Is it never raining in New York? oder „Die filmreife Wolkenbruch-Lektion!“

Kathrin New York Schreib einen Kommentar

Manchmal sind es ganz banale Dinge, die unseren New York Trip aufregend gestalten wie zum Beispiel das unberechenbare Wetter bzw. die recht unzuverlässigen Wettervorhersagen.

Gewitter ohne Regen?

So trug es sich nämlich zu, dass wetteronline.de (benutze ich in Deutschland ausschließlich, weil diese Seite normalerweise immer einen zuverlässigen Wetterbericht liefert) und Siri in den letzten Wochen mehrfach Gewitter und eine hohe Regenwahrscheinlichkeit (über 60%) anzeigten, ohne dass auch nur ein Tropfen vom Himmel kam.

Die ersten Male plante ich bereits von vornherein Indoor-Aktivitäten wie Besuche in Kindermuseen, aber wenn ich gewusst hätte, dass es trocken bleibt, hätte ich mich lieber an der frischen, warmen Luft als in frostigen klimatisierten Räumen aufgehalten.

Museum

Der Bub beim Spiel mit reichlich Wasser im Children’s Museum of Manhattan, während draußen die Sonne schien.

Gewitter ohne Regen!

Nach den ersten drei regenfreien „Gewitter-Nachmittagen“ wurde ich mutiger und überlegte mir lediglich eine Indoor-Alternative in der Nähe, bevor ich mich hinaus traute. Von verschiedenen Spielplätzen aus behielt ich die grauen Wolken und die Wetter-Apps misstrauisch im Blick, aber als wir auch nach drei weiteren, angekündigten Wolkenbrüchen vom Regen verschont blieben, war ich sicher, dass es sich bei diesem Muster um eine sichere Regel handelt.

Dementsprechend ignorierte ich die Unwetterwarnung für letzten Donnerstag (14. Juli 2016) und fuhr mit den Nestlingen zum Central Park und zwar ohne ein Backup mit Dach überm Kopf. Es war nämlich brütend heiß und von Wolken gab es am Himmel weit und breit keine Spur, was natürlich meine schräge „Es-wird-keinen-Regen-geben-Theorie“ bestätigte.

An der Metro-Station angekommen liefen wir 15 Minuten bei drückender Hitze (32 Grad bei enormer Luftfeuchtigkeit) zu einem wunderschönen Spielplatz und obwohl das Mädchen nichts lieber als ein Eis wollte, kühlte ich uns erst einmal unter dem kleinen Springbrunnen ab.

Wasser

Während ich ihr für den Rückweg ein Eis versprach, meine Füße im plätschernden Wasser erfrischte und die Nestlinge zufrieden auf dem großen Spielplatz spielten, entdeckte ich eine aufkommende Wolkenfront, aber ich dachte nur: „Kenne ich doch, dieses Muster!“

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Die Nestlinge beim Rutschen: In diesem Moment hatten wir keine Ahnung, dass wir uns besser ganz schnell auf den Weg nach Hause machen sollten…

Sicherheitshalber warf ich noch einen Blick auf Siris Wetterprognose, welche lediglich 30% Regen angab, also quasi gar keinen. Dennoch brachen wir nach etwa 30 Minuten auf, weil meine erhitzten Kinder jetzt unbedingt ein Eis wollten und ich zum nächsten Spielplatz. Es standen nämlich vier davon auf meiner Agenda.

Leichter Nieselregen – wie lächerlich!

Während wir uns zur nächsten Station bewegten, nahm ich den immer dunkler werdenden Himmel zwischen den dichten Baumkronen wahr, allerdings ließ ich mich davon immer noch nicht irritieren, denn ich hatte in New York bereits dunklere Wolken gesehen.

graue-wolken

Graue Wolken, na und?

Das Mädchen wollte dann plötzlich unbedingt, dass ich ein Foto von ihr mache auf einer Hunde-Statue, die sie erspäht hatte, doch weil ein anderer Junge noch darauf poste, mussten wir warten. Just als er fertig war, begann es zu regnen und wir huschten schnell unter die zehn Meter entfernte Brücke, unter der wir dem kurzen Regenschauer entkamen.

Bedrohliche Überraschung

„Super Gewitter!“ schoss es mir noch hochmütig durch meinen Kopf, weil die zarte Nieselregen gerade mal 5 Minuten angehalten hatte, als ich beim Weiterlaufen das Unheil am Horizont erblickte. Ich sah nur noch ein düsteres Dunkelgrau, aber auch den Eiswagen, ein paar Meter von uns entfernt, den sich mein schwitzendes und tapfer laufendes Mädchen so sehnlich gewünscht hatte.

Gewitterwolke

In diesem Augenblick war ich auch ohne App sicher, dass es gleich ein fieses Unwetter geben wird und eigentlich hätte ich von da an am liebsten nur noch nach einem Unterschlupf gesucht. Aber erstens wusste ich nicht, wo ich diesen finden konnte und zweitens wollte ich das Mädchen nicht schon wieder vertrösten.

Ich kaufte also zwei Eis. Solche blöden Solero Shots mit ganz kleinen Kügelchen, die der Bub nicht alleine durch die schmale Öffnung in seinen Mund bekam. Obwohl ich nun echt besseres zu tun hatte – ich schielte weiterhin unruhig auf die nahende Gewitterfront – forderte er „mehr, mehr!“ Ich versuchte ihm zu helfen, denn ein weinendes Kind konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen und gleichzeitig eine vorübereilende Frau nach einem geeigneten Schlupfloch zu fragen. Sie riet mir ins „Museum of Natural History“ zu gehen – rückblickend betrachtet ein Witz, weil ich bis dahin 20 Minuten unterwegs gewesen wäre.

Mit einem furchtbaren Gefühl in der Magengegend nahm ich mein Handy, öffnete Google-Maps und gab mit zitternden Fingern „Museum of nat…“ ein. Weiter bin ich nicht gekommen, weil ich in diesem Moment die wohl gewaltigste und furchteinflößendste Regenwand meines Lebens erblickte. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Spielberg-Film, echt. Auf der einen Seite waren wir mit unseren bescheuerten Eiskügelchen und den in Panik davonrennenden Menschen. Auf der anderen Seite war diese Mauer aus überdimensionalen Regentropfen gefolgt von nebeliger Finsternis.

„Lauf, mein Mädchen! Lauf!“ hörte ich mich schreien und dann versuchte ich sie und ihren Bruder zurück zur Brücke zu navigieren. Wir rannten, so schnell wir konnten. Das Mädchen weinte. Ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Während ich den Buggy mit dem ebenfalls verängstigten und schluchzenden Bub durch den Regenguss manövrierte, brüllte ich ihr tröstende Worte hinüber: „Es ist alles gut. Nur ein Regenschauer!“

An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie mir nicht glaubte. Zu Recht, denn ich hatte selbst ordentlichen Respekt vor diesem gewaltigen und für mich in der Form unbekannten Naturschauspiel.

Anmerkung:
Selbstverständlich konnte ich in diesem Moment keine Fotos mehr machen, aber ich habe im Internet einige Videos von diesem krassen Unwetter gefunden, zum Beispiel hier:
New York disappears within seconds“ 

Nach drei Minuten erreichten wir japsend und völlig durchnässt die Brücke, wo sich bereits eine kleine Menschenschar drängte. Ich zog die zitternden Nestlinge um, während mehrere ohrenbetäubende Donnerschläge uns immer wieder zusammenzucken ließen. Dann nahm ich die Kinder beschützend in den Arm und flüsterte ihnen beruhigend Worte zu. Das Mädchen befahl mir jedoch immer nur auf den „Brudi“ aufzupassen. Ihn ja nicht loszulassen. Sie hatte offensichtlich unfassbare Angst, dass wir ihn verlieren könnten, wenn er hinaus in den Regen liefe. Diese Sorge rührte mich sehr und ich hielt beide ganz fest.

Bruecke

Unser Unterschlupf, den wir uns mit vielen anderen teilten.

Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis sich der Himmel lichtete und die Sonne allmählich wieder durch ließ. Diese heftige Sturzflut hat uns zutiefst beeindruckt und bewegt. Das Mädchen wollte nur noch nach Hause, wollte nur noch Papi, und unsere Katzen Fina und Oliver sehen – sichergehen, dass es allen gut geht.

Während wir durch den überschwemmten Central Park und die warmen riesigen Pfützen nach Hause liefen, musste ich kopfschüttelnd schmunzeln, denn ich konnte nicht glauben, dass mir das New Yorker Wetter so eine spektakuläre Lektion erteilt hatte. Aber die habe ich natürlich begriffen.

Pfuetzen

Durch die warmen Pfützen nach Hause laufend und die angenehme Luft nach dem Regen genießend.

Dass das Wetter sich hier sehr schnell ändern kann und diese Veränderungen nahezu unvorhersehbar sind, bestätigte der New Yorker Himmel am Samstag übrigens direkt noch einmal. Wetteronline versprach einen wolkenlosen Himmel bei 33 Grad, was wir beim verlassen des Hauses auch sahen und spürten. Auch Siri und die Wetter-App von Thomas‘ Arbeitskollegen, mit denen wir uns in einem Park getroffen hatten, behaupteten nichts Gegenteiliges.

Sonne

Beim Loslaufen sonnige über 30 Grad.

Gegen halb vier zogen dann aber urplötzlich Wolken auf und brachten Nieselregen mit sich, der auch nach einer Stunde Wartezeit im Café nicht nachlassen wollte, obwohl all unsere Apps  immer noch wolkenfreie Hitze versprachen. Nur ein Ami kannte offensichtlich eine zuverlässige App, nämlich „Dark Sky“, welche Regen anzeigte, wo auch welcher war, allerdings ist diese nicht beim deutschen i-Tunes Store erhältlich, also für mich unerreichbar. Ärgerlich, wirklich!

Regen

Eine Stunde später grauer Himmel und Regen.

Ich bin jetzt jedenfalls gewarnt und bei dunkelgrau aufziehenden Wolken auf der Hut. Dann vielleicht doch lieber sicher im Museum spielen, während es draußen eventuell trocken bleibt, als ein beunruhigter und durchnässter Zeuge von der Aufruhr der Elemente zu sein 🙂

Eure Kathrin

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