Krediten rechnen und somit einschätzen zu können. Den Umgang und Aufbau von Vermögen, den Umgang mit finanziellen Risiken und wie ich über Geld denke – mein Mindset.

Wie gehe ich mit meinem Kind, in Bezug auf Geld um?

Und warum macht finanzielle Bildung gerade in der beziehungsorientierten Elternschaft Sinn?

Wir wollen unseren Kindern eine gesunde Entwicklung und einen guten Start ins Leben ermöglichen.

Eine solide finanzielle Bildung stellt dabei unter anderem den Grundstock dar.

1. Zur Gesundheit gehört auch unsere finanzielle Gesundheit

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„Ein gesunder Mensch ohne Geld ist halb krank.“
– Goethe –

Alle Bereiche in unserem Leben hängen zusammen: Gesundheit, Liebe, Geld, Ernährung, Sport und der Umgang in der Familie miteinander.

Die meisten von uns leben in einem finanziellen Mangelgefühl. Dennoch wird das Thema Finanzen stiefmütterlich behandelt. Viele Familien wünschen sich mehr Geld. Gleichzeitig wird die finanzielle Bildung verdrängt oder auf die lange Bank geschoben.

Geld ist ein alltägliches Mittel, um Bedürfnisse zu befriedigen, Wertschätzung zu übermitteln, eine Form der Energie und eine Form der Wertaufbewahrung. Wenn ich nicht genug Geld zur Verfügung habe, dann klemmt es auch in anderen Bereichen.

Wer spart, seine Konten überblickt, Geld verdient und behält, kümmert sich gut um sich und seine (materiellen) Bedürfnisse. Das wirkt sich wiederum auf die anderen Bereiche im Leben aus.

Kinder lernen durch Vorbilder und die Beziehung zu ihnen. Ich muss mit gutem Beispiel voran gehen und mich selbst verantwortungsbewusst um meine (Familien-) Finanzen kümmern, damit mein Kind sich später auch einmal mündig um seine Finanzen kümmert.

Mich gut um mein Geld zu kümmern, hat etwas mit Selbstwert zu tun. Wenn ich möchte, dass mein Kind einmal einen gesunden Selbstwert entwickelt und gut zu sich selbst ist, dann gehört es dazu, dass es sich gut um sein Geld kümmern kann. Ich gehe dabei mit gutem Beispiel voran und verschaffe mir so viel finanzielle Bildung durch Blogs, Videos, Bücher, Workshops und Seminare wie möglich. Im Alltag mit meinen Kindern gebe ich ihnen diese Bildung dann weiter.

Wenn du 25 kurze Anregungen möchtest, wie du deinem Kind konkret finanzielle Bildung beibringen kannst, dann schaue hier:

25 einfache Ideen: Wie du deinem Kind finanzielle Bildung beibringst, ohne es zu Tode zu langweilen (—> Link)

2. Was wir denken wird unsere Realität 

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„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. 
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. 
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. 
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. 
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“

– Chinesisches Sprichwort –

In der Beziehung zu unseren Kindern achten wir auf die Formulierung ohne selbsterfüllende Prophezeiungen wie „Vorsicht! Sonst fällst du da herunter!“. Wir sind sehr reflektiert und bewusst in unseren Formulierungen. Wir formulieren lieber positive Sätze: „Halt dich gut fest!“

Mit dem Geld funktioniert es ähnlich: Das, was wir täglich denken, macht unser Leben aus. Und das wiederum wird dann die Realität unserer Kinder. Wenn ich denke: „Ich werde nie genug Geld haben“, dann werde ich nie genug Geld haben. Wenn ich sage: „Immer dieses Scheiß Geld!“ Dann wird das Geld nicht gerne zu mir kommen oder bleiben.

Denn unsere Gedanken formen unsere Realität.

Darum ist es wichtig zu hinterfragen, welche Einstellungen, Glaubenssätze und Muster wir von unseren Eltern mitbekommen haben.

Genauso wie die Glaubenssätze unserer Eltern und Großeltern unsere Realität bestimmen, bringen wir unseren Kindern Muster in Bezug auf Geld bei, die ihr ganzes Leben bestimmen. Ich möchte dich einladen im Alltag deine Geldgedanken einmal genauer zu beobachten:

Darf dein Kind nur mit Kleingeld umgehen oder auch mit Scheinen? Ist Geld dreckig oder neutral? Darf dein Kind große Beträge zu Hause haben oder mit sich tragen? Oder geht viel Geld schnell verloren und für Kinder reicht Kleingeld?

Wie redest du zuhause über Geld? Habt ihr nie genug oder ist genug für alle da? Wird Geld als etwas Positives bewertet oder ist es in manchen Situationen das „scheiß Geld“?

Arbeitet ihr hart und Geld kommt nur von harter Arbeit? Oder verdient ihr es mit Freude?

Ich schreibe diese Glaubenssätze, weil ich viele dieser Glaubenssätze in meinem Alltag entdeckt habe. Ich versuche sie durch regelmäßiges wahrnehmen, reflektieren und das Umformen in positive Glaubenssätzen wieder aufzulösen. Einfach ist das nicht! Denn ich habe sie seit meiner Kindheit in meinem Kopf. Das Auflösen kann dementsprechend dauern.

3. Wir sehen unsere Kinder als mündige, selbständige, vollkommene Wesen

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„Man darf niemandem seine Verantwortung abnehmen, aber man soll jedem helfen, seine Verantwortung zu tragen.“

– Heinrich Wolfgang Seidel –

Hetty Green eine der reichsten Frauen im 19.Jahrhundert musste mit 6 Jahren Geschäftsbriefe und Börsennachrichten ihres Vaters vorlesen, weil dessen Augenlicht zu schwinden begann. Ihr Großvater und ihr Vater erklärten ihr geduldig alle Dinge, die sie in den Texten nicht verstand. Mit 13 Jahren legte die Familie bereits so viel Vertrauen in das Können und die Klugheit ihrer Tochter, dass sie Hetty zur Familienbuchhalterin machten. (Quelle: Aktienmag)

Wir sehen unsere Kinder als mündige, fertige Wesen an, die man nicht erziehen und formen muss. Wir trauen ihnen etwas zu. Kinder entwickeln sich in ihrem Tempo. Wenn wir ihnen genug Liebe, Nähe, Nahrung und Bewegung zur Verfügung stellen, entwickeln sie sich wie von selbst.

Wir können ihnen auch schon früh zutrauen mit Geld umzugehen und ihnen finanzielle Bildung schon in ihrer Kindheit beibringen.

„Dafür bist du noch zu klein“ ist ein Satz, den ich als Kind oft zu hören bekommen habe. Für Kinder gab es nur Kleingeld. Das führt dazu, dass ich auch später nicht mit (viel) Geld umgehen kann. Ständig denke ich, die großen Scheine könnten verloren gehen und so bleibe ich lieber bei kleinem Geld und traue mir keine großen Beträge zu.

Das Kind in den Alltag mit einzubeziehen, hilft ihm in seiner finanziellen Entwicklung.
Finanzielle Bildung wird unseren Kindern in der Schule oder im Studium nicht mit gegeben. Es ist wichtig, dass wir ihnen dabei helfen es zu erlernen.

Wir können sie im Supermarkt bezahlen lassen, können ihnen Sparschweine schenken, können sie auch große Beträge sparen lassen. Wir nehmen sie mit zum Steuerberater-, Versicherungs-, Bank-, Anwalts- oder Finanzamtstermin. So lernen sie und wachsen.

Wir können unsere Kinder selbstverständlich in unseren finanziellen Alltag einbinden. So wie wir sie auch beim Kochen helfen lassen und sie in anderen Bereichen Verantwortung übernehmen lassen.

Wir können Ihnen zur Seite stehen und ihnen die Zusammenhänge erklären.

Die Erfahrung, die mein Kind macht, wenn es zum Beispiel den Steuerberatertermin als etwas Selbstverständliches wahrnimmt, ist viel Wert im Hinblick auf Selbstvertrauen und Verständnis über die Abläufe unserer Gesellschaft.

4. Den Kindern ermöglichen aus althergebrachten Systemen herauszukommen, ihr Leben aktiv zu gestalten und unabhängig zu sein

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„Frei zu sein bedeutet nicht nur, seine eigenen Fesseln zu lösen, sondern ein Leben zu führen, das auch die Freiheit anderer respektiert und fördert.“

– Nelson Mandela –

Es gibt eine Bewegung der „Frugalisten“, die so wenig ausgeben, dass sie einen großen Teil ihres Einkommens sparen, in ein Wertpapierdepot mit durchschnittlichen 7% Rendite pro Jahr anlegen und mit ungefähr 40 Jahren in „Rente“ gehen. Also deutlich früher als ein normaler Erwerbstätiger mit 67 Jahren.

Der Frugalismus ist eine Form des Minimalismus. Ein Frugalist gibt für seine täglichen Bedürfnisse kaum Geld aus. Ein günstiges Zimmer in einer WG anstatt ein Haus, ein Fahrrad anstatt ein Auto, günstiges gesundes Essen zu Hause zubereitet anstatt Essen zu gehen…

Die Ausgaben bleiben trotz höherer Einnahmen als Erwerbstätiger auf dem Level eines Studenten.

Mit Kindern ist es nicht so einfach ganz frugalistisch zu leben, ich kann nicht täglich mit dem Fahrrad fahren, das nimmt mir zu viel Energie, in einem WG-Zimmer wird es zu eng und zu laut für die Mitbewohner.

Aber ich nehme diese Bewegung als Beispiel, meine Konsumgewohnheiten zu hinterfragen und im Alltag anders und viel weniger zu konsumieren, als ich es sonst tun würde.

Auch unsere Sichtweise auf Konsum, die wir unseren Kindern vermitteln, prägt Ihren Blick auf Geld. Wenn wir ihnen einen kritischen Blick auf Werbung vorleben, lässt sie das nicht so leicht in „Werbefallen“ tappen.

Geld ist eines der wichtigsten Energien in unserem Leben. Wir gehen täglich damit um. Doch eine umfassende finanzielle Bildung in unserer Gesellschaft gibt es nicht. Jeder ist selbst dafür verantwortlich.

Finanzielle Bildung hilft uns unser Leben selbst zu bestimmen.

Wer nicht so viel Geld ausgibt, keine Konsumschulden macht und weiß wie man Geld anlegt, ist viel unabhängiger von einer Arbeitsstelle und unabhängiger von einem Chef und kann eigenmächtiger über sein Leben bestimmen.

Wer weiß, wie man sein Geld für sich arbeiten lassen kann, wo es noch Zinsen gibt, kann Vermögen aufbauen und früher aufhören zu arbeiten. Er kann reisen und selbstbestimmter leben, kann sich länger um seine Kinder kümmern oder früher in Rente gehen.

Wir wollen unseren Kindern einmal ermöglichen ein alternatives Leben zu führen, abseits von Zwang.
Sie können aus den althergebrachten Formen – Schule, Studium/Ausbildung, klassisches Erwerbsleben – leichter ausbrechen, wenn sie finanzielle Bildung haben.

Unsere Arbeitswelt verändert sich und mit ihr die Möglichkeiten ein selbstbestimmteres Leben zu führen. Nicht mehr 9 to 5 zu arbeiten und das ein Leben lang für die gleiche Firma.

Wir stellen die althergebrachten gesellschaftlichen Werte und Vorgehensweisen in Bezug auf Erziehung und Beziehungen zu unseren Kindern in Frage und ändern sie für uns ab. Und genauso können wir es mit unserem finanziellen Bewusstsein machen, weil es uns hilft unser Leben unabhängig von den Konventionen der Gesellschaft zu leben.

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