Warum eine Hausgeburt?

Kathrin Erfahrungen 35 Comments

Da ich mich auf der Schwangerschaftszielgeraden befinde, werde ich häufiger gefragt, wo Nestling Nr. 2 zur Welt kommen soll. Besser gesagt, in welcher Klinik. Antworte ich wahrheitsgemäß mit „Ich gehe nicht in eine Klinik, ich entbinde zu Hause“ spielt sich in den Gesichtern der Fragenden ein interessantes Schauspiel ab. Eine Mischung aus Überraschung, Neugier und Sorge. Und anschließend fast immer die Aussage „Du bist aber mutig!“

Aber bin ich das wirklich? Meine Entscheidung eine Hausgeburt anzusteuern, hat im Grunde nichts mit Mut zu tun, sondern mit dem Gefühl, dass bei der Geburt unseres Mädchens viele Dinge hätten anders/ besser laufen können.

Denn bereits damals saß ich die Eröffnungsphase völlig entspannt und alleine zu Hause aus. Das aber auch nur, weil mir eine Freundin erzählt hatte, dass ihr genau dieser Part bei der Geburt ihres Sohnes so gut getan hätte. Dass es nicht nötig sei, bei der ersten Wehe ins Krankenhaus zu fahren, sondern wesentlich angenehmer, sich in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich zu entspannen. Dass man im Krankenhaus häufig noch mal nach Hause geschickt oder zum Spazierengehen/ Treppensteigen verdonnert wird, was sich unter Umständen nicht so gut anfühlt, je nach dem wie viel Kliniktrubel die Schwangere umgibt.

Ich tat es ihr nach (ohne großartig darüber nachzudenken) und erlebte einen sehr positiven und ruhigen Geburtsstart. Als meine damalige Beleghebamme und Thomas nach vier Stunden Wehen eintrafen, war mein Muttermund bereits auf 8 cm geöffnet und ich überrascht, wie „einfach“ das war.

Was dann folgte, war weder einfach noch positiv. Damals wusste ich noch nicht warum, ich fühlte nur ein deutliches „Nein!“. Ein deutliches „Nein!“ als ich ins Auto steigen und in die Klinik fahren sollte. Ein deutliches „Nein!“ als ich mich trotz immenser Rückenschmerzen zum Ultraschall auf den Rücken legen musste. Und viele weitere deutliche „Neins!“ in den Situationen, in denen ich kein echtes Mitspracherecht hatte. In denen ich über mich bestimmen lassen musste, obwohl ich doch diejenige war, die das Baby bekam.

Im nachhinein überlegte ich oft, ob der Rest der Geburt nicht auch entspannt(er) verlaufen wäre, hätte ich zu Hause bleiben können. Denn vieles in der Klinik fühlte sich sehr falsch an für mich – übrigens auch nach der Geburt.

Erkenntnisse in der zweiten Schwangerschaft

Obwohl ich mit dem zweiten positiven Schwangerschaftstest sofort wusste, dass es dieses Mal eine Hausgeburt werden sollte, konnte ich nicht 100-prozentig benennen warum. Da war – wie gesagt – nur dieses intensive Gefühl.

Erst mit dem Buch „Geburt und Stillen“ von Michael Odent (Arzt, Geburtshelfer und Verfechter einer natürlichen Entbindung) begriff ich, was in der zweiten – von mir als wesentlich unangenehmer empfundenen – Geburtsphase in der Klinik meiner Empfindung nach nicht passte. Und warum ich diesen inneren Wunsch, Nestling Nr. 2 zu Hause zu gebären, verspürte.

Was erleichtert eine Geburt?

Odent’s wichtigste Erkenntnis:

„Ich habe gelernt, dass der Mensch ein Säuger ist. Alle Säuger suchen die Verborgenheit, die Isolation, wenn sie ihre Jungen zur Welt bringen. Sie brauchen Privacy. Beim Menschen ist es genau dasselbe.“[1]

(Privacy wurde übrigens in der deutschen Übersetzung bewusst übernommen, weil es kein vergleichbar treffendes Wort in unserer Sprache gibt).

Die ersten Stunden von der Geburt unseres Mädchens verbrachte ich in absoluter Privacy. An einem mir vertrauten Ort, an dem ich mich wohl und sicher fühlte. Niemand beobachtete und störte mich. Ich konnte mich ganz auf mich und meinen Körper konzentrieren und war vollkommen entspannt.

Dass ich diese Phase im Gegensatz zur Zeit in der Klinik als angenehm empfand, ist also kein Zufall. Denn „der Geburtsvorgang ist ein Gehirnvorgang. Wehen und Geburt aktivieren den primitiven Teil des Gehirns, den wir mit allen anderen Säugern gemeinsam haben. Dieser Teil des Gehirns muss die Hormone produzieren, die für wirksame Gebärmutterkontraktionen notwendig sind, aber seine Funktionen können hier genau so gehemmt werden, wie während aller anderen sexuellen Aktivitäten.“[2]

Das erinnerte mich sofort an meinen Artikel „Stillen ist Kopfsache“:
„Die günstigen Umstände, die eine Mutter braucht um das Stillen zu erlernen, entsprechen am ehesten jenen Bedingungen, die im allgemeinen als günstig für den sexuellen Liebesakt gelten: ein behagliches, warmes Bett, Ungestörtheit, eine entspannte Atmosphäre und ein Gefühl zeitloser Muße.“ (Sheila Kitzinger)

Das Gebären, das Stillen und der Liebesakt sind demnach ähnlich sensible, körperliche Prozesse, die durch ablenkende Situationen, welche den Adrenalinspiegel der Frau heben – Furcht, Kälte und so weiter – erschwert werden.[3] Umgekehrt ist es erwiesen,“ dass ein niedriger Adrenalinspiegel die Eröffnungsphase erleichtert und beschleunigt.“[4]

„Fühlt sich die Frau sicher, werden die körpereigenen Hormone Oxytocin und Endorphine ausgeschüttet. Sie dämpfen den Schmerz und sorgen dafür, dass Frau und Kind eine kraftvolle und verbundene Einheit bilden. Beide wissen in jedem Augenblick intuitiv, was zu tun ist. Die Geburt kann ihren natürlichen Lauf nehmen“ (siehe „Hausgeburt„).

Was erschwert eine Geburt?

„Das Ausschütten der für den Geburtsvorgang notwendigen Hormone [durch den primitiven Teil des Gehirns] ist begleitet von einer Reduzierung der Aktivität des neuen Gehirns [Neocortex]; und das ist auch der Grund, warum sich Frauen ab einem bestimmten Stadium bei einer normalen physiologischen Geburt scheinbar von allem was sie umgibt […] lösen. Ihre Bewusstseinsebene verändert sich, und das muss auch so sein, wenn der richtige Hormonspiegel erreicht werden soll. Andererseits kann man den Fortgang der Geburt bremsen, indem man den Neocortex anregt und der werdenden Mutter Fragen stellt, etwa „Bei welcher Krankenkasse sind Sie versichert?“[5]

In der Eröffnungsphase bewegte ich mich frei von jeglichen äußeren Störungen und erreichte so einen für die Geburt hervorragenden Hormonpegel. Das Eintreffen der Hebamme, das Gespräch mit ihr und die Gedanken an die Fahrt in die Klinik, rissen mich aus meiner Entspannung heraus. Ich war gezwungen zu reden und zu denken, was mir (und daran kann ich mich noch gut erinnern) ziemlich schwer fiel. Mich plötzlich konzentrieren zu müssen (Was nehme ich mit? Habe ich alles?), war eine anstrengende Herausforderung.

Noch anstrengender empfand ich den Ortswechsel. Mir war es total unangenehm mit heftigen Wehen an die Wand oder ans Auto gelehnt, sichtbar für jeden Passanten zu sein. Außerdem war das Treppensteigen und Autofahren mit so kurzen Wehenabständen lästig. Odent bestätigt, dass „die Verlegung während der Geburt von einem Ort zum anderen die Geburt erschwert. Selbst die Verlegung vom Stationszimmer in den Kreißsaal, führt häufig zu Geburtsverzögerungen.“[6]

Am Ziel angekommen gab es dann neue Störfaktoren. Ich befand mich plötzlich an einem Ort, der mir nicht vertraut war. Ich erinnere mich an die hellen Deckenfluter, den typischen Krankenhaus-Geruch und meine steigende innere Unruhe. Ich war schon lange nicht mehr bei mir, sondern scannte nervös meine geräuschvolle und bewegte Umgebung. Mein Neocortex arbeitete auf Hochtouren und meine geburtsfördernde Hormonausschüttung war sicherlich dahin. Denn zu diesem Zeitpunkt veränderte sich mein „Das-ging-ja-einfach-Gefühl“ in ein „Wow-was-sind-das-für-krasse-Schmerzen-im-unteren-Rücken-Empfinden“.

„Adrenalin sorgt dafür, dass besonders die Muskulatur in den Armen und Beinen mit Blut versorgt wird (um fliehen oder kämpfen zu können). Von der Gebärmutter jedoch wird jetzt das Blut abgezogen. Kontraktionen einer schlecht durchbluteten Gebärmutter und eines insgesamt verspannten Körpers führen aber in Kombination mit einem Endorphinmangel zu Schmerzen.“

Es gelangt außerdem weniger Sauerstoff zum Kind und die Wehentätigkeit lässt automatisch nach oder kann womöglich ganz aufhören. Zusätzlich fallen jetzt oft auch die kindlichen Herztöne ab“ (siehe „Hausgeburt„).

Die für mich zuständige Gynäkologin kannte Odins Theorien offensichtlich nicht, denn sie untersuchte mich bei meiner Ankunft langwierig und sie konfrontierte mich zudem mit völlig irrelevanten Fakten, wie den Maßen meiner Tochter. Als ich ihr deutlich zu verstehen gab, dass mir das sch…egal ist und ich nur den Wunsch verspüre, so schnell wie möglich in die Wanne zu steigen, wollte sie mir unverzüglich eine PDA verpassen. Die anstrengende Patientin ruhig stellen. Das wiederrum ließ meinen Wutpegel und meinen Adrenalinspiegel noch mehr in die Höhe schnellen. Zum Glück legte meine tolle Beleghebamme ein Veto ein.

Erst in der Wanne beruhigte ich mich wieder. Der Kreißsaal war abgedunkelt, meine Hebamme zog sich zurück und mit Thomas an meiner Seite gelang es mir, mich nur auf mich und meine stärker werdenden Wehen zu konzentrieren. Laut Odin reduziert das Eintauchen in Wasser von Körpertemperatur den Adrenalinspiegel. Kontraktionen im Wasser sind anscheinend weniger intensiv und schmerzhaft, aber die Mutter spürt das sie mehr bewirken.“[7]

Auf diese Weise – also die Wehen in der warmen Wanne ertragend – hätte ich unser Mädchen gerne entbunden. Aber ich musste raus (die Herztöne unseres Mädchens sanken ab, weil sie die Nabelschnur viermal um den Hals hatte) und das war für mich der absolute Dämpfer. Jede Faser meines Körpers weigerte sich aus dem Pool zu steigen. Ich wollte nicht in die Kälte und erst recht nicht in den Nebenraum laufen, um mich dort auf die Gebärliege zu legen. Aber man ließ mir keine Wahl und so fügte ich mich.

Statt selbst zu bestimmen, welche Geburtsposition für mich gut und angenehm ist, wurde für mich entschieden. In der für mich schmerzvollsten Position (auf dem Rücken) lag ich da und folgte den Anweisungen zu pressen. Ich presste wie eine Geistesgestörte, spürte dabei den Schmerz im Rücken, meine enorme Körperanspannung und wie meine Kräfte schwanden. Und plötzlich wie vier Leute mich nach einem „Einmal noch und dann nehmen wir die Zange“ bearbeiteten: Meinen Bauch drückten (Kristeller Handgriff), meine Beine anzogen und mir einen Dammschnitt verpassten, damit das Baby endlich kommt. Das Baby kam und mit ihm der schmerzhafteste Moment in meinem ganzen Leben.

Odins Beobachtungen zeigen, dass Frauen, die sich bei der Geburt nicht beobachtet fühlen und jede mögliche Freiheit haben, bei den letzten Wehen das Bedürfnis verspüren sich aufzurichten. Dass sie instinktiv eine Position einnehmen, die es der Vulva gestattet, sich gleichmäßiger zu dehnen und das so ernsthafte Dammrisse eine Rarität sind und Dammschnitte völlig außer Frage stehen. Die aufwärts gerichtete Kraft, gleiche die nach unten gerichtete aus und gleichzeitig könne sich Schenkelmuskulatur, besonders an den Innenseiten, entspannen. Wenn sich diese Muskeln entspannen, ist es als wenn eine Tür aufgeht; wenn sie daran gehindert werden sich zu entspannen, muss die Tür aufgezwungen werden.“[8] Es war demnach vorhersehbar, dass ich meine angespannte und erzwungene Geburtshaltung auf dem Rücken nur mit Verletzungen überstehe…

Hast Du keine Angst vor einer Hausgeburt?

Nach der Nabelschnurverwicklung und den absinkenden Herztönen könnte man sagen, dass es doch gut war, dass ich in der Klinik überwacht wurde und nichts Schlimmes passiert ist. Ich sehe das allerdings nicht so, denn unser Mädchen ist ja letztendlich spontan und auf natürlichem Wege geschlüpft. Warum hätte ich das nicht auch zu Hause schaffen können?

Nach Odins Lektüre glaube ich sogar, dass ich das (mit meinem heutigen Wissen) zu Hause sogar besser und schneller hinbekommen hätte. Ohne den unnötigen „Hormon- und Zeitverlust“, der durch die Fahrt in die Klinik, die unnötigen Untersuchungen und die lästigen Diskussionen mit der Ärztin entstanden ist. Ich hätte mich ganz an mir und meinem Bedürfnissen orientiert – mich auf mein Bauchgefühl und meine von Natur aus vorhandene Gebärfähigkeit verlassen. Doch damals wusste ich leider nicht, dass das möglich ist.

Angst habe ich keine. Denn ich blicke auf zwei komplikationslose Bilderbuchschwangerschaften zurück und bin kerngesund (die Ursache für die immensen Rückenschmerzen unter der ersten Geburt habe ich ausfindig gemacht und beseitigt). Von meinem Frauenarzt gab es also grünes Licht für eine Hausgeburt. Ich habe ein gutes Gespür für meinen Körper und eine Hebamme an meiner Seite, die einschreiten wird, falls unvorhergesehene Probleme auftauchen. Außerdem wohne ich 6 Gehminuten von der nächsten Entbindungsstation entfernt. Im Fall der Fälle bin ich in Null Komma Nichts in einem Kreißsaal – was sollte mir da noch Sorgen bereiten?

Ist eine Hausgeburt riskanter als eine Klinikgeburt?

Seltsamerweise wird Schwangeren ständig vermittelt, dass die Geburt etwas sehr Gefährliches sei und unter allen Umständen ärztlich kontrolliert werden müsse, damit nichts passiere. Eine Entbindung in der Klinik gilt als der sicherste Weg. Doch wäre eine Geburt standardmäßig tatsächlich so gefährlich, dass sie permanente medizinische Überwachung erforderte, wäre die Menschheit doch schon längst ausgestorben.

„Die Geburt ist eine natürliche, normale und gesunde menschliche Erfahrung. Die Körper der Frauen sind geschaffen, um zu empfangen, die Entwicklung der Kinder zu fördern und zu gebären. Ihre Körper sind nicht fehlerhaft und zum Versagen verurteilt.“ (HypnoBirthing, Marie F. Mongan) 

Dass eine Krankenhausgeburt sicherer sei als eine außerklinische Geburt ist ein klassisches Ammenmärchen: „Denn eine Krankenhaus-Geburt bringt andere Risiken mit sich als eine außerklinische Geburt, in der Summe sind beide etwa gleich hoch. Die Statistiken der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe belegen die im Vergleich zur Krankenhausgeburt nicht erhöhten Gefahren einer außerklinischen Geburt.“

Meine Hebamme nannte das „Risikoverschiebung“ bei unserem „Hausgeburts-Aufklärungsgespräch“ vor einigen Wochen. Niemand kann hundertprozentige Sicherheit garantieren – ob zu Hause oder in der Klinik – ein Kind kann tot oder behindert auf die Welt kommen. Mit der gleichen Chance beziehungsweise dem gleichen Risiko.

Risikoverschiebung: Was unterscheidet die Hausgeburt von einer Krankenhausgeburt?

Dazu gibt es in Kürze einen ausführlichen Artikel. An dieser Stelle nur soviel:

Das größte Risiko zu Hause zu entbinden, liegt im Zeitverlust bei einer eventuell notwendigen Verlegung. Ob die Hausgeburt für eine Schwangere überhaupt möglich und geeignet ist – sowohl körperlich als auch seelisch – prüfen die betreuenden Ärzte und Hebammen in der Regel sehr genau. Die Kriterien sind recht streng und somit wird das Risiko von vornherein minimiert.

In der Klinik hingegen können die mangelnde Privacy (Hektik, fremde Menschen, grelles Licht, unangenehme Geräusche und Gerüche) und der Fokus auf medizinische Überwachung, den natürlichen Geburtsverlauf blockieren. „Unnötige und störende Eingriffe sind wesentlich häufiger, wenn die Geburt in einem Krankenhaus stattfindet. Es werden mehr Schmerzmittel eingesetzt, die Zahl der Saugglocken – und Zangengeburten sowie die Dammschnittrate sind höher, dafür ist aber die Zahl der voll gestillten Kinder niedriger.“

„Bei unkomplizierten Schwangerschaften deutet nichts darauf hin, dass die Hausgeburt einer Klinikgeburt in puncto Sicherheit unterlegen wäre. Das gilt für die mütterliche Gesamtmorbidität, das Risiko einer postpartalen Blutung oder die Notwendigkeit einer manuellen Plazentalösung. Bei mehrfachgebärenden Frauen ist die Hausgeburt in den genannten Punkten sogar weniger riskant“ (siehe „ÄrzteZeitung Hausgeburten„).

Zuversicht und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Egal wie gut die medizinische Versorgung in der Klinik auch sein mag, ich möchte lieber zu Hause gebären. Ich weiß, dass ich das kann. Ich vertraue der Natur, meinem Körper und meinen Fähigkeiten. Ich vertraue meiner Hebamme und darauf, dass unser Sohn und ich die gemeinsame Reise gut meistern werden.

Seltsamerweise bin ich mir sicher, dass all die zusätzlichen Hebammen und Ärzte bei der ersten Geburt nicht notwendig waren. Ganz im Gegenteil empfand ich die Anwesenheit des Klinikpersonals als störend und unangenehm. Letztendlich habe ich ja meine Tochter geboren – nur nicht so wie ich es wollte.

Ich wünsche mir, dass ich dieses Mal unseren Sohn zur Welt bringen darf, wie es sich gut anfühlt für mich. Dass ich bestimmen darf, wie ich mich bewege, was ich mache, wie ich atme und bin. Dass ich frei sein darf.

„When you change the way you view birth,
the way you birth will change.“Marie F. Mongan

(Wenn Du Deine Sichtweise auf die Geburt änderst, wird sich die Art und Weise wie Du gebärst verändern.)

 

Footnotes    (↵ returns to text)

  1. Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 16.
  2.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 35.
  3.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 44.
  4.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 44.
  5.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 33.
  6.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 30.
  7.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 44.
  8.  Odent, Michael: Geburt und Stillen (2010), 54.

Comments 35

  1. Maria

    Hallo liebe Kathrin!
    Ich wollte Dir schon lange für Deinen tollen Blog danken! Ich habe kurz nach der Geburt meines zweiten Sohnes Deinen Geburtsbericht Deines Mädchens gelesen. Mich hat er so traurig gemacht und ich hab mich geschämt das meine Geburts so einfach war. Wir haben es nicht mehr in die Klinik geschafft und so kam unser Kleiner spontan zu Hause auf die Welt. Erst war der Schock natürlich groß, aber als ich ihn im Arm gehalten habe und gesehen habe das es ihm gut geht, war es einfach nur wunderbar. Mein Mann wollte immer in die Klinik. Als ich mit der Idee eines Geburtshauses kam war er schon nicht begeistert. Und dann kam alles ganz anderst und er war auf einmal die Hebamme 🙂
    Wenn ich doch noch ein Drittes kommen sollte, wünsch ich mir dann eine geplante Hausgeburt mit Hebamme 😉
    Aber die Reaktionen von einigen sind echt seltsam, wenn sie hören das der Kleine zur Hause auf die Welt gekommen ist. Oh Gott, was hätte alles passieren können, da habt ihr aber Glück gehabt oder warum bist Du nicht gleich in die Klinik!!!
    Sowie Du schon geschrieben hast, gibt es in der Klinik viele Dinge die einen Geburtsverlauf negativ beeinflussen können. Und man liest so wenig von Hausgeburten wo es zu schlimmen Komplikationen gekommen ist. Die meisten die eine Hausgeburt hatten, waren begeistert.
    Ich will Klinikgeburten nicht verteufeln! Mein Großer kam 8 Wochen zu früh auf die Welt und ich war sehr froh das ich in der Klinik war!
    Ich wünsche Euch für die Geburt des zweiten Nestlings alles Liebe und Gute und das es so wird wie Ihr Euch das wünscht.
    Ganz liebe Grüße
    Maria

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      Kathrin

      Na Du bist ja lustig! Schlechtes Gewissen, weil Deine erste Geburt so unkompliziert verlief 🙂
      Vielen lieben Dank für Dein Feedback und Deine Wünsche!! Ich bin voll bei Dir – es ist gut, dass es medizinisch betreute Entbindungsstationen gibt, allerdings fände ich eine objektive Aufklärung und eine echte Wahl (sofern die Voraussetzungen stimmen) sehr wünschenswert!

      LG
      Kathrin

  2. Johanna

    Was für eine wundervolle Entscheidung! Seit der Geburt meines Sohnes (Kaiserschnitt) träume ich von einer Alleingeburt zuhause, im Wald, in der Wanne. Ich wünsche euch beiden eine fantastische, selbstbestimmte und natürliche Geburt!

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  3. Patricia

    Vielen Dank für diesen tollen und aussagekräftigen Bericht. Es ist wirklich so. Geburt Nr. 1 im Krankenhaus empfand ich als sehr fremdbestimmt und übergriffig. Plötzlich entschieden andere über meinen Kopf hinweg. Dabei war ich doch so gut informiert und wollte einfach nur auf meinen Körper hören! Was für eine tolle Geburt wäre es geworden, wenn man mich gelassen hätte. Geburt Nr. 2 war leider still, aber dennoch kraftvoll und – obwohl mitten im KH – ganz allein. Geburt Nr. 3 sollte eigentlich eine Hausgeburt werden. Ich hätte es mir so sehr gewünscht. Und da ist ein bisschen mein Problem mit der Forderung nach Selbstbestimmung. Nein, nicht mit der Selbstbestimmung. Die müssen die Frauen unbedingt haben. Wir haben monatelang alles für eine Hausgeburt vorbereitet, bis uns die Hebamme abgesprungen ist. Alles, was vorher nach ihren Aussagen kein Problem war, wurde in 38. SSW für sie plötzlich doch eins. Ich fand zu diesem späten Zeitpunkt keine Hausgeburtshebamme mehr, die mich annehmen wollte, nicht mal das Geburtshaus. (Es ging um einen fraglichen Schwangerschaftsdiabetes). So. Und hier bin ich an einem Punkt, da kann ich nicht mehr wählen. Da geht „Hausgeburt“, so gut und sinnvoll das auch ist, plötzlich nicht mehr. Und wir reden in meinem Fall weder von BEL, noch von Zwillingen. Sondern von einer Mehrgebärenden mit einer möglichen Schwangerschaftsdiabetes, die aufgrund eines OGGT diagnostiziert wurde, der bei mir (magenoperiert) nie gemacht werden hätte dürfen. (Was ich aber nicht wusste – das Zeug mixen die Arzthelferinnen zusammen, ich hab den Beipackzettel nie gesehen. Mein Wert war grenzwertig und man hat einfach gesagt ja, ich hätte das. Von einer einzigen Messung. Wenn ein Wissenschaftler so arbeiten würde, würde man ihm das um die Ohren hauen.)Wenn niemand bereit ist, mich zu außerklinisch zu betreuen – habe ich genau zwei Möglichkeiten: Entweder ich zieh’s alleine durch, aber der Typ bin ich nicht. Eine passive, zuversichtliche Hebamme im Hintergrund greifbar zu haben, beruhigt mich. Oder ich begebe mich in die Klinik und laufe Gefahr, mich wieder all dem auszusetzen. Ich habe Jahre unter der Geburt meiner Tochter gelitten. Ihr Geburtstag, der doch Anlass zur Freude sein sollte, war für mich der Jahrestag meiner Geburtsvergewaltigung. Alle Frauen, die – aus welchen Gründen auch immer – von Hausgeburtshebammen abgelehnt werden, können nur alleine gebären oder eben doch in der Klinik. Da hat man dann meist die Wahl zwischen Pest und Cholera, wenn man Glück hat, zwischen Pest und einer sehr schweren Grippe. Wir sind 150 km gefahren, in ein sechstes, sehr kleines, aber menschenfreundliches KH, um die Geburt zu kriegen, die wir wollten. In den anderen fünf(!) Kliniken hier im Radius von 30 km wollte man sich auf unsere Wünsche nicht einlassen. Wenn es weiter weg nicht geklappt hätte, ich hätte vermutlich genauso eine schlimme Geburt wie damals erlebt, in dem vollen Bewusstsein, da nochmal durch zu müssen. Was ist mit Grenzfällen wie mir? Und was ist mit all den Frauen, bei denen von vornherein ein KS feststeht?Auch sie würden vielleicht gerne selbstbestimmt gebären, haben aber ebenso keine Wahl. Ihre Auswahlmöglichkeiten werden immer kleiner. Sie können vielleicht noch wählen zwischen einer Klinik mit zwei Stunden Aufenthalt im Aufwachraum und einer mit OP-Bonding. Nicht die Hausgeburt allein ist die Lösung, in den Kreißsälen muss sich verdammt noch mal was ändern. Denn es ist nicht entscheidend, wo wir geboren werden. Sondern wie.

  4. ValiB.

    Vielen Dank für diese Zusammenfassung. Ich bin mit Baby Nummer drei schwanger. Erstes Kind kam in der Klinik mit allen negativen Folgen die oben beschrieben sind (Kristeller, keine Privacy, Dammschnitt, Stillen ging nicht, unglaublich viele Leute im Kreißsaal, musste am Rücken liegen, obwohl ich hocken wollte, Beine wurden mir hochgezogen, der Kopf brutal runter gedrückt und mein Sohn mir blutig und schleimig auf die nackte Haut geklatscht.
    Ich hätte ihn gerne vorher in ein Tuch gewickelt. Oder ihn eben genommen, sobald ich selbst psychisch dazu bereit war. Das erste was ich von meinem ersten Kind dachte war „Wäh, bitte gebt ihn runter von mir!“.

    Meine Tochter kam dann aus all den Gründen zu Hause, gemeinsam mit der Hebamme zur Welt. Ich durfte tun und lassen was mir gut tat, war vollkommen in mir. Die Geburt rasch und einfach, die Bindung bis heute wesentlich intensiver als zu meinem Sohn. Stillen klappte toll und ich war relativ rasch wieder auf den Beinen. Und auch mein Sohn war zu Hause, als seine Schwester zur Welt kam und profitiert heute noch von diesem Erlebnis. Daher will er bei dem derzeitigen Bauchbewohner auch wieder dabei sein.

    Ein Hoch auf all die tolle Hausgeburtshebammen, die die Kompetenz, die Ruhe und Sicherheit haben uns Frauen so zu begleiten, wie wir es brauchen, uns Frauen sein lassen und die Kraft aus uns selbst zu schöpfen!

  5. Minou

    Ich bin im Nachhinein froh, dass ich schon immer Hausgeburten bevorzugte (dank einer HG-Hebamme im Freundeskreis), und als es dann soweit war, auch gleich wusste, was zu tun war.
    Angst hatte ich zu keinem Zeitpunkt, die Schwangerschaft war komplikationslos und ich hab eine Hebammen-freundliche Gynäkologin gesucht… In der niederländischem Studie schneiden Hausgeburten vorbildlich ab, eine weitere aus Vancouver bestätigt das Ergebnis. Die WHO empfiehlt Hausgeburten, erklärt sie als sicher (hierzulande), äußert dagegen Bedenken bezüglich der hohen KS-Rate und dem leichtfertigen Intervenieren ohne medizinische Notwendigkeit. Was spricht noch dagegen??
    So kam es, dass ich völlig entspannt und zuversichtlich auf die Geburt im Geburtspool im Wohnzimmer entgegen schaute. Es lief völlig komplikationslos, dennoch keineswegs schmerzfrei! (obwohl ich das im Voraus heimlich hoffte- ich möchte nichts beschönigen).
    So schön, ein solch intimes Erlebnis ausschließlich mit Vertrauenspersonen zu erleben, an dem Ort, an dem man sich am wohlsten fühlt. Sich nach der anstrengenden Nacht einfach ins Bett zu legen- zu dritt. 🙂
    Ich wollte nie wieder wo anders gebären (ich kenne auch genug Geschichten. Ich hoffe SEHR, dass das beim nächsten Mal noch möglich ist!
    Ich habe übrigens immer „ich PLANE zuhause zu entbinden“ geantwortet. Um mich nicht ZU sehr drauf einzuschießen, es kann ja doch immer etwas dazwischen kommen.
    Eine schöne Geburt wünsche ich dir.

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  7. Agnes

    Ernsthaft? Die Nabelschnur war viermal um den Hals gewickelt und die Herztöne des Kindes wurden schwächer, aber alles, was Dich daran interessierte und interessiert, ist der Widerwille, eine für Dich angenehme Gebärposition aufgeben zu müssen? Das wirkt ein wenig so, dass alle Deine Achtsamkeit nur auf Dich statt auf das Kind gerichtet war. Gut, dass die anderen für Dich an das Wohl des Kindes gedacht haben…!
    Gerade aus Deiner Schilderung – ungeachtet aller übrigen etwaigen Vor- und Nachteile einer Hausgeburt – wird deutlich, dass eine unter Schmerzen nicht mehr an das Kind denken könnende Frau bei einer Geburt eben nicht ausschließlich auf sich selbst vertrauen kann. Oder hätte ein totes oder behindertes Kind (wahrscheinliche Folge bei längerem Sauerstoffmangel) die Qualität des Selbsterfahrungstrips womöglich gar nicht gemildert?!

    Sicher soll der Mutter das Gebären nicht unnötig erschwert werden, aber Hauptperson ist nicht sie, sondern das Kind!

    1. Minou

      Naja, es war ja anscheinend nicht so bedenklich, als dass man das Baby dringend per Notkaiserschnitt hat holen müssen- denn dazu kam es ja nicht. Nabelschnur mehrmals um den Hals ist nichts völlig außergewöhnliches und keine Garantie für Sauerstoffmangel und Behinderungen. Sonst wäre das wohl passiert!
      Jedenfalls hätte es ja sein können, dass die Geburt im Becken in aufgerichteter Position die Zange verhindern hätte können. Denn Dammschnitt natürlich auch.

    2. Marlis

      Dass Babys ihre Nabelschnur um den Hals gewickelt haben, ist nicht ungewöhnlich und nicht so dramatisch, wie es klingt. Nabelschnüre sind Gartenschläuchen nicht unähnlich: sehr festwandig und verwindungssteif. Es ist nicht möglich, in einen gefüllten Gartenschlauch einen abbindenden oder auch nur engen (einen Babyhals abdrückenden) Knoten zu machen oder ihn per Hand zuzudrücken. Es gibt ungünstige Positionen, wo eine Nabelschnur um den Hals Probleme machen kann. Besonders, wenn sie etwas kurz ist. Aber bei einer normalen Kopf voran Geburt und normal langer Nabelschnur, ist es unproblematisch. Abwickeln und gut.

  8. Sandy Brückmann

    Grundsätzlich finde ich den Blog sehr schön, aber bei dem Thema Hausgeburt reagiere ich sensibel. Ich finde es schlichtweg gefährlich eine hausgeburt zu empfehlen. Hätte ich mich dafür entschieden, wäre meine Tochter bereits eine Halbwaise. Man setzt für die wohlfühlatmosphäre, seine eigene und die Gesundheit des Kindes aufs Spiel? Ist es das wert? Klar kann alles gut gehen – muss aber nicht. Und auch im Familienkreis ist bereits eine hausgeburt nicht gut verlaufen. Eine Geburt kann eben auch schlecht verlaufen, wenn vorher nichts darauf hin gedeutet hat und gerade Frauen die noch kein Kind bekommen haben, wissen gar nicht was da auf sie zu kommt. Und über die Schief gegangen hausgeburten wird viel zu viel geschwiegen, zum Teil, weil die Mütter Angst vor der Reaktion haben. Aber es gibt sie zu genüge, die hausgeburten die nicht gut verlaufen sind. Ich finde daher das propagieren der hausgeburt für absolut fahrlässig.

    1. Post
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      Kathrin

      Liebe Sandy,

      Hausgeburt heißt doch nicht Alleingeburt. Ich wurde von einer sehr erfahrenen Hebamme, gegen Ende sogar von zwei erfahrenen Hebammen begleitet. In meinem Fall befand sich das Krankenhaus mit Kinderklinik direkt auf der anderen Straßenseite (das Helios in Krefeld). Ich kann verstehen, dass Frauen sich eine Hausgeburt nicht vorstellen können oder Angst davor haben. Für diese ist es sicherlich wesentlich besser und sicherer in ein Krankenhaus zu gehen. Aber welche Frau hat heute in einem Krankenhaus noch den Luxus alleine von zwei Hebammen betreut zu werden? Es passiert nicht selten, dass eine Hebamme für zwei oder gar mehrere Frauen zuständig ist. Das soll sicherer sein? Eine Geburt ist immer ein Risiko. Ob im Krankenhaus oder zu Hause. Ich finde, dass jede Frau für sich selbst entscheiden dürfen sollte, welchen Weg sie bevorzugt.

      Liebe Grüße
      Kathrin