10 Monate Schreibaby – ein schmerzvoller Rückblick

Kathrin Gastartikel 65 Comments

Es ist zwei Uhr in der Nacht, als die Tür des Krankenhauszimmers auffliegt – ohne vorherigen Anstands-Anklopfer. Die Schwester stürzt in den Raum, ihre Augen scannen uns, das leere Bettchen – erleichtert erblickt sie unsere drei Tage alte und wüst brüllende Tochter Emilia in meinem Arm. „Oooh, ein Glück. Ich dachte, Sie hätten sie fallen lassen!“ seufzt sie erleichtert und verlässt unser Familienzimmer. Ratlos schauen wir uns an: das Baby schreit überdurchschnittlich viel. Aber niemand geht weiter darauf ein…

Schreikind

Dass die Geburt ein geplanter Kaiserschnitt sein musste, liess sich leider nicht ändern; immerhin hatte ich den Tag nach dem errechneten Geburtstermin als Termin durchboxen können. Wir waren nun also Eltern eines kräftigen schönen Mädchens „mit starken Lungen“, wenn man der Hebamme Glauben schenken möchte. „Mit starkem Willen“, so der Kinderarzt. „Mit einer kräftigen Stimme“, hier waren sich zwangsweise alle einig.

Schon in der Klinik hatte ich sie immer bei mir, an mir, auf mir; ich brachte es nicht über mich, dieses niedliche Wesen in dieses seltsame Babybett zu legen. Umso mehr erstaunte mich, dass sie oft unzufrieden war, trotz Stillen nach Bedarf, trotz ausgiebigsten Kuschelns. Die Mahlzeiten dauerten länger und länger, die Schlafphasen wurden kürzer, das Baby unruhiger. „Ganz normal“, wie meine Hebamme erklärte, „Sie sind ja so nervös. Und Ihre Nervosität überträgt sich halt aufs Kind.“ Ihr Rat lautete, das Baby anzudocken, ehe es überhaupt richtig wach würde – doch unser Baby riss die Augen auf und brüllte sich in der selben Sekunde die Seele aus dem Leib. Keine Anzeichen, kein Nuckeln am Fäustchen, kein Schmatzen – vielmehr ein hochroter Kopf, geballte Hände, ein angespannter Babykörper. Stillen schien sie zu beruhigen, zumindest so weit, dass sie mal nicht schrie – also stillte ich. Neun Stunden in 24h; später dann bis zu 14 Stunden, denn nur dann schien sie ansatzweise zufrieden und lächelte mich manchmal an. Manchmal.

Unsere Sorge wuchs: Was ist mit unserem Kind, dass es derart unglücklich seine Proteste in die Welt hinausschreit? Am meisten hasste sie es, zu liegen; wir führten das auf ihren ausgedehnten Reflux zurück, sie spuckte viel. Manchmal schlief sie aufrecht auf unseren Armen, während wir selbst saßen, manchmal – also schliefen wir von nun an abwechselnd im Sitzen.

Der Kinderarzt kicherte zu Anfang vergnügt und nannte sie einen „kleinen Wutzwerg“, später aber spürte ich seine Ungeduld nur zu deutlich: das Kind hat Koliken, ganz einfach, und Koliken sind nach einigen Wochen vorbei. Als sie das nicht waren, benannte er die sicherlich nun einschiessenden Zähne. „Sie wollten doch Kinder, nun haben Sie eins. Und Kinder machen nunmal Krach.“ Dennoch verschrieb er bei jedem unserer (zahlreichen) Besuche etwas anderes – meist Dinge, die die Verdauung regulieren sollten. Doch Bauchweh schien das einzige zu sein, das unsere Emilia nicht hatte.

Sie wand sich, während unsere Hebamme uns demonstrierte, wie wohl sich alle Babies in Tragehilfen fühlen und dicke Tränen rannen über Emilias winziges Gesicht. Ich weinte stumm mit, während das Bündelchen in einer Wickelkreuztrage vor Papas Brust verschwand. Sie war untröstlich, und an Tragehilfen konnten wir sie, trotz zahlreicher Versuche, nie gewöhnen. Was aber, wie die Vertretung unserer Hebamme mitteilte, auch an unserer Unfähigkeit liegen könne, das Tuch richtig zu binden.

Der empfohlene Osteopath war eine gute Autostunde entfernt; übermüdet, doch hoffnungsvoll, machten wir uns auf den Weg. Er behandelte die Maus, die das gar nicht witzig fand, kassierte 150 Euro, die von der Kasse auch nicht in Teilen übernommen wurden und verordnete Globuli, die ich nehmen sollte. Ich tat es, obgleich ich nichts davon halte und es brachte uns nichts. Auch ein weiterer Besuch beim Osteopathen brachte keine Wendung zum Besseren – hat aber vielleicht einer Verschlechterung vorgebeugt? Das bleibt ein Geheimnis.

Ich zog mich mehr und mehr zurück; mein Baby war das, das den Rückbildungskurs derart zusammenschrie, dass ich vorzeitig gehen musste. Das die Stillgruppe immer so störte, dass sich keiner unterhalten konnte. Das im PeKIP völlig ausrastete. Das jedes Telefonat unmöglich machte und jede Autofahrt zur Tortur werden liess. Der Bekanntenkreis hatte sich inzwischen gelichtet, Gespräche waren ja auch kaum möglich. Die Familie konnte den „Affentanz“, den wir veranstalteten, nicht verstehen. Kein Wunder, dass sie so schreit – sie hat den Bogen halt schon raus, tanzt uns auf der Nase herum und wir würden schon sehen, wo wir mit der Rumtragerei und der Auf-dem-Arm-schlafen-Lasserei hinkommen.

Einfach mal schreien lassen, dann lernt sie es. Wie also hätte ich guten Gewissens das Kind abgeben können? Sie abzugeben hätte mir in dieser Situation, so widersinnig das klingen mag, keinerlei Entlastung gebracht. Auf der einen Seite musste ich davon ausgehen, dass man sie“zu Erziehungszwecken“ schreien lassen würde. Auf der anderen Seite hatte ich eine atemlose Angst davor, dass sie bei anderen vielleicht nicht schreien würde – denn das würde meine Unfähigkeit als Mutter doch nur besiegeln. Und ich fühlte mich unfähig. Nutzlos. Würde das Baby die anderen dann lieb haben, nur mich nicht?

Wir besorgten uns einen Termin in der Schreiambulanz, den wir auch sehr umgehend bekamen. Wir stießen hier auf sehr viel Ruhe und Verständnis, es wurde so lieb auf uns eingegangen, dass schon das alleine mir die Tränen in die Augen trieb. Doch helfen, sagte die Frau, helfen könne sie uns nicht. Sie sehe unsere Erschöpfung, auch das Baby hatte inzwischen tiefe Augenringe, sie sehe die Mühe und die Liebe – doch einen Tipp hatte sie nicht für uns. Körperliche Ursachen waren ja nun mehrfach ausgeschlossen worden, von Hebammen, Kinderärzten, und auch bei den Vorsorgeuntersuchungen war nichts auffällig gewesen – ausser halt der Tendenz des Kindes, viele Stunden am Tag zu schreien. Ganz viele.

Sie schlief in 24 Stunden etwa 8 Stunden, und die nicht am Stück; die längste Etappe war meist etwa 45 Minuten. Nur angedockt verfiel sie in so etwas wie einen Dämmerzustand, aber im Liegen zu stillen bekamen wir einfach nicht hin, also saß ich. Ich hatte tiefe Augenringe, ein eingefallenes Gesicht und fühlte mich vor Müdigkeit ganz flau. Seit Monaten hatte ich nicht mehr als eine Stunde am Stück geschlafen und glaubte zu halluzinieren. An einem Nachmittag lag ich mit dem Baby im Arm im (Familien-)Bett, in der Hoffnung auf ein halbes Stündchen Ruhe; doch das Baby schrie und wollte sich nicht beruhigen. Ich schlief dennoch (wenn auch nur kurz) ein, eng an das schreiende Baby gekuschelt.

Damit kann ich vielleicht verdeutlichen, wie restlos erschöpft ich war, auch wenn Worte es dennoch irgendwie nicht fassen können. Etwas mehr als vier Monate war sie da alt. Das war jedenfalls der Punkt, an dem wir uns zu getrennten Schlafverhältnissen entschieden: die erste Hälfte der Nacht verbrachte der Papa mit Emilia und ich auf dem Gästebett; gegen 2 Uhr in der Früh stillte ich das Baby und der Mann (der morgens wieder zur Arbeit musste) wanderte ins Gästebett. Wer im Gästebett liegen durfte, brachte es hin und wieder auf drei bis vier Stunden Schlaf. Immerhin.

In mir machte sich Panik breit, wenn der Mann sich morgens für die Arbeit fertig machte. Gleich ist er weg. Gleich bin ich wieder mit diesem schreienden Etwas allein. Warum hasst mich mein Kind so? Ich tue doch alles, aber es schreit mich nur an. Es machte mich wütend. Aggressiv. Dafür hatte ich also meinen geliebten Job an den Nagel gehängt? Ich dachte, mein Leben sei zu Ende. Dass es nun immerzu so weitergehen würde. Aber selbst schuld, wie die Leiterin des PeKIP-Kurses mir erklärt hatte – ich hatte ja keinen Babymassagekurs besucht und dabei beruhigt sich nunmal jedes Kind. Genau wie sich jedes Kind im Tragetuch beruhigt. Oder beim Autofahren. Oder beim Geräusch eines Föns. Jedes. Nur unseres nicht.

Sie bewegte sich nicht wie die anderen Kinder im PeKIP. Während die robbten, krabbelten, sich teilweise schon hochzogen lag sie auf dem Rücken und mochte sich nicht einmal auf den Bauch drehen. Faul halt, sagten die einen, du nimmst ihr ja auch alles ab. Hör auf, sie mit anderen zu vergleichen, sagten die anderen, jedes Kind ist individuell. Aber meines ist unzufrieden, ich suche den Grund!

Ein besonders trister Tag brachte für mich die Wende. Schon in den frühen Morgenstunden hatte sie zu schreien begonnen; sie wollte nicht liegen und stillen wollte sie schon gar nicht, drückte sich von der Brust weg und hyperventilierte fast. Und ich spürte nur noch Müdigkeit und Erschöpfung in mir, Traurigkeit und Verzweiflung und Wut, eine entsetzliche Wut – ich bekam Angst. Ich trug sie hoch, legte sie in ihr Gitterbettchen, in dem sie ohnehin nie lag, streichelte ihr beherrscht übers rote Gesichtchen und ging raus.

Aber Kissen boxen brachte mir nichts mehr, Wolldecke treten auch nicht, ich marschierte sinnlos durch die Wohnung, sie schrie oben allein und das schlechte Gewissen fraß mich nahezu auf, dennoch überlagerten Wut und Angst alles andere – ich konnte mir nicht vorstellen, je wieder nach oben zu gehen, schon der Gedanke daran brachte mein Blut zum Kochen. Verzweifelt schnappte ich mir eine Zigarette aus dem Vor-Schwangerschafts-Fundus und rief die Schreiambulanz an. Die Frau meldete sich mit ruhiger Stimme, und ich konnte nur noch in den Hörer weinen „Bitte helfen Sie mir. Bitte. Ich hab Angst, ich tue ihr oder mir gleich was an.“

Über zwei Stunden hatte ich die gute Frau in der Leitung. Nach etwa 15 Minuten war ich so weit, dass ich hinaufgehen und das durchgeschwitzte Baby wieder zu mir nehmen konnte. Ich fühlte mich, als hätte man mich verprügelt. Es muss sich was ändern, beschlossen wir an diesem Abend und zwar sofort. Das Geschrei in dieser Form ist nicht normal. Wir sind uns sicher, mit dem Kind stimmt was nicht – auch wenn alle das Gegenteil behaupten.

Ich suchte einen weiteren Kinderarzt und einen Orthopäden, der auf Babies spezialisiert war, und konnte nach Schilderung der Sachlage kurzfristige Termine ergattern. Ich machte mir nicht viel Hoffnung, wusste aber auch nicht, was ich sonst hätte tun können. Knappe 10 Monate Dauergeschrei lagen nun hinter uns. 10 Monate, die uns mehr als alles abverlangt hatten. Aus einem glücklichen Paar waren ein erschöpfter Papa und eine unglückliche Mama geworden, die nur noch das Nötigste sprachen und sich ansonsten dem Fliegergriff und anderen Wundermitteln widmeten.

Herrschte einmal Stille – weil die Kleine tatsächlich nicht schrie oder vielleicht gerade mit dem Papa eine Runde spazieren war – hörte ich sie in meinem Kopf dennoch schreien. Ich schreckte aus meinem seltenen Schlaf hoch weil ich meinte, ein schreiendes Baby zu hören – auch wenn keines da war. Ich hatte die fürchterlichsten Träume, die man sich vorstellen kann und weigerte mich, das Kind allein zu baden – weil ich geträumt hatte, sie würde mir beim Baden versehentlich ertrinken. Ich war nicht mehr ich. Und ein Stück weit habe ich diese Zeit nie überwunden.

Der Orthopäde begrüsste die bis auf eine Windel nackte Maus mit den Worten „Na Süße, was hast du denn für ein schiefes Köpfchen?“ und schaute verwundert, als ich hemmungslos in Tränen ausbrach. Sie hatte unzählige Blockaden in der Wirbelsäule und so kam es zu Bewegungseinschränkungen – und schlimmen Schmerzen. Ich war entsetzt, als der Arzt seiner Mitarbeiterin auftrug, eine Notiz in die Akten zu setzen: „Kind etwa fünf Monate entwicklungsverzögert“. Er behandelte Emilia manuell und verschrieb Krankengymnastik nach Voijta, was ich ablehnte, nachdem ich mich schlau gemacht hatte. Bobath brachte uns auf den Weg, noch in der selben Woche hatten wir die erste Stunde.

An jenem Abend begann sie zu krabbeln.

Nachdem sie 10 Monate geschrien hatte, brauchte sie erwartungsgemäß noch viele Monate, um aus diesem Schreimuster herauszufinden. Sie schien immer irritiert, wenn es ruhig war – sie kannte das ja auch kaum. Sie schlief nun erstmals auch tagsüber mal eine Stunde – zwar ausschliesslich auf mir drauf und in meinem Arm, aber sie schlief! Als sie auf den Tag genau 18 Monate alt war, machte sie das erste Mal in ihrem Leben Mittagsschaf auf der Couch, einfach so. Mit 18 Monaten.

Ein unzufriedenes Kind ist sie in gewisser Weise bis heute und ich überlege oft, wie viel davon wohl Typsache sein mag, Charakter – oder doch erworben? Dass ich auf diese Frage keine Antwort erhalten werde, ist mir klar. Gesundheitlich hat sie heute keinerlei Einschränkungen. Ihre Eltern hat diese Zeit in jedem Fall sehr geprägt; das Schreien eines Babys (auch eines fremden) versetzt mich unmittelbar in die altbekannte Mischung aus Panik und Hilflosigkeit, was mir insbesondere den Umgang mit meiner zweiten Tochter sehr erschwerte.

Ich bin weit davon entfernt, betroffenen Eltern Ratschläge erteilen zu wollen. Es ist mir ein Anliegen, unsere Geschichte zu erzählen, denn Stillen und Tragen und Osteopathen und Globuli sind nicht immer der heilige Gral.

„Du kennst dein Kind. Du hast es neun Monate unter deinem Herzen getragen, und niemand – keine Stillberaterin, keine Hebamme, kein Außenstehender – kennt es so gut wie du. Höre auf dein Herz. Auf dein Gefühl. Und wenn dein Gefühl dir sagt, etwas stimmt nicht – dann stimmt etwas nicht. Was auch immer der Rest der Welt sagt. Und dann bleibe dran und suche eine Lösung.“

Worte, die mir von einer Beraterin gesagt wurden. Diese Worte tragen mich bis heute. Und schlussendlich sind sie das einzige, was zählt.

An dieser Stelle möchte ich mich von ganzem Herzen bei der Gastautorin bedanken. Sie möchte zu ihrem eigenen Schutz lieber anonym bleiben und ich finde es großartig, dass sie die Kraft und den Mut aufbrachte, diese Geschichte für uns aufzuschreiben.

Mir steckt immer noch ein dicker Kloß im Hals…
Eure Kathrin

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Comments 65

  1. Mo Zart

    Liebe eigentlichwollteich,

    die Entscheidung für ein zweites Kind begann irrational (um endlich auch mal eine schöne Schwangerschaft und eine schöne Babyzeit zu haben, denn ich fühlte mich darum auch betrogen). Mir war aber klar, dass das nicht der Grund sein dürfe. Die wirkliche Entscheidung haben wir etwa ein halbes Jahr getroffen, nachdem ihre akuten Schmerzen vorbei waren. Wir stellten plötzlich fest: Wenn uns jemand fragt. Wie geht es Euch?, müssen wir nicht mehr lügen. Klar war unser Kind immer noch viel Schwieriger als andere, aber wir begannen uns zu arrangieren. Wir dachten, jetzt geht es immer weiter aufwärts.
    Im Grunde war es eine fatale Entscheidung, denn kaum war ich schwanger, begannen die vom Gehirn gelernten chronischen Schmerzen. Das ging die ganze Schwangerschaft hindurch. Also wieder eine Scheißschwangerschaft, auch wenn diesmal nicht das heranwachsende Baby schuld war. Erst als ich hochschwanger war, fand man im Deutschen Kinderschmerzzentrum heraus, was meiner Tochter fehlte, und die Behandlung begann (leider noch ne Baustelle oben drauf, weil man das nicht mit Medikamenten behandeln kann, sondern nur über bestimmte anstrengende Ablenkungsstrategien, damit sich das im gehirn entkoppelt – dauert mindestens ein Jahr). Während wir mit ihr stationär im Krankenhaus waren, platzte die Fruchtblase, und ich hatte eine Frühgeburt. Klar, von der dauerhaften Kindschlepperei in der Schwangerschaft. Frag nicht. Es war natürlich alles andere als optimal – für alle. Es schloss sich also noch mal eine sehr harte Zeit an. Aber jetzt ist das Baby 4 Monate, und wir kommen alle langsam an (für unsere Verhältnisse).

    ich würde jederzeit wieder so entscheiden. Denn die Psychologin sagte: EIn zweites Kidn kann auch heilsam sein. Ganz ehrlich: Dieser Zustand Baby wach und es geht ihm gut, es lacht einen an – wir kannten das nicht. Und es ist so unbeschreiblich schön, dass es uns die Tränen in die Augen treibt. Und man lässt sich einfach nichts mehr gefallen von Ärzten. Man ist schlauer und die kompetenteste Person in bezug aufs eigene Kind. Es ist einfach wunderbar. Schau, jetzt schreibe ich, und mein Baby schläft. Unvorstellbar. Es wird wach, fängt an zu schmatzen, und ich schreibe immer noch. Gleich werde ich es stillen und das Wunder genießen. Es ist wirklich heilsam.

    Gerne mehr. Du kannst mir auch mailen.

    Im Übrigen bin ich völlig geflasht über die vielen Mütter, die dasselbe durchgemacht haben. Ich habe bisher keine einzige gefunden. Ich finde, wir sollten eine Selbsthilfegruppe gründen. Das meine ich ernst. Zum Verstandenwerden, Horror aufarbeiten und gegenseitig auf die Schulter klopfen.

    Liebe Grüße
    Mo

    1. eigentlichwollteich

      Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Da warst Du wirklich mutig, ich hätte mich das bestimmt nicht getraut. Und wie schön, dass dieser Mut belohnt wurde! Du bist jetzt bestimmt bei allen normalen „Kinderproblemchen“ die Gelassenheit in Person….

      Alles Gute und liebe Grüße

  2. Reni

    Der Artikel hat mich sehr gerührt, vor allem das Durchhaltevermögen. Weiter so! Meines Erachtens hängt doch Vieles vom Charakter/Typ ab oder ist vom Geburtsverlauf abhängig.

    Unser 1. Kind hat auch oft geschrien, das Stillen hatte erst nach 1 Monat geklappt und heute weiß er, was er will, ist aber auch anstrengend. Nun beginnen wir eine frühfördernde Maßnahme. Er war ein Kaiserschnittbaby. Unser 2. Kind war eine natürliche sehr schöne Geburt und hat schon im Krankenhaus nur ein einziges Mal geschrien, später ganz selten und der Grund war immer leicht herauszufinden, meist Müdigkeit. Tragetuch von Anfang an ohne Probleme und jetzt nach einem knappen Jahr immernoch pflegeleicht, beschäftigt sich alleine. Bei Terminen, Verabredungen o. ä. sind 1,5 bis 2 Stunden gar kein Problem.

  3. Hanna

    Ich weine gerade Tränen der Erleichterung, des Mitgefühls und der Trauer über das erste katastrophale Jahr meiner Tochter, die ebenfalls Emilia heißt. Danke für die Ehrlichkeit!

  4. Franz Josef Neffe

    Zu Dieter Dorn kam aus 300 km Entfernung eine Ärztin mit ihrem 4 Monate alten „Schrei-Baby“. Dorn fühlte die Wirbelsäule ab und fand am 6.Brustwirbel den Nerv blockiert, über den der Magen gesteuert werden soll.
    Das Kind schreit, bekommt das Fläschchen, kann es n icht verdauen, bekommt Sodbrennen, schreit, bekommt das Fläschchen, ……
    Einfache manuelle Lösung der Blockade löst das Problem. Die Steuerung des Magens funktioniert wieder.
    Am 3./4.Oktober 2015 können alle Gesundheits-Interessierten die DORN-Methode ganz praktisch kennenlernen beim 10.DORN-Kongress in Memmingen. Publikumsfreundlich kostet die Tageskarte nur 25 €. Infos auf der Dorn-Kongress-Homepage.
    Franz Josef Neffe

  5. Pingback: Ich hätte dich fast verloren. Brief an mein Baby | Müttermagazin

  6. Kathrin

    Liebe Kathrin, liebe unbekannte Mama,
    Ich habe den Text in den vergangenen Monaten mehr als zehnmal gelesen, immer wenn ich mal wieder das Gefühl hatte, dass niemand auf der Welt mich verstehen könne und ich all die (einigermaßen oder sehr) glücklichen anderen Eltern nicht mehr ertragen konnte.
    Unser Sohn ist jetzt 1. die letzten zwölf Monaten waren eine Katastrophe, wenn auch mit schönen Momenten. Der Kleine fing an seinem dritten Lebenstag an, zu brüllen und kaum zu schlafen,und hat bis heute nicht aufgehört. Wir haben alles (!) versucht; inklusive stationärem Aufenthalt. Wie oft ich in diesem Jahr sterben wollte oder ihn aus dem Fenster werfen, kann ich längst nicht mehr zählen. Ja,ich fühle mich betrogen um dieses Jahr, unendlich traurig und verzweifelt. Ich liebe ihn, aber es ist so schwer.
    Gibt es eine Möglichkeit, dass sich „wir Betroffenen “ austauschen können, kannst du, Kathrin, meinen Kontakt vielleicht weitergeben?
    Alles Gute für euch alle,
    Kathrin

    1. Esra Dökmez

      Hallo liebe Kathrin. Ich habe deine Geschichte gelesen und war sehr traurig aber genau so fühle ich mich gerade. Deine damalige Situation beschreibt meine jetzige. Es tut mir unendlich leid für die Eltern die das so erleben mussten. Ich hoffe das sich alles zum Guten gewendet hat. Magst du mal berichten. Liebe Grüße. Esmeralda

    2. Esmeralda2000

      Hallo liebe Kathrin. Ich habe deine Geschichte gelesen und war sehr traurig aber genau so fühle ich mich gerade. Deine damalige Situation beschreibt meine jetzige. Es tut mir unendlich leid für die Eltern die das so erleben mussten. Ich hoffe das sich alles zum Guten gewendet hat. Magst du mal berichten. Liebe Grüße. Esmeralda

  7. schnic

    Leider kenne ich das nur zu gut.. wir haben ein Kind, dass 23!! Monate jeden Tag gebrüllt hat… nie weniger als 1-3 Stunden… und das waren die guten Tage..
    Und auch heute ist er sehr anstrengend.. nach 23 !! Monaten hatten wir den ERSTEN SCHREIFREIEN TAG.. nicht dass sich das gehalten hätte.. aber es ist erträglicher geworden..

  8. Keks

    Das erste Lebensjahr war das schlimmste Jahr in meinem Leben! Ich bin neidisch und völlig überrascht, wenn ich höre und sehe wie entspannt und schön das erste Jahr aber auch sein kann… Absolut krass, was für Unterschiede es gibt und dann fragt man sich schon manchmal: Warum gerade ich/wir? Aber das bringt einen auch nicht weiter…

  9. Nina

    Du schreibst mir aus der Seele – ich hatte so oft das Gefühl alleine zu sein und habe mich gefragt, so wie viele andere Mamas hier, warum wir/was machen wir falsch/warum hasst mich mein Kind dermassen… es tat so unendlich weh und wenn man dann beginnt seine Entscheidung zur Familiengründung zu bereuen, schmerzt es umso mehr. Gott sei Dank kam bei uns dann zumindest hinsichtlich Schreien auch mit 9 bis 10 Monaten die Wende und es wurde weniger, auch wenn unser Mädchen noch immer nicht die Einfachste ist und das erste Jahr so dermassen an uns gezehrt hat, dass jetzt (sie ist nun 2 Jahre) kaum noch Energie übrig ist, aber mittlerweile gibt es auch immer wieder Phasen, in denen sie sehr viel zurück gibt und auch mal wirklich zufrieden sein kann, auch wenn sich diese Phase dann wieder schlagartig ändert und dann wieder über Wochen ein anderer Wind weht. Aber wir versuchen uns an ihren tollen Fortschritten festzuhalten, auch wenn das freilich nicht immer gleich gut klappt. Meine grösste Wertschätzung, dass ihr euch trotz der Strapazen für ein zweites Kind entschieden habt und umso mehr freut es mich, dass ihr dafür auch belohnt wurdet! Alles Liebe, Nina

  10. Nina1983

    Hallo zusammen
    Auch mir wird hier aus der Seele gesprochen. Auch meine Tochter ( bald 20 Monate ) war ein Schreibaby. Das ganze erste Jahr war sehr anstrengend und auch jetzt ist es manchmal immer noch nicht einfach.
    Ich fühle mich oft einfach nur kraftlos, allein und unverstanden. Es gibt sogar Momente wo ich neidisch bin , wenn ich Freunde und Bekannte sehe wo alles immer so einfach ist. Schon allein wenn das Baby einfach nur so einschläft. Ich denke mir dann immer was ich falsch gemacht habe oder immer noch tue. Kann mich auch in diesem Thema mit niemandem austauschen, weil ich einfach niemanden kenne, der ähnliches durchgemacht hat.
    Es tut einfach gerade unheimlich gut nicht allein auf der Welt mit dieser Sache zu sein. Ich zieh wirklich den Hut vor Dir / euch, nochmal ein Kind bekommen zu haben. Mir steckt das immer noch zu sehr im Kopf, dass ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann noch eins zu bekommen. Zur Zeit genießen wir es einfach das Momente öfter sehr angenehm sind und sie etwas selbstständiger wird. Gerade jetzt wo das Wetter besser wird ist sie sehr fröhlich, sie ist am liebsten den ganzen Tag draußen. Ich wünsche allen viel Kraft. Würde mich freuen, wenn man sich austauschen und gegenseitig aufbauen kann.
    Viele liebe grüße Nina

  11. Durankadın

    Hatte ich damals eine Person, nur eine Person von euch getroffen, das haette mir schon geholfen. Ich war so allein und keiner hat mich verstanden. Das erste Jahr ist vorbei , mit ihr auch viel von mir . Jetzt ist sie 15 Mon alt , sehr lebendig aber oft noch sehr unzufrieden aber kein vergleich zu damals! Ich sass Stunde um Stunde auf dem Gymnastik Ball und bin mit ihr auf und ab gehüpft denn das war das einzige was sie beruhigte, so lange bis mein Rücken brannte vor Schmerzen. Mein Mann habe ich gehasst weil er Arbeiten gehen konnte, abschalten konnte. İch möchte auch irgendwann ein zweites Baby, auch wenn es egoistisch klingt, in der Hoffnung das ich auch die Gefühle und die Freude erleben darf die andere Mütter mit ihrem Baby hatten….

  12. Lina Schneider

    Liebe Betroffene Eltern von Schreibabys,
    Dieser Artikel hat mich sehr berührt und sehr traurig gemacht … ich bin auch Mutter eines Sohnes, welches kein Schreibaby ist. Also darf ich nicht als aus ‚erster Hand‘ Erfahrene reden… (und ich spreche jetzt meine Bewunderung für euch starke Eltern aus. Respekt was ihr mitmacht und woher ihr die Kraft habt…)
    Ich hab als Heilpädagogin die Erfahrung gemacht, dass ein Bereich wohl oft (leider) ausser Acht gelassen wird… (Nein, ich glaube nicht, dass ich hier die Lösung für diese Probleme anbringen kann, nein da bin ich viel zu bescheiden.) Ich fasse es nicht, dass dieser Aspekt so wenig Beachtung geschenkt bekommt… Verschiedene Aspekte eines Menschen werden oft nicht gesehen. Ich kenne Eltern, die solche Geschichten haben wie ihr…
    die aber dank der Prä- und Perinatalenpsychotherapie einfach verstehen konnten, wieso ihr Baby dauernd schreien musste… dank der therpautischen Arbeit konnte sich der Stress im Kind lösen… das Baby durfte sein Trauma (oder sonstiger Stress) verarbeiten und musste nicht mehr schreien, weil sein Schmerz ( welcher nicht nur auf eine körperliche Ursachen zurückzuführen ist) anerkannt und gelöst wurde…
    es ist wirklich so, (miterlebt in therapeutischen Settings) dass ein Baby dem Therapeuten (oder längst auch den Eltern) seine Geschichte erzählt und seinen Schmerz teilt… danach ist es einfach gut,.. weil der Therapeut versteht was da läuft… und man weiss heute, dass für gewisse Kinder eine Kaiserschnittgeburt schwierig ist! Und ja, wenn ihr dies mit einem Kinderarzt bespricht ist es klar, dass dieser dies belächeln wird… aber vielleicht hat jemand von euch den Mut hier mal reinzuschauen… Fachpersonen in diesem Bereich sind Wiliam Emerson, Ray Castellino, Klaus Käppeli, Franz Renggli etc..

    https://www.emotionelle-erste-hilfe.org/mediathek/buch-auf-die-welt-gekommen-die-neuen-baby-therapien/

    Mit lieben Herzensgrüssen aus der Schweiz

  13. Lily

    Ich sitze hier mit meinem Säugling auf dem Schoß, denn nur beim Stillen und ab und zu im Fliegergriff ist er ruhig, und lese unter Tränen diesen Bericht. Tränen des Mitgefühls, des Sich-Verstanden-Fühlens, aber auch des Selbstmitleids. DANKE für diese Zeilen, die mich daran erinnern, dass ich nicht für etwas bestraft werde, sondern einfach nur ein Kind habe, dass liebevoll in seinem Schmerz (ob nun physisch oder psychisch, Ursachenforschung betreiben wir noch) begleitet werden will. Möge das Universum uns und allen Eltern die nötige Kraft bereitstellen.

  14. Pingback: Hilfe, mein Baby schreit! Wie man ein Kind beruhigen kann.

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