Freund oder Feind: Wie kann ich mein Kind vor sexuellen Übergriffen schützen?

Kathrin Familie 5 Kommentare

Im Sommer 2017 traf ich eine Person, die mich dazu veranlasste, über Kindesmisshandlung und sexuelle Übergriffe an Kindern nachzudenken. Zum ersten Mal in meinem Leben.

Sie hatte uns während und nach unserer Auswanderung, zuerst via Internet und dann persönlich in der neuen Heimat, unterstützt. Dafür war ich sehr dankbar. Allerdings griff ihre helfende Hand zunehmend nach meinen Kindern…

Vorab möchte ich beruhigen, dass hier keinem Nestling etwas passiert ist, weil ich meine Kinder trotz wiederholter Betreuungsangebote nicht aus den Augen gelassen habe. Dennoch hat es ein Weilchen gedauert, bis meine und auch Thomas’ Antennen bei wiederholtem Kontakt so richtig Alarm schlugen. All das veranlasste mich, einen sehr ausführlichen Artikel mit vielen Informationen zu diesem brisanten Thema zu schreiben.

Nicht fremd sondern bekannt

Zunächst habe ich durch unsere „Sommerbekanntschaft“ (wie ich sie im Folgenden nennen werde) gelernt, dass es sich bei den Tätern in der Regel nicht um fremde, sondern um vertraute Personen handelt.
Elterncoach Ingrid Ruhrmann schreibt dazu:

„Ich möchte Sie nicht erschrecken, aber die Realität ist so, auch Sie kennen einen Täter. Sie finden ihn nett und hilfsbereit und Sie würden ihm nie so etwas Böses zutrauen. Täter leben fast unauffällig in Ihrer Familie, Ihrem Freundeskreis – sie sind Pädagogen, Trainer, Nachbarn und Kollegen beiderlei Geschlechts.

Den fremden Vergewaltiger gibt es nur in 0,05 Prozent, den fremden Exhibitionisten in etwa 10 Prozent der Vorfälle. Diese Täter werden dann medienwirksam vermarktet und nähren das Ammenmärchen vom bösen fremden Mann. In der Realität kennen Sie oder Ihr Kind den Täter gut. Sie vertrauen ihm.“

Auch aufklärende Berichte und Artikel zu diesem Thema bestätigen, dass sich Täter eben keinen gewaltvollen Zugang zum Kind verschaffen, sondern bemüht sind, geduldig und taktisch vorzugehen, um eine Beziehung zum Kind und bestenfalls Vertrauen zu den Eltern aufzubauen. Es entsteht der Eindruck, diese Person habe gute Absichten und großes Interesse am Kind und seiner Familie.

Männer und Frauen

Dann stellte ich fest, dass auch Frauen übergriffig werden können.

„Sexueller Missbrauch findet in etwa 80 % bis 90 % der Fälle durch Männer und männliche Jugendliche statt, zu etwa 10 % bis 20 % durch Frauen und weibliche Jugendliche.“ (Quelle)

Ich brauchte wie gesagt mehrere Begegnungen, bis ich mein komisches Gefühl und mein Unbehagen für mich einordnen konnte. Das lag sicherlich auch daran, dass unsere Sommerbekanntschaft weiblichen Geschlechts war. Für mich ist es relativ normal, dass Frauen aus meinem Bekanntenkreis meine Kinder auf den Arm nehmen und umarmen. Bei einem Mann in der gleichen Situation hätte mein Alarm wahrscheinlich wesentlich schneller angeschlagen, auch wenn das unfair erscheinen mag.

Es könnte jeder sein

Info: Wer sind die Täter?

  • Es gibt keinen „typischen Kindesmissbraucher“. Täter können zurückhaltend und introvertiert wirken, aber auch nett, kontaktfreudig und aufgeschlossen sein.
  • Täter können verheiratet sein oder Single. Sie können eigene Kinder haben oder auch nicht.
  • Ein Drittel der Täter stammt aus der eigenen Familie. Manche wurden selbst missbraucht, einige nicht.
  • Die meisten Täter sind männlich, aber nicht immer.
  • Ein Täter hat keine bestimmten, körperlichen Merkmale. Sie sehen nicht besonders „auffällig“ oder „furchtbar“ aus. Sie können jeder ethnischen Herkunft und jeden Alters sein.
  • Täter befinden sich in jeder Bildungsschicht. Das können auch hochgebildete und in der Gesellschaft sehr angesehene Menschen sein.

Unsere Sommerbekanntschaft: Was genau ließ mich zweifeln?

Für den ersten Moment klang es ziemlich verlockend einen kostenlosen Babysitter im neuen Ort zu wissen, denn genau so lautete ihr Angebot noch vor unserem ersten, richtigen Treffen. Doch mein Bauch und mein Herz wehrten sich vehement dagegen. Nicht nur weil die Nestlinge bei der Auswanderung verständlicherweise mehr als üblich an mir klammerten. Sondern auch, weil mein Beschützerinstinkt in dieser Ausnahmesituation enorm präsent war.

Zu viel Nähe zu meinen Kindern

Bei jedem Kontakt wurde mir der Bub (damals 2,5 Jahre) aus dem Arm genommen und weggetragen. Als sich das Mädchen (damals 6 Jahre) verletzt hatte, lief unsere Sommerbekanntschaft flugs an mir vorbei, um sie zu trösten und ihr im Badezimmer ein Pflaster aufzukleben. Ich hörte häufig Komplimente über meine Kinder und Scherze wie „Dich bringe ich nicht mehr zu Mama zurück!“ Mein Magen rebellierte.

Zu viele Geschenke

Die Nestlinge erhielten Geschenke, was in Anbetracht der Tatsache, dass wir nur mit vier Koffern angereist waren, eventuell harmlos erscheint. Doch die Geschenke häuften sich und mit ihnen wuchsen meine Bedenken.

Ständige Babysitter-Angebote

Zudem fiel ungewöhnlich häufig der Satz „Ich kann auch gerne mal auf Deine Kinder aufpassen!“ Er fiel so oft, dass ich stutzig wurde. Nach einer Woche sollte das Mädchen mit ihr ins Kino, nach zwei Wochen schon bei ihr übernachten. Irgendwas stimmte nicht.

Kinder-schuetzen

Das Mädchen (6 Jahre) und der Bub (2,5 Jahre) bei der Ankunft in New York.

Ignorieren meiner Grenzen

Bei mir als Person und Mutter fanden weitere Grenzüberschreitungen statt. Die permanenten Hilfsangebote (für mich einzukaufen, mir die Gegend zu zeigen, mich zum Essen einzuladen usw.) waren mir schlichtweg zu viel und zu erdrückend. Doch ich kam immer nur mit wirklich guten Argumenten und viel Überzeugungskunst raus. Ein einfaches „Nein, danke!“ reichte nicht. Am Ende musste ich sogar schroff werden.

Gefühle

Wenn ich Bedenken äußerte wie „Ich bin nicht sicher, ob der Bub bei Dir bleibt!“ wurden diese mit einem „Der wird gar nicht merken, dass Du weg bist!“ weggewischt. Meine Worte und Gefühle wurden ignoriert. Meine immer lauter werdenden Instinkte ins Lächerliche gezogen. Das Ganze entwickelte sich in eine reichlich unangenehme Richtung.

Selbst Missbrauchsopfer

Zudem gab es zwei weitere Punkte, die mich stutzen ließen. Bei unserer ersten Begegnung hatte sie im Beisein von Thomas ganz beiläufig und ohne jegliche Emotionen erzählt, dass sie als Kind missbraucht worden ist. Darüber war ich wirklich baff. Außerdem hatte sie hier im Ort keine Freunde, obwohl sie schon längere Zeit hier lebt. Wie war das möglich, wenn ein Mensch so hilfsbereit ist?

Kernfrage: Mit wem möchte ich meine Zeit verbringen?

Als unser Mädchen im Alter von zwei Jahren gleichaltrige Kinder verprügelte, nahm ich eine ganz wichtige Lektion fürs Leben von unserer wunderbaren Familienberaterin Dagmar mit: „Es ist unnötig Unternehmungen für Kinder zu arrangieren, die uns selbst nicht behagen oder uns (für unsere Kinder) mit Menschen zu umgeben, die wir nicht mögen“ (siehe auch: „Aggressives Verhalten beim Kind“).

Seitdem achte ich genau darauf, welche Menschen uns gut tun und ob unsere Wellen harmonisch schwingen. Ich umgebe mich nur noch mit Personen, bei denen ich mich respektiert und gut aufgehoben fühle. Denn ich will nicht kämpfen oder mich ständig behaupten müssen, erst Recht nicht bei Freunden.

Wem kann ich mein Kind anvertrauen?

Ganz davon abgesehen, entwickelte ich zum ersten Mal bei einer Bekanntschaft das Gefühl, meine Kinder im Auge behalten zu müssen. Ich beobachtete andere Begegnungen hier in Larchmont, beispielsweise die ersten Tage mit unseren neuen Nachbarn. Körperlicher Kontakt zu den Kindern wurde nicht hergestellt, schließlich waren wir uns alle noch fremd. Und auch Babysitter- oder Übernachtungsangebote kamen nicht, obwohl es bei unserer Wohnkonstellation naheliegender gewesen wäre. Ihr Verhalten war also keine „typisch amerikanische“ Art.

Was, wenn diese Person mehr von meinem Kind will?

Immer öfter fragte ich mich insgeheim, ob unsere Sommerbekanntschaft vielleicht mehr von unseren Kindern möchte. Ob sie wirklich nur nett ist oder noch andere Absichten hegt. Gleichzeitig traute ich mich nicht, diese Gedanken laut zu äußern. Was, wenn ich total daneben lag? 

Plötzlich schickte mir Thomas eines Nachts, unabhängig von meinem Überlegungen, einen Link mit den Worten: „Nr. 3 gefällt mit gar nicht!“

Sexueller Missbrauch: Achte auf folgende Warnsignale

Ich war sofort hellwach und erleichtert, denn ihn beschäftigten offensichtlich die gleichen Gedanken. Er hatte mir den Artikel „The Stranger You Know: How to Spot a Child Molester’s Tricks“ geschickt, in dem das Augenmerk auf auffälliges Verhalten von eventuellen Tätern – sogenanntes „Red Flag Behaviour“ – gerichtet wird.
Hier meine Übersetzung:

10 auffällige Verhaltensweisen

1. Jemand, der wiederholt deine sozialen, emotionalen oder körperlichen Grenzen ignoriert.
2. Jemand, der sich ein Kind als „besonderen Freund“ heraussucht und dieses mit viel Aufmerksamkeit, Geschenken und Schmeicheleien überhäuft/ keine altersgerechte Beziehung zu diesem Kind entwickelt.
3. Jemand, der oft auf ungestörte Zeit „allein“ mit dem Kind besteht oder das oft vorschlägt. 
4. Jemand, der die Grenzen des Kindes ignoriert.
5. Jemand der auf das Umarmen, Berühren, Küssen, Kitzeln oder das Halten des Kindes besteht, vor allem wenn das Kind diese Art von Körperkontakt/ Aufmerksamkeit nicht möchte. 
6. Jemand, der unangebrachte, persönliche oder private Informationen mit einem Kind teilt. Solche, die normalerweise nur unter Erwachsenen besprochen werden.
7. Jemand, der regelmäßig auf sexuelle Bilder hinweist oder unangebrachte und anzügliche Geschichten oder Witze teilt.
8. Jemand, der extrem interessiert scheint an der Sexualität eines bestimmten Kindes und wiederholt über die Entwicklung seines Körpers spricht.
9. Jemand, der „zu gut, um wahr zu sein“ ist. Der regelmäßig kostenlose Babysitterdienste anbietet. Die Kinder zu besonderen Ausflügen alleine mitnehmen will. Der den Kindern oft Geschenke oder Geld gibt, auch ohne besonderen Grund. Vor allem Erwachsene, die keine eigenen Kinder haben.
10. Jemand, der regelmäßig ins Badezimmer geht, wenn Kinder/ Teenager drin sind. (Quelle)

Leiser Verdacht: So habe ich gehandelt

Als Thomas’ und meine Gedanken in die gleiche Richtung gingen, saßen wir nächtelang da und lasen Artikel über „childmolester“. Mit jeder Zeile manifestierte sich unsere Vermutung. Mehr und mehr wurde uns klar, dass wir diesen Kontakt beenden müssen. So schnell wie möglich.

Die Frage war nur wie. Normalerweise rede ich mit den Leuten, wenn ich ein Problem oder blödes Empfinden habe und versuche das zu klären. In diesem Fall war das kniffelig, denn was, wenn ich trotz aller „red flags“ falsch lag? Schließlich war bis dato ja noch nichts passiert. Was, wenn diese Person wirklich nur überdurchschnittlich hilfsbereit war und ich ihr etwas ganz furchtbar Falsches unterstellte? Ich hatte nur Vermutungen und ein saublödes Bauchgefühl, aber keinerlei Beweise!

Trotzdem sprachen Thomas’ und meine innere Stimme die gleiche Sprache und zwar ziemlich eindringlich. Wir möchten keine Menschen in unser Leben lassen, die uns Unbehagen bereiten, egal aus welchem Grunde.

Entgegen meiner üblichen Strategie habe ich mich in diesem Fall dazu entschieden, nicht darüber zu sprechen und den Kontakt im Sande verlaufen zu lassen – für einen Gang zur Polizei reichte unsere Beweislage nicht. Irgendwann war der anderen Seite klar, dass es „vorbei“ ist. Wie gesagt, das ist nicht die feine englische Art und auch bestimmt keine Vorgehensweise, die ich bei zwischenmenschlichen Konflikten befürworte. Aber dieses Problem war anderer Natur und ich nicht in der Lage, es geschickter zu lösen.

Polizeiberatung: Was tun bei Verdachtsfällen?

Verhaltenstipps

  • Greifen Sie beim Verdacht auf Kindesmisshandlung zum Schutz des Kindes rasch ein – das Kind braucht Ihre Hilfe!
  • Ermitteln Sie nicht selbst, sondern schalten Sie Fachleute von Beratungsstellen, Jugendämtern und der Polizei ein – notfalls auch anonym.
  • Eine Mitteilung an die Polizei schließt die Hilfe anderer Einrichtungen nicht aus und gewährleistet offizielle, professionelle Ermittlungen. Damit auch die zum Schutz des Kindes notwendigen Maßnahmen getroffen werden können, werden das zuständige Jugendamt oder auch das Vormundschaftsgericht von der Polizei unterrichtet.
  • Zwar ist die Polizei keine Einrichtung der Opferhilfe, doch gibt es auch hier Spezialisten – etwa die Jugendbeauftragten oder die Jugendsachbearbeiter, die Sie gerne beraten. (Quelle)

Prävention: Wie kann ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch schützen?

Ich habe mit dem Mädchen nicht detailliert über meine Gedankengänge gesprochen, weil das unnötig Ängste schürt und belastet. Allerdings bin ich bei meiner Recherche immer wieder auf die gleichen Präventionspunkte gestoßen, die ich im Folgenden zitieren und erklären werde.

Aufmerksamkeit und Zuwendung

„Vernachlässigte Kinder gehören einer erhöhten Risikogruppe an. Gerade ihr Wunsch nach Anerkennung, Aufmerksamkeit, Zuwendung machen sich sexuell orientierte Täter zu Nutze.“ (aus: „Kindesmisshandlung“ Hrsg.: Bund Deutscher Kriminalbeamter 2009)

Mein Mädchen gehört nun nicht gerade zu den vernachlässigten Kindern, aber auch ihr gefiel die extra Portion Aufmerksamkeit unserer Sommerbekanntschaft. Durch die Auswanderung und den kleinen Bruder (damals 2,5 Jahre) konnte ich ihr nicht immer die Zuwendung schenken, die sie benötigt hätte. Jetzt achte ich natürlich genauer darauf.

Sexuelle Aufklärung

„Hilfreich ist, mit Kindern offen über Sexualität zu reden und altersgemäße Informationen zu vermitteln. Nicht die Neugier auf diese Themen Menschen stillen lassen, die keine guten Absichten damit verbinden. Gut aufgeklärte Kinder können einen sexuellen Übergriff leichter erkennen, Grenzen setzen und sich Hilfe holen.“ (Quelle

Angenehme und unangenehme Berührungen

Ein aufklärendes Gespräch mit dem Kind könnte sich so anhören:

„Es gibt Berührungen, die Dir gut tun und Dich richtig glücklich machen. Solche Berührungen sind für jeden Menschen wichtig. Es gibt aber auch solche, die unangenehm sind, Dich verwirren, Angst machen oder sogar weh tun. Solche Berührungen darfst Du zurückweisen. Kein Mensch hat das Recht, seine Hände unter Deine Kleider zu stecken und Dich an der Scheide, am Penis, am Po oder an Deiner Brust zu berühren. Es gibt Menschen, die möchten von Dir so berührt werden, wie Du es nicht willst, zum Beispiel an ihren Geschlechtsteilen. Niemand hat das Recht, Dich dazu zu überreden oder zu zwingen, auch wenn Du diesen Menschen kennst und gerne hast.“ (Quelle)

„Nein!“-sagen ist erlaubt

„Der beste Schutz, den Eltern bieten können, ist, Kinder dabei zu unterstützen, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Starke Kinder können sich besser wehren. Sie wissen, dass Erwachsene nicht alles dürfen, und sie das Recht haben NEIN zu sagen.“ Diese Unterstützung fängt übrigens bereits bei Kleinigkeiten im Alltag an, wie das Kind beispielsweise nicht zum Essen zu überreden. (Quelle).

Dein Körper gehört Dir!

Erinnert Ihr Euch? Ein Drittel der Missbrauchsfälle findet in Familien statt und grundsätzlich sind die meisten Täter dem Kind bekannt. Um so wichtiger ist es, unserem Nachwuchs von klein auf zu gestatten, dass es niemanden – auch nicht die allerliebsten Familienmitglieder – gegen seinen Willen umarmen oder küssen muss, damit bei den Großen keine Gefühle verletzt werden.

„Mädchen und Jungen sollen wissen und erleben, dass sie selbst über ihren Körper bestimmen können und andere sie nicht einfach ungefragt anfassen dürfen – auch dann nicht, wenn es „nur nett gemeint“ ist.“ (Quelle)

Passend dazu ging vor einiger Zeit dieses Meme viral. Darauf die Worte:

„Ich bin fünf. Mein Körper gehört mir. Nötigt mich nicht, jemanden zu küssen oder zu umarmen. Ich lerne noch, was Einverständnis bedeutet – und eure Unterstützung würde mein Leben sicherer machen.“

 

Vertraue Deinem Gefühl!

Das Mädchen fand unsere Sommerbekanntschaft „komisch gut“. Einerseits genoss sie die Aufmerksamkeit, andererseits wusste sie nicht so recht wie sie mit der „seltsamen Art“ umgehen sollte. Auch sie merkte, dass etwas anders war als bei anderen Begegnungen mit Erwachsenen. Doch sie konnte es nicht benennen.

„Prävention bedeutet deshalb, die Wahrnehmungsfähigkeit von Mädchen und Jungen zu fördern und sie darin zu unterstützen, ihre Gefühle auszudrücken und ihnen zu vertrauen.“ (Quelle)

Du kannst mit mir über alles reden

„Schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich das Kind nicht scheut, jederzeit über Erlebnisse, Gefühle, Ängste und Freuden, aber auch über ihm unangenehme oder peinliche Dinge zu sprechen. Passieren doch Übergriffe, kann es so leichter kundtun, was ihm passiert ist, auch wenn es dem Täter versprochen hat, zu schweigen.“ (Quelle)

Es ist vor diesem Hintergrund umso wichtiger, im Alltag liebe- und respektvoll Kindern gegenüber zu sein. Nicht zu viel zu schimpfen oder zu streng zu reagieren. Denn wenn ein Kind bei einem kaputten Glas schon Ärger bekommt, wird es sich wahrscheinlich nicht trauen über „Schlimmeres“ zu sprechen.

Gute und schlechte Geheimnisse

„Täter arbeiten häufig mit Geheimnissen. Daher ist es wichtig, die Kinder zu sensibilisieren, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt. Gute Geheimnisse, die gewahrt werden, um andere freudig zu überraschen, sind in Ordnung. Aber sobald sich ein Geheimnis schlecht anfühlt und nicht dazu dient, jemanden glücklich zu machen, ist das ein schlechtes Geheimnis. Und schlechte Geheimnisse dürfen – ja sollen (!) – verraten werden. Das Kind sollte ermutigt werden, über schlechte Geheimnisse immer mit den Eltern zu sprechen und auch wenn es sich irgendwie unwohl fühlt oder ein seltsames Gefühl verursacht.“ (Quelle

Geschenke von außen

„Manche Täter/innen machen die Kinder emotional abhängig durch Belohnungen, gemeinsame Freizeitaktivitäten oder Bevorzugungen und verwirren so zusätzlich ihre Wahrnehmung.“ (Quelle)

Es ist sicherlich sinnvoll mit dem Kind abzusprechen, dass es bei Geschenken von Fremden immer erst die Eltern fragen soll, ob es diese annehmen darf. Mehrere Videos von „soziale Studien“ im Internet zeigen jedoch, dass das gar nicht so einfach ist. Hier ein Beispiel:

Häufen sich Geschenke von Freunden, Bekannten oder Verwandten im Übermaß und auch ohne konkreten Anlass, liegt es an uns, genauer hinzuschauen. Großeltern haben Freude daran, die Kleinen regelmäßig mit etwas Schönem zu überraschen und das darf natürlich auch so sein. Aber alles, was in irgendeiner Form Bauchschmerzen bereitet, sollte angesprochen werden.

Du bist nicht Schuld!

„Mädchen und Jungen, die sexuelle Gewalt erlitten haben, haben niemals Schuld. Dies sollte Kindern und Jugendlichen deutlich erklärt werden. Denn bei sexuellem Missbrauch fühlen sich die meisten Kinder oder Jugendlichen schuldig, was von Tätern und Täterinnen massiv gefördert und ausgenutzt wird.“ (Quelle)

Ernst nehmen

Erfahrungsberichte zeigen, dass Außenstehende Kindern oft nicht glauben, vor allem dann, wenn sie selbst eine gute Beziehung zum Täter haben oder dieser einen guten Ruf, beispielsweise als Trainer, genießt.

Seitdem ich den Film „Die Jagd“ gesehen habe, in dem die falsche Behauptung eines Kindes ein gesamtes Dorf gegen einen Erzieher aufbringt, bin ich mir bewusst, was für ein super sensibles Thema das ist. Dennoch gilt es den Aussagen eines Kindes immer auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was dahinter steckt. Vielleicht wie im Film nur eine Kränkung, im schlimmsten Fall ein ernstzunehmender Hinweis auf eine Straftat.

Genau hinschauen

Nicht alle missbrauchten Kinder trauen sich darüber zu sprechen und sexuelle Übergriffe hinterlassen selten eindeutige Spuren. Manchmal ist es notwendig ganz genau hinzuschauen, um „stumme Hilferufe“ oder körperliche Spuren zu erkennen.

Hinweise auf sexuellen Missbrauch

  • Verletzungen des Intim- und Analbereichs, der Brust oder anderer erogener Zonen wie Kratzer, Striemen, blaue Flecken, Schürf- oder Bisswunden, unerklärliche Blutungen, Scheiden- und Analrisse, Fremdkörper in der Scheide oder im After
  • unerklärliche Harnwegsinfekte, genitaler Juckreiz, sexuell übertragbare Krankheiten (z.B. Feigwarzen, Pilze, Gonorrhoe), häufige Entzündungen im Genitalbereich
  • plötzliche Verhaltensänderungen wie z.B. Aggressivität, sozialer Rückzug, Ängste, Rückfall in frühkindliche Verhaltensweisen, distanzloses oder aufreizendes, altersunangemessenes sexualisiertes Verhalten
  • psychosomatische Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen, Übelkeit)
  • Stimmungsschwankungen, Leistungsabfall, Ess- oder Schlafstörungen, Bettnässen etc.
  • Schwangerschaften jugendlicher Mädchen (Quelle)

Zeigen wie es sich wehren und Hilfe holen kann

Ein selbstbewusstes Kind, dass gelernt hat „Nein!“ zu sagen, wird sich in seltsamen Situationen wahrscheinlich eher bemerkbar machen. Allerdings wissen Kinder ohne „Training“ vermutlich nicht, wie und wo sie Hilfe suchen können.

Eltern tun deshalb Gutes, wenn sie ihrem Nachwuchs Handlungsanweisungen bei „komischen“ Gefühlen beibringen (laut nein sagen oder/und Stopp sagen, weglaufen, Hilfe holen). Gleichzeitig ist es ratsam, ihnen „Sicherheitsinseln“ (wie Kiosk, Tankstelle auf dem Weg zur Schule) zu zeigen, falls sie angesprochen werden, wenn sie alleine unterwegs sind.

Klug ist außerdem, das Kind regelmäßig daran zu erinnern, nicht ohne die Erlaubnis der Eltern zu jemandem ins Auto zu steigen (egal ob fremd oder bekannt) oder jemanden in die Wohnung zu lassen. Oft wird empfohlen ein Familienpasswort zu vereinbaren.

„Es gibt keine Versicherung gegen Missbrauch. Aber ein (selbst)sicheres und „starkes“ Kind hat weit größere Chancen, nicht zum Opfer zu werden.“ (Quelle)

sexueller-Missbrauch

Weiterführende Links

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Kleine Anleitung: So kannst Du mit Deinem Kind darüber sprechen

Kindesmisshandlung: Das können Sie als Außenstehende tun

Hilfeportal sexueller Missbrauch
Bietet Hilfe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (mit vielen Infos und Adressen).

Hilfe und Beratungsangebote für Kinder und Eltern
Eine Übersicht mit kostenlosen Hotlines und Beratungsstellen in Deiner Nähe.

Kein Täter werden
„Haben Sie den Wunsch im Internet Kinderpornografie anzuklicken? Ihr Wunsch ist kein Missbrauch – das Anklicken aber schon.“ Mit diesen Worten und einem Internetvideo macht ein bundesweites Projekt auf sich aufmerksam, das hilft, nicht zum Täter zu werden.

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